HSG:Bonn/SP-Wahl 2010

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Diese Seite dient der Koordination der Piraten-Hochschulgruppe an der Uni Bonn für die Wahl zum 32. Bonner Studierendenparlament, dessen Wahl im Januar 2010 statt finden wird.

Kandidaten

  • Angela Y. Kilian, Studiengang: Molekulare Biomedizin, Semester 9
  • Michael Christian Nuyken, Studiengang: Informatik (Diplom), Semester: 23
  • Karolin Köller, Studiengang: Ev. Theologie und Hermeneutik / Germanistik; Vgl. Literatur- und Kulturwissenschaft Semester: 5.
  • Martin Pahl, Studiengang: Volkswirtschaftslehre (Bachelor), Semester: 5
  • Julia U. Schramm, Studiengang: Politische Wissenschaft, Amerikanistik, Staatsrecht, Zeitgeschichte, Semester: 9

Ergebnis

Wir konnten 2 Sitze erringen. Angela und Michael werden im 32. Studierendenparlament die Piraten an der Uni-Bonn vertreten. Erste Nachrückerin ist Julia.

Wahlprogramm

Freier Hochschulzugang

Der Zugang zu Bildungseinrichtungen sollte allein von der Begabung eines Menschen abhängen. Die seit kurzem erhobenen Studienbeiträge stehen dem entgegen und halten viele Abiturienten, gerade aus finanziell schwachen Familien, trotz vorhandener Eignung davon ab, ein Studium zu beginnen. Unser Land kann es sich nicht leisten, dieses Potential dauerhaft brachliegen zu lassen, wenn die internationale Wettbewerbsfähigkeit in einer globalisierten Welt auch weiterhin gewahrt bleiben soll.
Die PIRATEN unterstützen daher den Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, der von der BRD unterzeichnet wurde, am 03.01.76 in Kraft getreten ist, und ein entgeltfreies Studium vorsieht:

Artikel 13
(1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht eines jeden auf Bildung an. Sie stimmen überein, daß die Bildung auf die volle Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit und des Bewußtseins ihrer Würde gerichtet sein und die Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten stärken muß. Sie stimmen ferner überein, daß die Bildung es jedermann ermöglichen muß, eine nützliche Rolle in einer freien Gesellschaft zu spielen, daß sie Verständnis, Toleranz und Freundschaft unter allen Völkern und allen rassischen, ethnischen und religiösen Gruppen fördern sowie die Tätigkeit der Vereinten Nationen zur Erhaltung des Friedens unterstützen muß.
(2) Die Vertragsstaaten erkennen an, daß im Hinblick auf die volle Verwirklichung dieses Rechts

c) der Hochschulunterricht auf jede geeignete Weise, insbesondere durch allmähliche Einführung der Unentgeltlichkeit, jedermann gleichermaßen entsprechend seinen Fähigkeiten zugänglich gemacht werden muß;
Auszug aus: Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, zitiert nach Wikipedia

Unterstützung des Bildungsstreiks

Die PIRATEN haben sich sehr früh mit den Bildungsstreikenden solidarisiert und sie auch aktiv unterstützt. Ein unbestreitbarer Verdienst der Bewegung ist, den Notstand in unserem Bildungssystem in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt und das Thema wieder auf die politische Tagesordnung gebracht zu haben. Die Ressonanz in den Medien sowie bei den Bürgern und Bürgerinnen war überwältigend positiv: Die große Mehrheit bekundete ihre Sympathie und hielt die Proteste für berechtigt und in dieser Form angemessen. Zwar haben bedauerlicherweise einige Linksextreme versucht, den Bildungsstreik für ihre Zwecke zu instrumentalisieren und mancherorts eine Spur der Verwüstung hintergelassen, dies ist aber keineswegs repräsentativ für den gesamten Bildungsstreik und gerade in Bonn hat man sich erfolgreich entsprechender Tendenzen entzogen, sodass der Protest hier sehr gemäßigt und konstruktiv verlief. Höhepunkt war wohl zweifelslos die friedliche Spontandemo zur Bonner Ratssitzung. Das ruhige und geordnete Auftreten der Studierenden hinterließ Eindruck, der Rat revidierte seine Position zum Dringlichkeitsantrag der LINKEN und sprach seine Solidarität aus. Kurioserweise führte eine ähnliche Aktion auf einer Sitzung des Uni Senats zu einem frühzeitigen Abbruch. Die "Gunst der Stunde" wurde von dem Senatsvorsitzenden Prof. Kräkel geschickt genutzt, um sich vor einem unbequemen Votum der studentischen Kommission zu den Studienbeiträgen zu drücken.
Wie Hohn muss vor diesem Hintergrund die Aufforderung des RCDS an die Streikenden wirken, sich besser in den universitären Gremien zu engagieren statt zu streiken, ausreichend Mitwirkungsmöglichkeiten wären angeblich vorhanden.
Wenn dem wirklich so wäre, warum sind dann die Studienbedingungen so schlecht, obwohl der RCDS an fast jeder Hochschule vertreten ist? Warum konnte der RCDS geführte ASTA in Bonn nicht maßgeblich zu einer Verbesserung der Lehre beitragen? Die Piraten wollen sich auf hochschulpolitischer Ebene engagieren, da wir glauben, hier tatsächlich einiges zum Positiven bewegen zu können. Doch weder konstruktive Mitarbeit in den Gremien noch Bildungsstreik wird für sich genommen zum Erfolg führen. Wir brauchen beides!


Frei zugängliches Wissen/Open Access

Mit öffentlichen Mitteln geförderte Forschung sollte auch frei öffentlich zugänglich sein. Leider gilt dies nicht für Publikationen in wissenschaftlichen Journalen. In der Regel ist die Universität dazu gezwungen, für die Nutzung von Dokumenten, die von den Mitarbeitern der Uni Bonn erstellt wurden, Gebühren zu zahlen. Grund ist hierbei, dass je nach Vertragsbedingung dem veröffentlichenden Verlag ein Verwertungsrecht zugestanden wird. Dadurch wird es Studenten erschwert, legal auf wissenschaftliche Ergebnisse zuzugreifen.
Eine Alternative, die den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen ermöglichen will, ist Open Access.
An anderen Universitäten wie der Uni Münster gibt es bereits Bestrebungen dazu, beispielsweise in Form des Online-Verzeichnisses MIAMI. Dieses ermöglicht es, Uni-Mitarbeitern und Doktoranden ihre Arbeiten offen zugänglich und kostenlos zu publizieren.
Diese Form der Verwertung ist nicht nur für Wissenschaftler bequem, sondern darüber hinaus von Vorteil für alle potentiellen Leser, die nun - ganz ohne Abogebühren - Zugriff auf Inhalte haben. Daher fordern die PIRATEN, dass die Uni die einzelnen Fachbereiche dazu anhält, ihre Artikel, Ergebnisse und Materialien nicht nur in teuren Journalen zu publizieren, sondern mindestens auch parallel dazu im Rahmen der eigenen Open Access-Möglichkeiten zeitnah zu veröffentlichen und keine Exklusivverträge mit Verlagen abzuschließen.
Darüber hinaus sollten sich die Lehrenden im Rahmen ihrer Möglichkeiten (zum Beispiel auf Kongressen, ihrer Mitgliedschaften in der DFG etc.) dafür einsetzen, die Open Access-Bewegung zu unterstützen und den gemeinnützigen Anstrengungen eigene Taten folgen lassen.

Ausbau der EDV-Infrastruktur

Die PIRATEN begrüßen den Ausbau der WLAN-Infrastruktur an der Universität Bonn, allerdings ist das Funknetz immer noch nicht flächendeckend auf dem Unigelände verfügbar. Außerhalb der Kernbereiche existieren immer noch zahlreiche Funklöcher, gerade in den Mensen ist die Verbindung oftmals schlecht.
Daneben besteht ebenfalls ein Bedarf nach weiteren Computerarbeitsplätzen, um die häufige Überlastung zu umgehen. Außerdem wären Gast-Zugänge, die den Zugriff auf ausgewählte Seiten ermöglichen. wünschenswert.

Datenschutz

Die PIRATEN unterstützen eine Vereinfachung des Uni-Lebens durch Mensa-Card etc. Allerdings bringen diese technologischen Vereinfachungen auch Probleme und Gefahren mit sich, die klar und deutlich hinsichtlich Sicherheit und Datenschutz reflektiert werden müssen. Gerne wird in der Diskussion leichtfertig darüber hinweggegangen, wie unsicher eine Digitalisierung des Uni-Lebens sein kann. So sind die RFID-Schließfächer im Juridicum im Prinzip leichter zu knacken als zuvor, da es mit dieser Technik möglich ist, alle Fächer gleichzeitig zu öffnen. Diese Probleme wurden in der Vergangenheit im Studierendenparlament sehr ideologisch aufgeladen diskutiert. Die PIRATEN möchten an dieser Stelle mehr Sachlichkeit, Pragmatismus und Sachverstand in die Debatte einbringen. Prinzipiell fordern und fördern die PIRATEN einen offenen Umgang mit Technologien, sind sich aber über potentielle Gefahren auf diesem Gebiet bewusst.

Nutzung der Studiengebühren

Studiengebühren lehnen wir als sozial ungerechte Maßnahme kategorisch ab. So lange sie erhoben werden, ist es jedoch wichtig, sie sinnvoll einzusetzen. Leider ist die Verwendung der Studiengebühren aber diffus und nicht transparent genug. Welche Beträge wie verwendet werden, ist nicht klar und deutlich. Daher begrüßen die PIRATEN das Engagement vieler Fachschaften und Institute, die zusätzliche Gelder so sinnvoll wie möglich zu nutzen. Die PIRATEN unterstützen diese dezentrale Entscheidungsstruktur. Die Studiengebühren müssen für die Studierenden und somit für die Lehre eingesetzt werden. Zusätzliche Stellen an den Lehrstühlen sind der richtige Schritt, aber lenken nicht von dem Problem der schrumpfenden Zahl von Lehrstühlen ab. Zielgebundenes Sparen der einer Fachschaft zugewiesenen Studiengebühren sollte ermöglicht werden, um größere Anschaffungen tätigen zu können, so weit dies von den Studierenden legitimiert wird.

Mehr Transparenz

Die Entscheidungen in den Gremien der Universität wie dem Senat und dem Studierendenparlament sind nicht oder nur schwer nachvollziehbar. Selbst die Protokolle der Sitzungen können nicht immer ohne größeren Aufwand eingesehen werden. Der Zugang zu diesen Informationen sollte für die Studenten vereinfacht werden.

Unikultur/Studium Universale

Das Studium Universale bzw. die Möglichkeit sich außerhalb des eigentlichen universitären Betriebes akademisch zu bilden, ist ein integraler Bestandteil dessen, was die PIRATEN unter freier Bildung und Wissen verstehen. Deswegen sollte das Studium Universale bestmöglich ausgebaut werden.

Bologna

Eine Vereinheitlichung der Studienabschlüsse für eine höhere Vergleichbarkeit ist erstrebenswert. Deswegen begrüßen die PIRATEN prinzipiell den Bologna-Prozess. Auch die Struktur des Bachelor-Master-Systems ist an sich sinnvoll, wird doch früh ein universitärer Abschluss ermöglicht, aber auch die Option einer tieferen wissenschaftlichen Auseinandersetzung geboten.
Dennoch ist die Umsetzung vielerorts katastrophal. Die Stundenpläne sind überladen, teilweise schlecht organisiert und eine generelle Anwesenheitspflicht ist kontraproduktiv. Angebote im Rahmen des Studium Universale sind dadurch in einem regulären Bachelorstudiengang kaum wahrnehmbar. Auch ist es de facto nicht mehr möglich, mehrere Studiengänge gleichzeitig zu studieren wie im alten Diplom- bzw. Magistersystem. Aufgrund der hohen Belastung bleibt für das Selbststudium und Jobben praktisch keine Zeit. Auf diese Weise wird das Fachidiotentum gefördert und die Charakterbildung, welche ein wesentlicher Bestandteil eines guten, berufsvorbereitenden Studiengangs sein sollte, sträflich vernachlässigt. Eine maximale Semesterzahl im Bachelorstudiengang bedeutet darüber hinaus eine unnötige Einschränkung und widerspricht dem Gedanken eines selbstbestimmten Studiums.
Die PIRATEN fordern aus diesen Gründen eine grundlegende Überarbeitung der Umsetzung des Bologna-Prozesses und setzen sich für ein strukturiertes, aber freies und kreatives Studium ein.

Basisdemokratie

Die PIRATEN setzen sich für mehr basisdemokratische Elemente ein. Die Studierenden müssen auf universitärer Entscheidungsebene stärker miteinbezogen werden. Im Hochschulrat sollten auch die Studierenden und Mitarbeiter angemessen repräsentiert sein. Urabstimmungen wie zum Beispiel beim NRW-Ticket werden von den PIRATEN ausdrücklich befürwortet.