Benutzer:Theo23
Theodor Marloth, Pirat und Autor von:
Leviathan und Anglikanismus Die Staatsphilosophie von Thomas Hobbes zwischen Reformation und Revolution (Saarbrücken 2009)
Worum geht es im Buch? In Anglikanismus und Cromwells Revolution wurzelt die bahnbrechende Philosophie des Leviathan von Thomas Hobbes. Die Bedeutung der Staatsphilosophie Hobbes‘ wie der Englischen Revolution von 1640 für unser heutiges Bild der Geschichte westlicher Demokratie kann kaum überschätzt werden.
Zu Recht wird kritisiert, dass die heute dominierende Darstellung der Englischen Revolution irreführend sei, da sie die angelsächsischen gegenüber französischen und russischen Revolutionen durch einen rational-humanistischen Glorienschein verkläre. Die blutige, aber nicht von der "Glorious Revolution" zu trennende Revolution von Cromwell wird in diesen Zusammenhang gestellt.
Und der Philosoph Hobbes? Thomas Hobbes wandte die mechanistisch-naturwissenschaftlichen Methode auf die Staatslehre an und formulierte einen Gesellschaftsvertrag, bei dem der einzelne alle Macht an ein diktatorisches Staatsoberhaupt delegiert. So beendet er den Naturzustand des „Krieges aller gegen aller“, um im so verfassten Staat (dem Leviathan) vor der Gewalt anderer einzelner geschützt zu sein. Das pessimistische Menschenbild Hobbes‘ besagt: Der Mensch ist des Menschen Wolf. Es spiegelt den blutigen Revolutions- und Religionskrieg in Großbritannien, der aus dem Ringen der Puritaner mit der Anglikanischen Kirche und der Krone ebenso entsprang, wie aus den Wirren des beginnenden Britischen Empire.
Der Leviathan ...gilt heute als Inbegriff des totalitären Staates, muss aber im historischen Kontext als große Errungenschaft bewertet werden: Erstmals löste sich die Staatsphilosophie bei Hobbes vom Gottesgnadentum des Adels als Machtbegründung. Dem Menschen wurden Rechte beigemessen, die er freilich im Sinne des friedlichen Lebens an den Herrscher abzugeben hatte. Doch dies war die Basis, später selbige Rechte einzufordern und sich vom Monarchen, Tyrannen etc. zu lösen... Hobbes politisch-taktische Leistung: Im Krieg von Krone und Altar gab er der Krone eine Machtbegründung an die Hand, die vom Segen der Pfaffen, des Papstes usw. unabhängig war (wem Gott im Gottesgnadentum geneigt war, konnten im Zweifel Theologen entscheiden). Damit gruben sich die Aristokraten jedoch selbst das Wasser ab, denn das Ziel des inneren Friedens war damit anstelle göttlicher Schicksalsmacht getreten: Rationales Denken konnte später das Königtum gegen andere Staatsformen abwägen und verwerfen -der Weg für demokratische Forderungen war frei. --soweit das Buch--
Was folgt daraus?
Haben wir heute evtl. eine ähnliche Machtsituation in Beziehung auf Eigentums- und Urheberrechte? Müssen wir die uralten Modelle, die sich in der kapitalistischen Marktvorstellung immer noch zeigen (Krieg aller gegen alle) nicht langsam über Bord werfen? Ihre historische Funktion war, den Machtblock von Adel und Klerus aufzusprengen, ihr Menschenbild ein eng materialistisches, das sich von antik-theologisch gepflegten Vorgaben freischwimmen musste. Heute liegen neue Zeiten vor uns, neue Formen der Verteilung von Macht und Gütern müssen gefunden werden. Fangen wir bei den immateriellen Gütern an!
Thomas Hobbes (1588-1679) war ein englischer Mathematiker, Staatstheoretiker und Philosoph der frühen Neuzeit, der durch sein Hauptwerk LEVIATHAN einen Meilenstein westlichen Denkens setzte. Als Zeitgenosse der Englischen Revolution suchte er Asyl in Paris (1640-51), arrangierte sich jedoch später mit dem Puritaner-Regime von Oliver Cromwell, der ersten europäischen Revolutionsregierung, die den amtierenden König köpfte, um eine (damals freilich noch rudimentäre) Demokratie zu schaffen.