BB-Web Diskussion:Patente
Es geht nicht um technischen Fortschritt, sondern um wirtschaftlichen. Daher sind Patente nicht über ad-hoc-Hypothesen, sondern im Rahmen einer Theorie zu beurteilen. Die neoklassische Ökonomie besteht darauf, dass Grenzkosten gleich Grenznutzen ist, um maximalen Nutzen zu erzeugen. Die Kosten eines Patentes sind fixe Kosten und die Grenzkosten gleich Null. Nur wenn der Grenznutzen einer Erfindung gleich Null ist - also kein Patent besteht - wird der maximale Nutzen erreicht.
Die klassische Theorie ist etwas schwieriger. Für Adam Smith ist die Arbeitsteilung die Quelle allen Reichtums und die Tiefe der Arbeitsteilung ist eine Funktion des Marktvolumens für ein bestimmtes Produkt. Wenn die Preise sinken aufgrund einer nicht patentierten Erfindung steigt der Absatz und somit der Anreiz, durch weitere Erfindungen das Produkt noch billiger zu produzieren. Der Preisverfall von Baumwolltuch und anderen Artikeln seiner Zeit beweist, das diese Wachstumsmaschine funktioniert. Patente bremsen dies aus und sind daher Gift für ein Wachstum, an dem international alle Verbraucher profitieren. Und umgekehrt bewirken Patente Unterentwicklung in Ländern ohne technologische Infrastruktur.
Da Patente Monopoleinkommen schaffen und dieses Einkommen typischerweise nicht Massenprodukte nachfragt - die Physiokraten nannten Classe Estéril diejenigen, die diese Nachfrage befriedigten, die Klassiker sprachen von unproduktiver Arbeit und Sraffa von Nicht-Basisprodukten - fördert diese Nachfrage aus Monopoleinkommen nicht den technologischen Fortschritt. In Frankreich kam es daher mal zu einer Revolution - aber das ist eine lange Geschichte.
Preissenkungen bei Basisprodukten aufgrund von unpatentierten Erfindungen senken alle Preise des Systems, vergrößern somit die Nachfrage aller Produkte und somit den Anreiz, diese Produkte durch Erfindungen weiter zu verbilligen. Preissenkungen bei Nicht-Basisprodukten aufgrund einer Erfindung senken den Preis nur dieses Produktes.