NRW:Arbeitskreis/Bildungspolitik/Programmentwürfe/Hochschule2
Dies ist der Entwurf von Johannes Rehborn und Peter Horstmann zum Thema Hochschulen.
Programm Hochschulen
Wie in der Präambel dargelegt, lässt sich der Wandel unserer Gesellschaft in eine Informations- & Wissensgesellschaft nicht aufhalten. Von daher sehen wir die Gesellschaft in der Pflicht, dass jedem Menschen/Bürger die Chancen auf eine Hochschulbildung offen stehen.
Studiengebühren
Studiengebühren führen - neben vielen anderen Faktoren - dazu, dass viele junge Menschen von einer Laufbahn an den Hochschulen absehen. Dies stellt nicht nur eine Einschränkung des Menschenrechts auf Bildung dar, sondern ist im Hinblick auf die soziale und wirtschaftliche Zukunft Deutschlands auch unverantwortlich und führt zu einer finanziellen und sozialen Selektion der Studienwilligen.
Daher fordern wir den freien Zugang zum Hochschulstudium und die Abschaffung der zurzeit in Nordrhein-Westfalen erhobenen Studiengebühren. Die (Aus-)Bildung von Studenten ist Aufgabe der Gemeinschaft, da diese von gut ausgebildeten Akademikern profitiert. Daher ist auch die Finanzierung dieser Ausbildung von der Allgemeinheit zu tragen.
Studienfinanzierung
Durch den Bologna-Prozess wurde die Studienzeit der meisten Studiengänge drastisch verkürzt, ohne, dass dabei auch der zu vermittelnde Stoff verkürzt wurde. Diese Stoffverdichtung führt natürlich zu einer deutlich höheren Arbeitsbelastung der Studierenden, weshalb es mit den Bachelor-/Master-Studiengängen kaum noch möglich ist, neben dem Studium zu arbeiten, um dieses zu finanzieren.
Aus diesen Gründen rückt das Bafög natürlich deutlich stärker in den Mittelpunkt der Studienfinanzierung. Die 584€ BAföG-Höchstsatz sind jedoch in unseren Augen keineswegs ausreichend, um den Bedarf eines Studenten wirklich decken zu können. Auch die hohen Anforderungen, um Bafög zu beziehen, sind überzogen.
Wir fordern folglich das Bafög auf einen Satz anzuheben, welcher jedem Studenten ein vernünftiges Leben ermöglicht, ohne den Zwang sich etwas hinzuverdienen zu müssen.
Weiterhin fordern wir das Bafög Elternunabhängig zu gestalten. Die aktuelle Situation führt oftmals dazu, dass Kinder im Zweifel ihre Eltern auf Zahlung von Unterhalt verklagen müssten, was offensichtlich nicht praktikabel ist. Jeder Student sollte unabhängig vom Einkommen der Eltern in der Lage sein Bafög zu beziehen.
Bologna-Prozess
Der Bologna-Prozess, der in der Erklärung von Bologna seinen Anfang nahm, hatte eigentlich nur ein Ziel: Die Internationalisierung und Vergleichbarkeit der Studienabschlüsse. Es sollte in jedem Land, das diese Erklärung unterzeichnet hat, klar sein, was derjenige studiert hat und was er innerhalb dieses Studiums geleistet hat.
Doch was wird heute mit dem Bologna-Prozess identifiziert? Anwesenheitspflicht in Vorlesungen, Überlastung der Studenten und hohe Abbrecherquoten. Die Universitäten scheinen mit der Reform vollkommen überfordert zu sein. Aus diesem Grund fordern wir, dass die Universitäten sich auf die Kernbereiche des Bologna-Prozesses konzentrieren.
Bildung soll mehr als eine reine Ausbildung sein. Die absolute Verschulung der Studiengänge ist grundsätzlich abzulehnen. Es soll jedem Studenten wieder ermöglicht werden, ein Studium Generale durchzuführen. Wir werden die Universitäten wieder selbst festlegen lassen, wie lange ein Bachelor-Studium dauern soll.
Abschließend setzen wir uns dafür ein, dass jeder Student nach qualifiziertem Abschluss seines Bachelors ein Anrecht auf einen Masterplatz hat.
Optional: Demokratisierung der Hochschulen
Hochschulen sind Körperschaften des öffentlichen Rechts, die sich selbst demokratisch verwalten. Dies wäre zumindest die ideale Situation in Nordrhein-Westfalen. Fakt ist jedoch, dass die Hochschulen seit einiger Zeit kaum noch Einfluss auf ihre eigene Entwicklung haben.
Wirkliche Einflussmöglichkeiten an der Hochschule hat nur der Hochschulrat, der als Art Aufsichtsrat über die Belange der Universität entscheidet. Nach aktueller Gesetzeslage soll sich der Hochschulrat zu mindestens 50% aus Externen und maximal zu 50% aus Hochschulmitgliedern zusammensetzen. Es ist durchaus aber auch möglich den Hochschulrat komplett aus Externen zu bilden. So entscheiden Wirtschaftsbosse über die Belange der Universität, mit der sie in keinster Weise verbunden sind. Zum Beispiel sitzt im Hochschulrat der Universität Münster Thomas Middelhoff, der für die Misere des Großkonzerns Arcandor mitverantwortlich zeichnet und sich nun wegen Untreue vor Gericht verantworten muss.Dieses undemokratische Mittel sieht keinerlei Mitwirkungsmöglichkeiten der Studierenden vor, die immerhin mit Abstand die größte Gruppe an der Universität sind.
Unter anderen wählt der Hochschulrat das Präsidium der Universität und kann so an den Entwicklungs- und Wirtschaftsplänen der Universität im eigenen Interesse mitbestimmen.
Wir fordern die sofortige Abschaffung dieses undemokratischen Gremiums, um die demokratischen Strukturen innerhalb der Universität wieder herzustellen. Weiterhin fordern wir eine Änderung der Zusammensetzung der Senate der Universitäten. Aktuell stellen die Professoren an den meisten Universitäten mindestens 50% der Stimmberechtigten Mitglieder des Senats. Die Studenten und die Mitarbeiter der Universität sind zumeist deutlich in der Minderheit. Folglich fordern wir eine Gleichberechtigung von Mitarbeitern, Studenten und Professoren. Jede dieser Gruppen sollte 1/3 der stimmberechtigten Mitglieder stellen dürfen, wobei die wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter jeweils zur Hälfte vertreten sein sollten.
Optional: Verfasste Studierendenschaft
In einigen Bundesländern mit CDU-Regierungen wurden die verfassten Studierendenschaften stark eingeschränkt oder sogar komplett abgeschafft. Diesem Trend stellen wir uns entschieden entgegen. Die verfasste Studierendenschaft ist als Interessenvertretung der Studenten unverzichtbar. Sie versetzt zudem die heranwachsenden Bürger unseres Landes in die Lage Demokratie zu erlernen, zu gestalten und aktiv zu erleben, weshalb wir uns für eine Erhaltung dieser demokratischen Strukturen einsetzen.