Benutzer:Ninja

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Sei kein Ninja (-:




ich wollte gerade ein paar punkte zu http://aaron-koenig.blogspot.com/2009/11/respekt-fur-die-schweiz.html von aaron koenig anbringen, aber seine blog-software ist kaputt, deswegen starte ich jetzt hier einfach mein eigenes blog. we are ninja.

im blog-eintrag und der dadurch entstandenen diskussion gibt es nicht nur wie schon richtig angemerkt einen mangel an information, sondern auch ein paar weit verbreitete und extrem destruktive logikfehler:

1. etwas, das unnoetig ist, muss deshalb noch lange nicht dringend verboten werden. die frage ist also nicht: sind minarette notwendig, oder aesthetisch, sondern: wem schaden sie, und wenn sie jemandem schaden: wem nutzen sie und was wiegt schwerer. zu fordern, dass der koelner dom stehen bleiben soll, weil er schoen ist, und minarette nicht gebaut werden duerfen, weil sie religioes sind, ist unfug, und das sollte man eigentlich beim schreiben merken.

2. wenn sich "ein land gegen einen wachsenden einfluss wehrt", dann ist das nationalchauvinismus und sowohl antilibertaer als auch antiemanzipatorisch, hat also in keinem fluegel der piratenpartei was zu suchen. richtige politik formt die gesellschaft so, dass den individuen nicht allzuviel schaden durch sie entsteht, und konstruiert nicht rollen wie gast und inhaber des hausrechts, um dann graeben zwischen denen zu ziehen.

3. a propos: wenn ein vorstand der piratenpartei blogt, hat das natuerlich was mit der parteilinie zu tun, egal, was er in den disclaimer seines blogs reinschreibt. da hat jemand nix aus dem bodo-problem gelernt.

4. der vorteil der direkten wahl besteht darin, dass er menschen dazu bringt, ueber die gesellschaft nachzudenken. was dabei rauskommt, liegt aber oft genauso daneben wie das, was berufspolitiker entscheiden. wieso sollte auch nachdenken alleine automatisch immer zu fehlerfreien ergebnissen fuehren? insbesondere fuehren mehrheitsentscheidungsverfahren immer zur entmuendigung eines grossen teils der gesellschaft (naemlich der minderheit, die bis zu knapp 50% betragen kann). ein etwas ausgelutschtes aber bei weitem nicht das einzige beispiel ist der putsch des poebels in den 30ern in deutschland. aber auch wenn keiner minderheit direkt mit der ausrottung gedroht wird, koennen ihr durch zu viel direkte demokratie nachteile entstehen. achtung: dieser punkt weist nicht die staerken der stellvertreterdemokratie hin, sondern auf die schwaechen der direkten demokratie. von dieser erkenntnis ausgehend politisch stellung zu beziehen ist natuerlich nicht leicht, aber vielleicht fruchtbarer als von irrtuemern auszugehen.

5. aufgeklaerte religioese menschen sind nicht deshalb ok, weil sie religioes sind, sondern weil sie aufgeklaert sind, und OBWOHL sie religioes sind. aber auch wenn aberglaube scheisse ist und minarette (und kirchtuerme und kreuze natuerlich auch) destruktiv und zu vermeiden sind, kann man solchen menschen mit einem verbot viel schaden zufuegen, und dafuer muss man erst mal einen guten grund finden. "der gemeine moslem sprengt flugzeuge und hasst frauen und andersdenkende" reicht als grund nicht aus.

6. totalitarismus kann man auf verschiedene arten bekaempfen: man kann ihn verbieten, unterwandern, oder beides (raus kommt eine nazipartie, die gleichzeitig eine behoerde fuer den schutz der verfassung ist), man kann die anfaelligkeit in der gesellschaft fuer totalitaere ideologien durch bildungs- und antirassistische politik reduzieren, man kann gemaessigte kraefte, die viele meme mit radikalen gruppen teilen, mit ins boot nehmen, und man kann vielleicht auch losziehen und die ganzen radikalen abstechen. alle ansaetze sind scheisse aus gruenden, die sich jeder selber ueberlegen koennen sollte. und deshalb sollte man sich erst mal ueberlegen, ob das, was man da gerade bekaempft, ein eingreifen wirklich so dringend erfordert. minarette sind eigentlich eine recht einfacher fall, aber die direkte demokratie in der schweiz ist schon daran gescheitert.


--Ninja 12:42, 3. Dez. 2009 (CET)