PP: "Eine Alternative zu Pharmapatenten"
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Dies ist die Übersetzung der englischsprachigen Seite an alternative to pharmaceutical patents der Piratpartiet.
Eine Alternative zu Pharmapatenten
Pharmapatente sind schädlich
Patente auf Medikamente, sogenannte Pharmapatente, haben viele negative Effekte.
- Pharmapatente verhindern, dass hunderttausende von Menschen in armen Ländern benötigte Medikamente erhalten, auch wenn diese vorhanden sind und ihr Leben retten könnten.
- Pharmapatente verdrehen die Prioritäten der Pharmaforschung, da es profitabler ist, Symptome von Wohlstandskrankheiten zu behandeln als arme Menschen von der Malaria zu heilen.
- Pharmapatente führen außerhalb jeglicher politischer Kontrolle zu immer weiter steigenden Kosten für Medikamente in Schweden und Europa.
Sind Pharmapatente nötig?
Trotz all dieser negativen Auswirkungen gibt es Menschen, die Pharmapatente verteidigen und sagen sie seien dennoch notwendig. Pharmaforschung ist sehr teuer, daher müssen wir ihre angemessene Finanzierung sicherstellen. Ansonsten würden wir in Zukunft keine neuen Medikamente mehr bekommen, was noch schlechter wäre.
- Weil es so einfach ist einen pharmazeutischen Wirkstoff zu kopieren, dessen Entwicklung Milliarden gekostet hat, müssen wir den Pharmaunternehmen leider Monopole auf neue Medikamente zugestehen, so die Verfechter von Pharmapatenten.
Aber das ist nicht wahr.
Der erste Teil des Argumentes ist natürlich richtig. Auf die eine oder andere Art müssen wir sicherstellen, dass erhebliche Summen Geldes für die Pharmavorschung vorhanden sind.
Aber die Behauptung, das System der Pharmapatente sei der einzig denkbare Weg dieses Geld aufzubringen, ist nicht wahr.
Die Regierung zahlt heutzutage für die Forschung
Bereits heute ist es aufgrund verschiedener Systeme umfassender medizinischer Versorgung der öffentliche Bereich (fortan "die Regierung" genannt), der für die Masse der in Europa verwendeten Medikamente bezahlt. Es ist die Regierung, die heute die Pharmaforschung finanziert, indem sie den Pharmaunternehmen hohe Preise für patentierte Medikamente zahlt.
Es gibt also kein Naturgesetz demnach Patente der einzige Weg sind, die Entwicklung neuer Medikamente zu erreichen. Wenn "die Regierung" in den verschiedensten Staaten die Forschung direkt finanzieren und die Ergebnisse frei zugänglich machen würde, wäre dies mindestens genauso vernünftig wie das heutige Modell, in dem die Regierung private Monopole für die Pharmaunternehmen schafft und erhält.
Die wichtige Frage ist, welches Modell die Pharmaforschung am effizientesten und kostengünstigsten finanziert. Niemand behauptet Pharmaforschung sei billig. Die durchschnittlichen Entwicklungskosten für ein neues Medikament betragen über eine Milliarde US Dollar.
Aber berücksichtigt man, dass "die Regierung" bereits einen Großteil der Einnahmen der Pharmakonzerne stellt, wäre es ein logischer erster Schritt, herauszufinden wie viel dieser Einnahmen wirklich für die Forschung aufgewandt wird.
Erfreulicherweise ist dies sehr einfach, da alle großen Pharmaunternehmen ihre Jahresberichte online zur Verfügung stellen. Als Beispiele können wir die Zahlen von Novartis, Pfizer oder AstraZeneca nehmen.
Sie geben alle ungefähr 15% ihrer Einnahmen für die Forschung aus. Die anderen 85% werden, laut ihren eigenen Zahlen, für andere Dinge benutzt. Diese Zahlen sind typisch für diese Industrie.
Die Frage ist also: liefert uns, den Steuerzahlern, das Patentsystem für das Geld, das wir für Medikamente ausgeben, wirklich den maximalen Betrag an Pharmaforschung? Oder gibt es Raum für Verbesserungen, wenn selbst die Pharmaunternehmen eingestehen, dass sie 85% des Geldes, das wir ihnen geben, für andere Dinge ausgeben?
Wenn die Regierung stattdessen 20% der momentanen Ausgaben für Medikamente direkt der Pharmaforschung zuweisen würde, gäbe es mehr Geld für die Forschung als heutzutage. Wenn die Ergebnisse frei zugänglich gemacht würden, wären die Pharmaunternehmen in der Lage, moderne Medikamente herzustellen, ohne selbst Geld für die Forschung auszugeben. Die Regierung müsste lediglich noch die tatsächlichen Substanzen bezahlen.
Patentfreie Medikamente sind preisgünstig
Wie würde es den Medikamentenpreis beeinflussen, wenn es keine Pharmapatente gäbe? Um diese Frage zu beantworten, betrachten wir unsere Erfahrungen mit patentfreien Nachahmerpräperaten. In diesem Marktsegment haben wir bereits die Situation, dass verschiedene (private) Medikamentenhersteller miteinander konkurieren, und die Regierung kauft von den preisgünstigsten und besten.
Und es funktioniert!
Laut einem Bericht der schwedischen Behörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimitteln(pdf auf Schwedisch) fallen die Preise durchschnittlich um 70%, wenn sie patentfrei werden (Seite 13 im pdf).
Im Fall von Nachahmerprodukten sprechen wir von Medikamenten, die mehr als 20 Jahre alt sind. Für neuere Medikamente veranschlagen die Pharmaunternehmen einen viel größeren Aufpreis, so dass die wirklichen Ersparnisse durch das Abschaffen von Pharmapatenten mit großer Sicherheit mehr als 70% betragen werden. Aber lasst uns weiter konservativ bleiben und diese Zahl benutzen.
Halbierung der Kosten, mehr Geld für die Forschung
Der Preis für eine Substanz würde auf 30% fallen, wenn wir uns der Patente entledigen. Addiert man 20% zur Finanzierung zukünftiger Forschung, wie sie hier beschrieben wurde, so haben wir die Ausgaben der Regierung auf 50% des aktuellen Standes gekürzt. Wir konnten die Kosten halbieren und trotzdem die Ausgaben für die Pharmaforschung erhöhen.
Ist diese Idee es nicht wert erforscht zu werden?
Welche Argumente gibt es für den Erhalt von Pharmapatenten, die Ablehnung von Kostensenkungen und anderer möglicher Vorteile?
Zusammenfassung
Fassen wir die Hauptpunkte dieses Vorschlages zusammen:
- In Europa ist, dank umfassender medizinischer Versorgung, bereits heute die Regierung für die meisten Einnahmen der Pharmaindustrie verantwortlich.
- Die Pharmaunternehmen geben, laut eigener Zahlen, 15% ihrer Einnahmen für die Pharmaforschung aus. Die verbleibenden 85% werden für andere Dinge (zum größten Teil Marketing und Gewinne) verwendet.
- Wenn die Regierung stattdessen 20% ihrer momentanen Ausgaben für Medikamente direkt für die Pharmaforschung ausgeben würde, dann wäre mehr Geld für die Forschung vorhanden. Die Pharmaunternehmen müssten keine Forschung mehr selbst durchführen. Folglich gäbe es auch keinen Bedarf für Pharmapatente, da die Unternehmen keine Forschungskosten wieder hereinbekommen müssten.
- Ohne Patente fällt der Preis der tatsächlichen Substanzen um mindestens 70%, wenn sie auf dem freien Markt mit Konkurrenz hergestellt werden anstatt von einem Monopolisten.
Also: Verglichen mit dem heutigen System lägen die Kosten für die Regierung bei 20% (für die Forschung) plus 30% (für die Substanzen). Insgesamt 50% der heutigen Kosten und trotzdem mehr Geld für die Forschung als heutzutage.
Realistisch auf europäischer Ebene
Ein offensichtliches Gegenargument ist, Schweden könne dies nicht alleine vernünftig durchführen. Das ist wahr. Aber auf europäischer Ebene ist es durchaus machbar.
Wenn die europäischen Regierungen wollen würden, könnten sie sich ganz einfach für die Abschaffung der Pharmapatente entscheiden und stattdessen entsprechende Beträge direkt für die Pharmaforschung aufwenden. Ob ein Land Patente anerkennt oder nicht, hängt allein von der Entscheidung der Legislative dieses Landes ab. Und es ist bereits heute die Regierung, die in allen europäischen Staaten den Großteil der Pharmakosten trägt.
Europa ist sowohl groß wie reich genug, um sowohl einen beträchtlichen Anteil der globalen Pharmaforschung zu leisten, so dass niemand uns vorwerfen kann zu schmarotzen, als auch den diplomatischen Druck auszuhalten, der ohne Zweifel auf uns ausgeübt werden wird.
Also, noch einmal die Preisfrage:
Welche Argumente gibt es für den Erhalt von Pharmapatenten, die Ablehnung von Kostensenkungen und anderer möglicher Vorteile?
Die Position der Piratpartiet
Die Piratenpartei will als langfristiges Ziel Pharmapatente abschaffen, ist sich aber im Klaren darüber, dass es hierzu eines alternativen Systems zur Förderung der Pharmaforschung bedarf. Wir glauben, dass die Einführung eines neuen Systems auf europäischer Ebene geschehen sollte.
Wir bitten die schwedische Regierung dringendst, die Effekte verschiedener alternativer Systeme, wie das hier vorgestellte, zu untersuchen und Schritte einzuleiten, das Thema auf die politische Tagesordnung in Europa zu setzen.