NDS:Hannover/AG Lehrmittelfreiheit/Notebooktagung 2009-11-06
Notebooktagung 2009 in der IGS Roserbruch am 6.11.09
Dieses Tagung ist eigentlich nur für Lehrer und wird von einem Verein mobiles lernen n21 (notebooks für Niedersachsen) veranstaltet, der wohl von den Sparkassen und der Landesregierung im wesentlichen gefördert wird (weiter habe ich mich nicht gekümmert). Es waren ca. 300 Leute da, die in 20 Schulkassen Vorträge hörten. Dazu gab es eine kleine Ausstellung von Firmen, die Schulbücher (auch digitale), notebooks, Schulbänke (mit versenkbaren Monitor), digitale Tafeln …. verkaufen und das Essen sponserten. Ich konnte mich da problemlos anmelden.
Ich war bei einem Vortrag einer Frau Birgit Witte aus Dassel (Paul-Gerhard-Schule), die seit 2001 notebookklassen des Gymnasiums im Fach Deutsch betreut.
Das geht so:
In Klasse 5 können die Eltern die Kinder zum notebook-Zweig anmelden. Die Schule organisiert die Sammelbestellung eines 12-zoll-notebooks, das die Eltern bezahlen. Derzeit Dell-Kompakt mit 1,4 kg und 4 Jahren Versicherung für 365 Euro.
Die Eltern zahlen außerdem den Beitrag im Förderverein, der normale Schulbücher ausleiht aber auch die Lizenzen kauft. Den Beitrag wusste Frau Witte nicht (40 Euro?).
Im ersten halben Jahr der 5. Klasse (im Rahmen eines Faches AT = Arbeitstechnik) lernen die Kinder Arbeiten am PC, besonders die Organisation der Arbeit, aber auch Programme bis hin zu Powerpoint.
Dann wird ihr Notebook vorbereitet: vor der Anmeldung muss man sich entscheiden, ob man sich bei der Schule oder im privaten Teil anmeldet. Auf dem Schulteil sind alle benötigten Programme (und digitale Schulbücher, die es wohl für Bio, Geschicht und Deutsch (Deutsch Ideen digital (Schoedel?))).
Natürlich ist eine digitale Tafel für den Unterricht notwendig, die Leinwand ist fest mit einem Beamer verbunden und funktioniert wie ein touchscreen.
Sie hat dann eine Unterrichtsstunde der 7. Klasse vorgeführt, wobei ich von den Möglichkeiten echt begeistert war. Ich will mal versuchen zu erklären.
Es ging um Beschreibungen. Es wurde also eine Maschine gezeigt und die klasse versuchte, sie zu beschreiben. Dazu wurde handschriftlich an der Tafel im gleichen Bild eine Mindmap erstellt. Dann erfanden und malten die Kinder selbst Maschinen, schickte die anderen über den Schulserver zu, die nun eine Beschreibung machen mussten. Eines der notebooks der Kinder wurde dann an die große Tafel angeschlossen und das Ergebnis gemeinsam besprochen (die Arbeit mit handschriftlichen Notizen versehen). Zum Schluss wurde noch eine richtig schwierige Maschine gezeigt und daran die Grundprinzipien einer Beschreibung verdeutlicht- dazu gab es auch Text.
Andere Techniken waren: Arbeitsblätter bearbeiten und ins Portal stellen – Lehrer kontrolliert zu Hause - Diktate werden am Rechner geschrieben (Rechtschreibkorrektur ist natürlich ausgestellt) und evtl. im Rahmen einer Schreibkonferenz (Wordfunktion) von anderen Schülern korrigiert – Gemeinsames Arbeiten an einem Dokument – Fächerübergreifendes Lernen (die oben erwähnten Maschinen werden in „Kunst“ gemalt und in „Deutsch“ beschrieben.
Ein sehr eindrücklicher Vortag der auch die vielen Schwierigkeiten nicht außer Acht ließ: Dazu hatte sie noch eine Folie, anhand der sie die Herausforderungen beschrieb: Für Lehrer: Infrastruktur, Administration, geschultes Personal (das mindestens 2 Jahre hiermit arbeitet) Für Eltern: materielle Unterstützung, Erziehung im bewussten Umgang mit dem Medium Für Schüler: Verpflichtungserklärung (müssen unterschreiben, dass sie dabei bleiben, wie sie im Unterricht und zu Hause mit dem neuen Lernen umgehen) – eigenständiger Umgang mit Gerät (müssen sich selbst kümmern, wenn was mit Laptop nicht klappt – dazu hat Administrator Sprechstunden) – Schulische und außerschulische Arbeit (was damit gemeint was, weiß ich nicht mehr)
Die meisten Anwesenden wollten an ihrer Schule auch so etwas machen, standen aber praktisch bei Null. Ich war der einzige Nichtlehrer (vermutlich überhaupt nach der Art zu urteilen wie man mich bei der Anmeldung betrachtete. Wo ich mich mit: „ich bin von der Piratenpartei – das ist hier unser Thema“ vorstellte, fand ich einen Anflug von Sympathie aber kein Wissen über unsere Partei und auch kein Verständnis, dass sich eine Partei darum kümmert!
Als ich das Gespräch auf die Finanzierung brachte, war nicht viel Wissen vorhanden
Was ich gelernt habe:
Lehrer sind mit dem Heraussuchen der Arbeitsvorlagen für alle ihre Stunden überfordert und brauchen das, was wir heute noch Schulbuch nennen.
Lehrer interessieren sich für den Ablauf des Unterrichtes, wie das finanziert wird, ist ihnen egal (zu Recht finde ich). Hier sind die besseren Ansprechpartner die Elternvorstände oder, wenn es wie in Dassel organisiert ist, die Fördervereine.
Schulbücher werden derzeit normal gedruckt gekauft – wenn es sie digital gibt, dann nur zusätzlich (für 1 Euro mehr). Es gibt offenbar kein Zulassungsverfahren für rein digitale Bücher. Bei dem Verlag Klett habe ich mir ein digitaliseires Schulbuch angesehen: das war aber nur wie eingescannt. Das wirkte ziemlich altbacken gegenüber dem von Frau Witte vorgestellten „Deutsch Ideen Digital“, das offenbar aus powerpointfolien zusammengesetzt war.
Notebuchklassen sind schneller im Lernen, schon allein die Schüler das Durcheinander der Schulmaterialien nicht haben – die Frage ist nur: ist der Laptop da? Alles andere ist ja darin. Eine Erfahrung, die sich auch mit dem online spielen von Brettspielen bei mir deckt.
Das Wichtigste zum Schluss: Nur mit unserer Ideologie werden wir das Thema nicht besetzen können, wir brauchen unbedingt Expertenwissen. Lehrer, die Laptopklassen seit mindesten 2 Jahren haben – Elternvertreter aus Schulen mit Laptopklassen (wegen der Finanzen)- Schulbuchautoren – Leute, die Ahnung von den Zulassungsverfahren für Schulbücher haben.
--Junghänel 15:08, 7. Nov. 2009 (CET)