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Benutzer:Bzapf/Bildung/Texte/Ein Manifest
(In Antwort auf Martin Lindner)
Der Punkt ist, dass "digitale Forschung" "twice removed" ist - das wesen der Universitäten sei Forschung, dann sind "digitale Medien" ein Werkzeug - mehr nicht. Universität selber ist allerdings schon ein Medium. Wir reden also darüber, wie ein Medium andere Medien nutzen könnte, Menschen daran zu hindern, über die Sache zu reden statt über die Medien.
Wer über Sachen reden möchte, befaßt sich garantiert nicht mit Geisteswissenschaften. Vielleicht akzeptiert er "Humanismus", aber eben als Richtschnur, als ethisches oder moralisches Ideal. Aber selbst dann muss er anerkennen, dass Kant-Debatten, die in Kopfschüssen enden, nicht der Weisheit letzter Schluß sein können.
Das große Problem kommt daher, dass man einen riesigen Stapel an Indirektionen aufbaut, um zu verhindern, dass irgend jemand über irgend etwas von Bedeutung redet. Seien wir mal ehrlich: Ob Kant recht hatte - womit auch immer - kann nicht tatsächlich entscheidend sein. Es handelt sich letztendlich bei solchen Diskussionen um eine Art institutionalisiertes Briefschach, dass dann in irgendeiner Ableitung irgendwas bewirken können soll.
Wenn ich von Bedeutung reden möchte, rede ich von meiner Gefährtin, oder von den Dingen, die ich tue. Das erträgt kaum einer - und das liegt weder an ihr noch an meinen Taten. Es liegt daran, dass sehr viele Leute sehr kurz denken und sehr viel reden, aber dabei sehr wenig sagen. Und meinen, damit sei genug getan.
"Geisteswissenschaften" sind ein Ergebnis dieses Prozesses. Und selbst wenn ich als zu einem solchen gemachten Mathematiker letztendlich zu diesen zähle, werde ich niemals in der Lage sein, den Behörden mehr zu sagen als "bis hierhin - und nicht weiter. Und es wäre für Euch besser, Euch jetzt endlich zurückzuziehen."
+Martin Lindner beruft sich auf eine "Karriere" und gibt damit jenen Recht, die eine solche fordern. Er vergißt jene, die übrig geblieben sind, für die keine "Karriere" reserviert gewesen war, und jene, die keine fordern möchten. Ich fordere für alle Recht. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich möchte mich nicht für "einen Job in den Digital Humanties" bei irgendwem anbiedern müssen. Ich möchte leben. Und wo die Schulen als einziger Weg dargestellt werden, begeht man denselben Fehler wie jene Menschen, die die katholische (oder sonst eine) Kirche als einzigen Weg dargestellt haben. Einzig im Widerspruch zum Versuch, jede einzelne Existenz total zu kontrollieren, zu kanalisieren, und letztendlich "einem Nutzen" zuzuführen, kann man gedeihen.
Der Versuch, diesen Nutzen über das Geld auf irgendwelche Moden zurückzuführen, ist zum Scheitern verurteilt. Tand ist das Gebild von Menschenhand. Menschen wollen sich selber finden, und das einzige, was das System erreicht, ist, sie zu entfremden von sich selbst und von allem, was sie umgibt.
Kaum jemand weiß, wie ein Computer funktioniert, oder ein Motor. Alles wird zum Werkzeug, die Berührung wird verhindert. Die endlose Sehnsucht der Menschen nach etwas von Bedeutung, nach etwas von Belang, treibt sie in die Arme der Behörden. Nur Zyniker sind in der Lage, in dem, was sie erhalten, etwas gutes zu sehen. Die Behörden wollen expandieren - sonst nichts. Sie wollen nicht ruhen, bis jeder Mensch seine behördlich genehmigte, zertifizierte, geprüfte, integrierte, inkludierte Aufgabe zugeteilt bekommen hat.
Das ist der Kern des Systems. Sobald jemand auf die Idee kommt, dass Menschen selber sich das System ausgedacht haben, dass er selber jederzeit sich solch ein System ausdenken könnte, wird er bekämpft. Das wirklich tragische daran ist, dass all diese Systeme zum selben Ergebnis führen.