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SH Diskussion:LPT2013.1/Anträge/Sofortige Rezeptfreiheit für die "Pille danach"
Neben schlicht sachlichen Fehlern - z.B. der Sachverständigenausschuss "Verschreibungspflicht" gehört zum Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte - lehne ich diesen Antrag aus formalen und inhaltlichen Gründen ab.
Der Antrag folgt dem Antrag der Fraktion DIE LINKE im Deutschen Bundestag (BTDrucks. 17/12102). Die Begründung der Linken, dass kein riskantes Sexualverhalten beobachtet wurde, glaube ich nach zahlreichen Vor-Ort-Berichten in GB jedenfalls ohne Angaben belastbarer Untersuchungen nicht. Auch zur Behauptung der Risikolosigkeit der Einnahme glaube ich nur soweit, wie es sich nicht um das Standardverhütungsmittel bei einem frischen Paar handelt - dazu braucht es ausführliche Sachverständigengutachten. Denn letztlich handelt es sich um einem medikamentösen Eingriff in den Hormonhaushalt.
DIE LINKE betont selbst, dass durch die Aufhebung der Verschreibungspflicht auch das Werbeverbot entfällt und somit die Nutzung der Pille für danach als einfacheres Ersatzprodukt für Kondome (nicht dabei) oder die reguläre Antibabypille (Regelmäßige Einnahme wird gerade bei jüngeren Frauen häufig vergessen) noch stärker forciert wird. Wenn dahinter nicht eine gezielte Aktion der Pharmaunternehmen steckt, dann spielt DIE LINKE diesen jedenfalls voll in die Hände.
Die Argumentation, dass dadurch Frauen u.U. gezwungen werden, über ihre Sexualität und mögl. auch über Missbrauch, mit fremden Menschen zu sprechen kann ich nachvollziehen, halte sie aber für nicht durchgreifend. Der zweite Punkt spricht aus meiner Sicht sogar für die Rezeptpflicht, weil so den oftmals traumatisierten Frauen eine neutrale Person den Zugang zu Hilfsorganisationen ermöglichen kann. Ist die Pille f.d. rezeptfrei werden häusliche Vergewaltigungen, die den allergrößten Teil des sexuellen Missbrauchs ausmachen, noch weniger bekannt werden. Weggucken leicht gemacht sozusagen.
Im Übrigen gehört nicht ins Grundsatzprogramm, was Du oder ich oder wir als besonders wichtig erachten, sondern das, was als Grundsatz, als Grundlage der gemeinsamen politischen Ausrichtung verstanden werden. Werte und übergreifende, abstrakte Ziele.
mfg
Malte S. 23:52, 23. Jan. 2013 (CET)