Benutzer:ArnoldSchiller/Gleichberechtigung

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Am Sat, 06 Mar 2010 01:17:47 +0100 schrieb Sebastian Schneider:

Wir müssen einfach versuchen, das Beste daraus zu machen und diesen
ganzen Mist ablegen. Aber so weit ist die Menschheit anscheinend wohl
noch nicht. Sie muss sich noch wesentlich weiterentwickeln.

Meine Antwort darauf:

Was die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau anbelangt, hat dies meiner bescheidenen Meinung nach nichts mit Weiterentwicklung zu tun. Die Amazonen sind einerseits ein Mythos andererseits eine Erinnerung bei den alten Griechen über die Konfrontation mit einer Kultur, die der männerdominierten griechischen Kultur absolut fremd war. Diese Vorurteile gehen soweit, dass sogenannte Skythenkriegergräber eben lange Zeit Kriegergräber waren, bevor es eine DNA-Analyse gab. Auch Archäologen des 20. Jahrhunderts waren nicht davor gefeit, trotz der Ausprägung der weiblichen Beckenknochen ein Kriegerinnengrab nicht zu erkennen, weil der Krieg ist ja bekanntlich in unserer Kultur männlich. Das lange Haar rotgefärbte Haar der männlichen Massai und das kurzgeschorene Haar der weiblichen Massai zeigt durchaus die verschiedensten Spielarten der menschlichen soziokulturellen Umgebung. Die diversesten Venusfiguren als Gottheiten lassen nur Vermutungen zu über die Schöpferin des Lebens. Vergessene Frauenfiguren wie "La Tintoretta" die Tochter von Tintoretto wurden in den letzten 500 Jahren dadurch vertuscht, dass die Werke einfach Männern zugeschrieben wurden.

Aber auch die tatsächlichen Verhältnisse ausserhalb der griechisch/ römischen Kultur sind weitgehend unbekannt, da den griechischen und römischen Historikern nicht zu trauen ist. Die Kulte der Karthager hatten bezüglich der Sexualität und der Rolle der Frau gänzlich andere Auffassungen als die Römer. Grob gesprochen war im göttlichen Tempel der Römer die Jungfrau und in den göttlichen Tempeln der Karthager die Hure die jeweilige Dienerin des Gottes. Am 11. März läuft Agora an, dass das Leben der Hypatia schildert und somit die nochmalige Verschärfung der an sich liberalen griechisch/ römischen Welt durch das Christentum gegenüber der Frau aufzeigt.

Bitte nicht gleich auf die gesamte Menschheit schließen, wenn eigentlich nur die christlich-europäische Kultur mit ihrer Ausbreitung auf den amerikanischen Kontinent gemeint ist. Als nächstes wären dann nämlich alle Europäer Kinderschänder, weil ein paar katholische Priester sich in Schulen an Kindern vergangen haben.

Allerdings ist es sicherlich richtig, dass der christlich-missionarische Eifer der letzten 1500 Jahre in Zusammenhang mit der römischen Staatskirche und deren Fortentwicklungen das verdrehte Frauenbild ziemlich weit in die Welt exportiert hat. Hierbei ist auch ein korrelativ wie Katharina von Bora mit ihrem Mann letztlich noch lange nicht in die Bereiche vorgedrungen, dass eine Hypatia denkbar gewesen wäre. Die 1841 geborene erste Ärztin Deutschlands starb 1932, aber noch 1915 war es unüblich, dass Frauen Abitur machen durften. Damit sind wir zu einer Zeit vorgestossen, bei der es hunderjährige Frauen noch leben könnten, die das schlicht nicht durften. Noch bis in die 1970er Jahre hinein galt ein Gesetz in der BRD, bei der der Ehemann zum Arbeitgeber seiner Frau gehen konnte und die Entlassung der Ehefrau verlangen konnte, wenn er der Meinung war, dass diese den Haushalt vernachlässigen würde. In anderen Kulturen zum Teil undenkbar und in manchen afrikanischen Kulturen ist Geld sowieso eine Sache der Frau und der Mann würde sich hüten sich da einzumischen. Am 8. März wird wieder darauf hingewiesen werden, dass Frauen weniger verdienen als Männer und zwar pro Stunde bei gleicher Tätigkeit. In Deutschland im Schnitt 30 Prozent weniger als Männer in vergleichbaren Positionen.

Die Menschheit könnte schon soweit sein, aber wir sind nicht so weit. So ehrlich sollte wir schon sein. Welcher Unternehmer zahlt schon freiwillig mehr und Gehaltsverhandlungen sind eine Egogeschichte ab einem gewissen Level und weniger eine Wertgeschichte. Soviel wie manch ein Zumwinkel, Hartz,Esser und Co KG verdient hat, können die nie wert gewesen sein aber die Kultur der Managergehälter ist eine männliche Schwanzlängenvergleichskultur, die sicherlich veränderbar wäre, aber sicherlich nicht bei denen, die dieses Spiel halt gerne spielen.

Den ganzen Mist abzulegen wird so einfach nicht sein, da geht es einerseits um männliche Eitelkeiten aber selbst wenn diese überwunden werden würden, dann haben wir ja durchaus in Deutschland ein gewisses Klasse und Elitedenken. Zwar ist das nicht so schlimm ausgeprägt wie die amerikanischen oder russischen Effizienzinseln, aber es ist durchaus vorhanden.