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Sachsen fördern - Regionen stärken
Die Finanzkrise zeigt: Unser Wirtschafts- und Finanzsystem ist nicht von Natur aus stabil. Mitte Juni 2009 sprachen sich die Staatschefs der so genannten BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China für ein "stärker diversifiziertes" Währungssystem aus [1].
Bernard Lietaer, ehemaliger EZB-Bankier stellt im Wirtschaftsmagazin brandeins fest
"Wir müssen uns von der globalen Monokultur des Bankengelds als einzigem Zahlungsmittel verabschieden. Wir brauchen eine Vielfalt von Währungssystemen ebenso wie eine Vielfalt von unterschiedlichen Akteuren, die sich auf den unterschiedlichsten Kanälen miteinander vernetzen." [2]
Darüber hinaus werden Stimmen laut, die eine "Ökonomie der Nähe" fordern, die auf das Selbsversorgungspotential der Regionen ebenso hinweisen wie auf den Vorteil kurzer Transport- und Arbeitswege.
Zielsetzung Sachsens sollte es sein, ein mehrschichtiges Währungssystem zu etablieren und damit das Finanzsystem auf regionaler Ebene zu stabilisieren. Dazu sollten neue Finanz-Werkzeuge wie
- Regiogeld,
- Regionalfonds,
- Beteiligungsgenossenschaften, und
- Bartersysteme
etabliert und miteinander kombiniert werden.
Sie würden helfen,
- die Kaufkraft regional zu binden,
- regionale Wirtschaftscluster zu verdichten,
- den Grad der regionalen Selbstversorgung zu erhöhen, und
- kurze Transportwege zu fördern.
Diese Ansätze würden der oben genannten Zielstellung nahe kommen, das bestehende Finanzsystem stärker zu diversifizieren und es auf regionaler Ebene zu stabilisieren.
Mit solchen Finanzwerkzeugen könnte zudem einer drohenden Kreditklemme entgegengewirkt werden, indem die Unternehmen der Regionen so miteinander verbunden werden, daß sie sich in der Lage sehen, von der gegenseitigen Kreditvergabe untereinander intensiver Gebrauch zu machen.
In Sachsen lassen sich vier Regionen identifizieren, deren Kommunen bereits daran arbeiten, sich in Form von Regionen zu formieren und miteinander auf dieser Ebene kooperieren:
- Region Dresden,
- Region Halle/Leipzig,
- Region Chemnitz, und
- die Lausitz.
Teilweise sind diese Regionen bundeslandübergreifend. Sie sind geprägt durch große Städte in zentraler Lage (Dresden, Chemnitz, Halle/Leipzig) oder durch Flächenstrukturen ohne größere Städte (Lausitz).
Es gibt verschiedene Vorhaben, die regionalen Wirtschaftsstrukturen zu stärken. Sachsen könnte in der aktuellen Situation einen Vorsprung erringen, indem es innovative Ansätze der Regionalentwicklung ein- und umsetzt. Der Aufbau regionaler Währungssysteme, die räumlich und zeitlich begrenzte Zahlungsmittel anbieten, stellt für jede Region eine Chance dar.
Moderne Finanzwerkzeuge wie Regiogeld, Regionalfonds oder Bartersysteme können zusätzlich und ergänzend zu den Einrichtungen des Euro-Systems implementiert werden.
Den Unternehmen und Wirtschaftsakteuren steht es frei, Geschäfte nicht nur in Euro, sondern auch in Regiogeld abzuwickeln.
Jeder Regio, der im Wirtschaftssystem den Besitzer wechselt, vermittelt regionale Wertschöpfung und knüpft neue Geschäftsverbindungen im regionalen Wirtschaftsnetzwerk.
Er stimuliert aufgrund seiner regionalen Bindung die Suche nach geografisch nahen Geschäftspartnern und forciert die Gründung neuer Unternehmen, die Produkte und Leistungen anbieten, die es bislang in der Region noch nicht gibt.
Auf diesem Wege setzen regionale Finanz-Instrumente einen Impuls, neue Arbeitsplätze zu schaffen und Unternehmen zu gründen. [3]
In jeder Region sollten diese innovativen Instrumente in Kooperation mit
- Sparkassen,
- Volksbanken, und
- anderen Finanzinstituten
umgesetzt werden, die regional verankert sind und die jeweilige Situation vor Ort gut kennen. Diese Institutionen könnten Konten und Kreditdienste in Regiogeld anbieten, wie das teilweise beim Regiogeld "Chiemgauer" im Chiemgau bereits realisiert wird. [4]
Die Systeme sollten durch Universitäten und Fachhochschulen begleitet und erforscht werden. Bei Erfolg existiert ein neues Werkzeug zur regionalen Wirtschaftsförderung sowie eine Stärkung der Regionen Sachsens.
Die Landesregierung kann diesen Prozess aktiv bestärken, indem sie Fördermittel für sächsische Projekte zu mindestens 20% in regionaler Währung vergibt, die dann von Land und Kommunen für Gebühren und Steuern als Zahlungsmittel anerkannt werden.
Kommunen können die Vereinsförderung bis zu 100% in regionalem Geld vergeben, wie dies in Vorarlberg praktiziert wird. [5]
In der globalen Wirtschaftskrise bietet sich auch für Sachsen die Chance, sich mit neuen innovativen Werkzeugen selbst zu helfen.
Statt einzelne Branchen zu fördern, wie dies auf Bundesebene mit der Abwrackprämie zugunsten der Automobilindustrie passierte, sollte der Branchenmix in den Regionen gefördert werden.
Langfristig ist eine breit aufgestellte und durch eine Vielfalt von Branchen und Unternehmen geprägte Wirtschaftsstruktur stabiler als die Konzentration auf wenige Wirtschaftsbereiche.
Die genannten Finanz-Werkzeuge befördern eine solche Vielfalt, da Geld branchenübergreifend fließt und Geschäftsverbindungen zwischen Unternehmen unterschiedlichster Branchen knüpfen hilft.
Darüber hinaus trägt ein regionaler Ansatz zur Dezentralisierung der Wirtschaftsstrukturen bei. Das Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung kommt in seiner jüngsten Studie für das Bundesministerium für Wirtschaft zu dem Schluß, eine Dezentralisierung auf vielen Feldern in Politik und Wirtschaft könne dem demografischen Wandel entgegentreten und neue Impulse für die Gesellschaft setzen. [6]
Die Studie entstand unter besonderer Berücksichtigung der Situation in den fünf neuen Bundesländern und ist damit insbesondere auch auf Bereiche in Sachsen übertragbar.
Der Sächsische Landtag sollte
- rechtliche Rahmenbedingungen für den Einsatz regionaler Währungssysteme schaffen
- regionale Währungssysteme fördern, indem
- Fördermittel anteilig in Regiogeld ausgezahlt
- Regiogeld als Zahlungsmittel für Steuern, Gebühren und Abgaben akzeptiert
- regionale Finanzsysteme als Werkzeug in Bereichen der Wirtschaftsförderung, Regionalentwicklung und in den Kommunen bekannt gemacht und weiterentwickelt werden
- sowie die wissenschaftliche Begleitung extierender und entstehender Systeme beauftragen.
Dabei sollte die Freiwilligkeit der Akzeptanz durch die Unternehmen der Regionen berücksichtigt werden.
Die bereits existierenden sächsischen Regiogelder und Regiogeld-Initiativen, die durch bürgerschaftliches und unternehmerisches Engagement entstanden sind, sollten dabei unterstützt und weiterentwickelt werden:
- http://www.zschopautaler.info
- http://www.elbtaler.de
- http://www.lausitzer.net + http://
- http://www.kalio.eu/rosentaler/
- http://www.erzregio.de
Quellenangaben
- [1] http://www.heise.de/tp/blogs/8/141430
- [2] http://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=2898&MenuID=130
- [3] http://www.regionales-wirtschaften.de/4.20.0.0.1.0.phtml
- [4] http://www.chiemgauer.info
- [5] http://www.talentiert.at
- [6] Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Demografischer Wandel - Ein Politikvorschlag unter besonderer Berücksichtigung der Neuen Länder