NRW:Arbeitskreis/Drogenpolitik/Ideen/Schulprävention
Prävention an Schulen - Grundschulen
Seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts werden vor allem in den angloamerikanischen Staaten Primärpräventionsprogramme konzipiert und evaluiert, die verhindern sollen, dass Kinder und Jugendliche mit dem Rauchen beginnen, übermäßig Alkohol konsumieren, gewalttätig werden oder andere Risikoverhaltensweisen zeigen (Durlak, 1995). Insbesondere Programme, die in der Schule implementiert werden, sind intensiv untersucht worden, da universelle Präventionsprogramme leicht in Schulen verankert werden können.
Mehrere hundert kontrollierte prospektive Studien sind zu den Effekten der auf verschiedenen Ansätzen basierenden Curricula publiziert worden. Verschiedene Überblicksarbeiten und Meta-Analysen belegen, dass Interventionen zur Prävention von Risikoverhaltensweisen im schulischen Kontext in der Regel dann erfolglos bleiben, wenn sie lediglich Fakten vermitteln. Derartige Programme erhöhen zwar das Wissen der Schülerinnen und Schüler, zeigen aber nur begrenzte Effekte auf der Verhaltensebene (Lynch & Bonnie, 1994). Effekte auf der Verhaltensebene erreichten Programme, die auf dem psychosozialen Ansatz aufbauen. Diese zielen darauf ab, durch verhaltensmodifikatorische Interventionen die Standfestigkeit der Schülerinnen und Schüler in Versuchungssituationen zu erhöhen bzw. generelle (Lebens-) Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen zu fördern (Bühler & Kröger, 2006; Bruvold, 1993; Cuijpers, 2002a,b, 2003; Gottfredson & Wilson, 2003; Hanewinkel & Wiborg, 2003; Hansen, 1992; Skara & Sussman, 2003; Tobler & Stratton, 1997; Tobler, Roona, Ochshorn et al., 2000).
Die Arbeitsgruppe um Gilbert Botvin aus New York entwickelte umfangreiche präventive Interventionsprogramme, die als sog. Lebenskompetenztrainings bezeichnet werden (Botvin &Eng, 1982). Grundannahme dieser Programme ist, dassselbstbewusste Kinder, die realistischeZiele setzen, gewaltfrei kommunizieren können und Problemlösekompetenzen besitzen, ein geringeres Risiko haben, Risikoverhaltensweisen zu zeigen und in Versuchungssituationen besser widerstehen können. Über interaktive Unterrichtseinheiten, die auf kognitivbehavioralen Methoden der Verhaltensmodifikation beruhen, werden die angestrebten Lerninhalte vermittelt.
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Ein Lichtblick aus deutscher Sicht ist hier sicherlich das hessische Prokekt 'Klasse2000', dass mit seiner gut ausgearbeiteten und universal angesetzten Methodik beispielhaft sein könnte für eine gute Präventions- und Aufklärungsarbeit an deutschen Schulen. Hier wird bereits im Grundschulalter Stück für Stück Sozialkompetenz aufgebaut, Selbstsicherheit geschaffen und unterstützt, das Nein-sagen erlernt und vieles mehr.
Im Unterricht werden sowohl Gesundheits- und Körperthemen als auch soziales Lernen über unterschiedliche erlebnis- und handlungsorientierte interaktive Methoden vermittelt; als Beispiele seien genannt:
• Atmung, Entspannung
• Ernährung, Weg der Nahrung durch den Körper
• Sport und Bewegung, Rückenschulung, Herz-Kreislauf-Funktion
• Kooperationsspiele, Rollenspiele zum Thema „Nein-Sagen“
• Kommunikation, Problemlösen, Stressbewältigung
• Umgang mit Gefühlen und Konfliktlösung
Aufklärung bleibt wirkungslos wenn sie sich auf rein faktische Information beschränkt. Der Umgang mit Stofflichkeiten und sozialen Gegebenheiten die heuzutage auch jedes Kind tagtäglich umgeben bedarf eines frühen Lernprozesses, der auch weitergehende Sozialkompetenzen mit einschließt.
Die Ergebnisse (durch eine Studie belegt) sprechen eine klare Sprache:
- Problematische Verhaltensweisen nehmen über die vier Jahre in der Tendenz in den Interventionsklassen stärker ab als in den Kontrollklassen, sodass bestehende Eingangsunterschiede teilweise reduziert oder eliminiert werden können. Die stärkere Reduktion bei Klasse2000-Kindern zeigt sich insbesondere für die Verhaltensbereiche „Mangelndes Selbstwertgefühl“ und „Stress und körperliche Beschwerden“.
- Klasse2000-Kinder verfügen im dritten und vierten Schuljahr über größeres Wissen im Bereich Gesundheit als Kinder aus Kontrollklassen.
- Bereits im dritten Schuljahr schätzen Klasse2000-Schülerinnen und Schüler ihre Möglichkeit, selbst etwas für ihre Gesundheit tun zu können, höher ein als Kinder der Kontrollgruppe. Dieser Unterschied bleibt bis zum Ende der vierten Jahrgangsstufe erhalten.
- Klasse2000-Kinder beginnen im vierten Schuljahr seltener mit dem Konsum von Zigaretten und Alkohol.
Prävention an Schulen - Sekundarstufe
(Am Beispiel 'Alkohol')
Aktuell:
40 Prozent der Minderjährigen erhalten Alkohol
Bei den ersten Alkoholtestkäufen in Stadt und Landkreis Lüneburg haben mehr als 40 Prozent der minderjährigen Einkäufer ohne Probleme Spirituosen und Alcopops erhalten, die erst ab 18 Jahren freigegeben sind. Den Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren sei in 41 von 97 Fällen Hochprozentiges verkauft worden, obwohl die Gemeinschaftsaktion mit den Kommunen Supermärkten, Kiosken und Tankstellen schriftlich angekündigt worden war, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Die Zahlen seien alarmierend. Die Verkäufer wurden verwarnt. Den Angaben zufolge soll es nun weitere unangekündigte Testkäufe geben. Dann sollen Verstöße auch angezeigt werden.
(gefunden auf: welt.de)
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- Gründe für einen 'Einstieg sind zum Beispiel:
- Frust - Langeweile - Cliquendenken
- Viele Jugendliche trinken aus dem Wunsch heraus, dazuzugehören und sich zu beweisen („Wettsaufen“)
- Kein Folgedenken mehr
- Viele Jugendliche denken nicht an die Folgen, die es haben kann, wenn man übermäßig viel trinkt.
- Das Leben in einer Fungesellschaft
- „Unsere Gesellschaft ist eine Fungesellschaft, die nicht mehr an morgen denkt. Dass man im Moment Spaß hat, das ist wichtig“, so Höllerhage.
- Alkoholwerbung
- „In der Alkoholwerbung werden vollkommen schwachsinnige Zusammenhänge dargestellt, zum Beispiel Alkohol und Sport oder Alkohol und Schönheit. Das animiert Jugendliche natürlich zum Trinken.“, so Höllerhage
- Alcopops
- Alcopops sind Limonaden, die mit Alkohol gemischt wurden. Durch diese Mischung schmeckt man den Alkohol nicht mehr durch und verliert aus den Augen, wieviel man getrunken hat.
- Kein Gefühl zum Aufhören mehr - Alkohol als Stimmungsaufheller und Enthemmer - Kaum noch stabile Familien - Überfordertes Elternhaus - Mangelnde Zahl an Arbeits – und Ausbildungsplätzen - Mangelnde Perspektiven - Relativ niedrige Grenzen zum Alkoholerwerb - Relativ niedrige Preise zum Alkoholerwerb
- Das fällt vor allem in Kneipen auf : Eine Cola/Fanta/Sprite ist genauso teuer wie ein Bier
- Schicksalsschläge (bei Jugendlichen eher seltener) - Starke (psychische) Probleme
- Beispielsweise bei einem vorangegangenen Missbrauch o.ä.
- Keine richtige Gefühlserfahrung
- Der Jugendliche hat nie gelernt, wie man mit Gefühlen wie zum Beispiel Frust, Wut oder Trauer richtig umgeht.
Prävention an Schulen - Sekundarstufe 2
- (am Beispiel 'Alkohol')
- Anhebung von Alkoholkaufgrenzen - Preiserhöhung des Alkohols in Kneipen - Überprüfung des Alkoholvekaufs in Kneipen - Stärkung der Familien - Schulungen zur Stärkung des Selbstvertrauens der Jugendlichen - Mehr Beratung, Prophylaxe und Aufklärung in der Schule - Zukunft / Perspektiven schaffen durch eine Verbesserung des Arbeitsmarktes - Hoffnung geben - Mehr Geld für Präventions- und Hilfsmaßnahmen zu Verfügung stellen - Alkoholabhängigkeit nicht verschweigen (zum Beispiel im Jugendzentrum oder in Sportvereinen) - Mehr Thematisierung des Themas „Alkoholismus“ - Mehr Bewusstseinsförderung des Alkoholismus - Im Ganzen eine starke Jugend schaffen
Prävention an Schulen - Lehrerausbildung
- (folgt)
Prävention an Schulen - Elternsensibilisierung
- (folgt)