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LiquidFeedback/Themendiskussion/583
Piraten-schul-konzept
Diskussionsplatzhalter
Ich will versuchen alle Anregungen hier zu kommentieren. Ich hoffe auf eine lebhafte Diskussion. (;-)
- Einen Hauptschul-Abschluss, der faktisch einzig bestätigt, dass man das Hartz IV-Formular ohne Hilfe ausfüllen kann, braucht niemand. Bereits der unterste Bildungsabschluss muss so hoch angesetzt sein, dass daraus eine Chance auf dem Arbeitsmarkt entsteht.
--> Recht hast du! Das Ziel lautet: "Die Schüler müssen befähigt werden, ihr komplettes Potential auszuschöpfen." Ich habe das Thema Schulstruktur bewußt weggelassen, weil alle ihre eigenen Vorstellungen von Gesamtschule,Ganztagsschule, 3-gliedriges System, etc haben und ich möchte eine Diskussion auf NEUEN Wegen. (Tball)
- Da das Lernen ein selbstbestimmter Prozess sein soll (der Lehrplan entsteht auf Initiative der Schüler, ggf. in Zusammenarbeit mit Lehrern und Eltern), greifen herkömmliche Schulabschlüsse vermutlich nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt. Der Schulabschluss sollte m. E. – ganz im Sinne des individuellen Lehrplans – ebenso individuell sein und aus einem Basisabschluss bestehen, der gewisse obligatorische Grundfächer/-Themen abdeckt und durch spezialisierte Zusatzabschlüsse ergänzt wird. So ist es durchaus vorstellbar, dass ein Abschlusszeugnis aus vier bis fünf Basisabschlüssen und einer Vielzahl von Zusatzabschlüssen besteht (die jeweils nicht nur in einzelnen Fächern erworben werden können, sondern auch aus einer Fächergesamtheit entstehen können).
--> beim Thema der "herkömmlichen Schulabschlüsse" müssen wir beachten, dass diese international anerkannt bleiben müssen. Ich habe hier noch überhaupt keine Idee! (Tball)
- Das Bildungspolitik eben KEINE Bundessache sein soll (weil wir dann eine Weiterentwicklung nach dem Prinzip des kleinsten gemeinsamen Nenners, also gar keine) hätten, ist ja nun gerade in einer anderen Initiative abgelehnt worden.
--> Ich hoffe im aktuellen Entwurf wird deutlich, dass ich mit dir übereinstimme. Ich möchte nur bundesweit gültige "Leitlinien" und lokal an den Schulen maximal sinnvolle Eigenverantwortung. (Tball)
- Mit selbstorganisiertem Lernen verbinde ich auch die individuelle Zusammenstellung des Lehrplans; das kommt mir in der Initiative noch etwas zu kurz bzw. unbestimmt daher. Dazu habe ich folgende Ideen: Es soll ein allgemeines und obligatorisches Basisangebot geben, das, ganz ähnlich dem Aufbau bestimmter Studiengänge, zunächst die „Grundlagen“ vermitteln soll. Der Einfluss der Lernenden beginnt mit den auf diesen Kursen aufbauenden, weiterführenden Angeboten, die – je nach den Gegebenheiten vor Ort – von Schule zu Schule variieren können (und so etwa die Bildung eines „Schulprofils“ beeinflussen). Dabei ist die regionale Zusammenarbeit zwischen den Schulen einer Region zu fördern (denn nicht jede Schule kann – und soll auch nicht – in jedem Bereich ähnliche weiterführenden Angebote bereitstellen). Beispiel „Musik“: Während das Basisangebot sich auf Noten lesen, Kennenlernen verschiedener Instrumente und generelle musikalische Konzepte konzentriert, könnten etwa die Zusatzangebote „Zwölftonmusik“, „J. S. Bach“ und „Psychologie der musikalischen Wahrnehmung“ speziell diese Bereiche behandeln. Eine andere Schule in der Nähe bietet stattdessen als ergänzenden Kurs „Asiatische Musik“ an. Die weiterführenden Angebote sind dabei nicht an das Schuljahr gebunden, sondern können unterschiedlichen Umfangs oder Dauer sein. Lehrer und Eltern sollen dem Schüler bei seiner Kurszusammenstellung unterstützen. Während die Lehrer aufgrund ihrer Erfahrungen im Unterricht Empfehlungen aussprechen können, haben die Eltern Einblick in die sonstige Freizeitgestaltung bzw. Interessenlage.
--> Ja, finde ich sehr gut, besonders die Zusammenarbeit der Schulen. Ich überleg mir was. (Tball)
- Rechtschreibfehler in Punkt 5. "Die öffentliche Bildungsinfrastruktur", im ersten Satz "verlußtfrei" => verlustfrei.
--> (grins) nicht nur der. wer weitere findet darf sie behalten. Ich werde mich bemühen gegen Ende alle Fehler gnadenlos zu eliminieren. (Tball)
- Es muss schon irgendwie erfassbar bleiben, wo es in welchem Umfange Defizite gibt.
--> Korrekt. Und dies muss sehr viel besser gelingen als bisher. Pkt. 6 "Bewertungen von Lernenden müssen diese als Individuen würdigen und ihre Leistungen als Bestandteil und Ergebnis eines Entwicklungsprozesses unter verschiedenen Aspekten in den Blick nehmen. Sie sollen den Lernenden vorrangig als Rückmeldung und Orientierung über ihre Bildungsfortschritte dienen und nicht der interpersonellen Vergleichbarkeit." (Tball)
- Die Gesamtinitiative ist bereits jetzt recht lang und es besteht die Chance, dass sie aufgrund witerer Anregungen noch länger wird. Gleichzeitig ist sie bereits modular. Ich empfehle, die bereits vorhandenen und noch zusätzlich möglicherweise kommenden Module jeweils auch als Einzelinitiativen einzustellen. Das vereinfacht die Diskussion und macht sie übersichtlicher. Gleichzeitig erhöht sich die Chance, dass die Initiative Zustimmung findet. Ich habe das mit der Initiative der AG Energiepolitik so gehalten, auch andere sind ähnlich vorgegangen, jeweils mit Erfolg.
--> Danke für den Tip. Mach ich (Tball)
- Du sprichst in Punkt 2 "Ausgangssituation" fast nur die wirtschaftlichen Nachteile unseres Bildungssystems an. Da der Zweck von Bildung aber (meiner Meinung nach) vorrangig die Bildung selber und nicht etwa wirtschaftlicher Fortschritt ist, sollte dieser Punkt um Aspekte wie die allgemeine Qualität der Lehre (bewertet durch Kinder, Eltern, Lehrende etc.), allgemeine Zufriedenheit mit den Bildungseinrichtungen usw. erweitert werden. Der wirtschaftliche Aspekt, obwohl natürlich nicht irrelevant, sollte nicht im Vordergrund stehen.
--> Sehr gut. Da hab ich mich verrannt. Ich habe Pkt. 2 und 4 dahingehend ergänzt. (Tball)
- Das Problem, dass Lernende nach einem Schulwechsel nicht ohne weiteres dort abgeholt werden können, wo sie momentan stehen, ist durchaus real. Allerdings ist es nicht durch stärkere Vereinheitlichung von Kurrikula o.ä. zu lösen, sondern im Gegenteil durch einen stärkeren Fokus auf den individuellen Lernprozess. Erhält jeder Lernende ausreichende individuelle Förderung, kann auch nach einem Schulwechsel problemlos auf den momentanen Bildungsstand aufgebaut werden.
--> ja. richtig. Ich habe die entsprechenden Stellen deutlicher formuliert. (Tball)
- Es sieht so aus, als hättest du Teile deiner Initiative dem kürzlich beschlossenen Berliner Grundsatzprogramm entnommen. Zum Thema Noten und Bewertungen würde ich daher folgenden Satz aus ebendiesem Text vorschlagen: "Bewertungen von Lernenden müssen diese als Individuen würdigen und ihre Leistungen als Bestandteil und Ergebnis eines Entwicklungsprozesses unter verschiedenen Aspekten in den Blick nehmen. Sie sollen den Lernenden vorrangig als Rückmeldung über ihre Bildungsfortschritte dienen und nicht der interpersonellen Vergleichbarkeit."
--> nein, Asche auf mein Haupt, das Grundsatzprogramm kannte ich noch nicht. (:-( Aber den Satz habe ich übernommen. (Tball)
- Der Hinweis, dass "Länder wie China und Indien ca. 1% der Bevölkerung an Hochbegabten hervorbringen etc" ist Unfug. Intelligenztests sind relativ und so aufgebaut, dass die Verteilung die Gauss'sche Normalverteilung ist, so dass es immer und überall den gleichen Prozentsatz Hochbegabte gibt. Dass 1 % von einer Mrd. Chinesen in absoluten Zahlen mehr sind als 1 % von 82 Mio. Deutschen ist weder überraschend noch lässt es sich durch irgendein Bildungssystem ändern. Deshalb ist auch die folgende Aussage "dass wir dem zahlenmäßig nichts entgegensetzen können. Die deutsche Wirtschaft wird gegen diese Konkurrenz nur bestehen können, wenn..." Humbug und muss raus.
--> wo du Recht hast, hast du Recht. (tball)
- Bitte Fachliche Qualifikation beibehalten. "Lehrer sollen nicht mehr Fächer unterrichten, sondern Kinder." Zumindest in den letzten Schuljahren tritt bereits jetzt das Problem auf, dass einzelne Schüler selbst Fachlehrern voraus sind, und im Unterricht nur wenig neues Wissen erwerben. Dieses Problem wird mit Generalisten-Lehrern stärker zu Tage treten. Zumindest in höheren Klassenstufen sind daher auf spezielle Fächer spezialisierte Lehrer vorzuziehen. Außerdem ganz wichtig: Es gibt auch immer mal wieder Animositäten zwischen Schülern und bestimmten Lehrern, momentan kann ein Schüler Probleme mit Lehrer A bei Lehrer B kompensieren. Gibt es nur noch 1 oder 2 Lehrer pro Schüler, müsste eine freie Lehrerwahl oder irgendein anderes Instrument geschaffen werden, dass es Schülern erlaubt dafür zu sorgen, dass sie mit "ihrem" Lehrer kein Problem haben.
--> Modul 8
1. Dass Schüler Fachlehrern voraus sind, ist ja eigentlich eine super Sache. So soll es sein, dass irgendwann der Schüler besser ist als der Lehrer. Nur sollte dies, wie es leider heute oftmals der Fall ist, kein Problem darstellen. Genau dies will ich mit diesem Konzept ändern, dass eben nicht ausschließlich „spezifisches Fachwissen“, sondern auch pädagogische Kompetenzen die Lehrer ermächtigen, Schüler dahingehend zu unterstützen sich Wissen selbstständig anzueignen. Und dies gelingt nur wenn Schüler ihren eigenen Weg des Lernens beschreiten dürfen. Ich will keine vorgeschriebenen „Lernwege“, ich will die Möglichkeit alle Wege beschreiten zu dürfen. Um auf deine Überschrift direkt einzugehen: Ja, natürlich sollen fachliche Qualifikationen erhalten und (ständig) ausgebaut, werden (bei Schülern und Lehrern). Jeder soll, ohne die Allgemeinbildung zu schmälern, seine eigenen Interessen zur Kompetenz ausbauen dürfen.
2. Die „Animositäten“ resultieren mAn genau auf dieser Tatsache, dass Lehrer eine „Art“ unterrichten, und Schüler mit dieser Art, der Unterrichtens Zurecht kommen, oder auch nicht. Dieses Spannungsfeld will ich durch individuelle Lern- und Lehrmethoden auflösen. Ich hatte eher an 4 – 6 Lehrer gedacht. (Tball)
- Dritter Absatz in Teil 6 weicher formulieren. Die Sätze über die Persönlichkeitsentwicklung + Wissensspeicherung lesen sich, als ob Du 100-prozentig wüsstest, wie der Mensch funktioniert. Das weiß aber in der Detailtiefe niemand. Ein paar "hauptsächlich", "grundsätzlich" etc. würden das ganze sehr verbessern.
--> Ha, du zweifelst wohl an meiner Genialität, was? Na gut (:-(, dann sind wir schon 2. (;-) Diese Absätze habe ich der Neurobiologie geklaut. Diese Aussagen, stellen den aktuellen Stand der Erkenntnisse dar und sind belegbar. Reformschulen haben das teilweise schon vor jahrzehnten gewusst und praktiziert.
- Wiederholung am Anfang des Teils 6 wegnehmen. ... Drei Zeilen Wiederholung braucht es nicht. Einfach wegnehmen.
--> Jupp (Tball)
- Wissen ist nicht _alleiniges_ Ziel der Bildung "Wissen ist nicht das Ziel der Bildung" Doch! Auch Wissen ist ein wichtiger Teil der Bildung. Ohne Wissen, wie die Realität ist, kann ich weiteres Wissen nicht beurteilen... Und Wissen hilft bei vielen Dingen des täglichen Lebens, z.B. Mathematikkentnisse beim Einkaufen oder bei Abschluss einer Versicherung.
--> Ich habe in Modul 11 geschrieben: „Bildung kann nicht auf Wissen reduziert werden: Wissen ist nicht das Ziel der Bildung, aber sehr wohl ein Hilfsmittel. Darüber hinaus setzt Bildung Urteilsvermögen, Reflexion und kritische Distanz gegenüber dem Informationsangebot voraus.“
Und in Modul 4 „Die Piratenpartei bekennt sich deshalb zu einem umfassenden Bildungsbegriff in der Tradition Humboldts. ….. Bildung verstehen wir Piraten umfassend als lebensbegleitenden Entwicklungsprozess des Menschen, bei dem er seine geistigen, kulturellen und lebenspraktischen Fähigkeiten und seine sozialen Kompetenzen erwirbt und ausbaut.“ Unter Tradition Humboldt verstehe ich in erster Linie eine „Gegenreaktion zu auch heute noch herrschenden Vorstellungen, den Menschen nützlich für Wirtschaft, Staat und Gesellschaft zu machen. Zielgerichtet und standeskonform.“ Ich will dass Bildung hingegen war ist. „Sie soll zur Vollkommenheit, zu Freiheit und Glück führen, zu einem höheren Zweck – nämlich zur Emanzipation“ des Menschen.
Du hast aber auch Recht wenn du sagst, „Ohne Wissen, wie die Realität ist, kann ich weiteres Wissen nicht beurteilen.“ Die Themen (Mehrzahl) „Wissen und Bildung“ habe ich in Modul 2 folgendermaßen in Verbindung gebracht: „Wissen und Bildung, Kommunikation und Information formen die Grundlage unserer Gesellschaft. Ihr Gesicht wird durch Bildung geprägt. Bildung ermöglicht den wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt, auf dem unser materieller und geistiger Wohlstand beruht. Sie setzt die Standards für unser Zusammenleben. Sie gibt Orientierung in einer komplexen Welt und schützt die Gesellschaft vor irrationalen Ängsten und leichtfertigen Vorurteilen. Sie versetzt uns in die Lage, Herausforderungen zu meistern, Problemlösungen zu finden und wenn nötig den Kurs zu ändern.“
In Modul 6 „Statt der reinen Wissensvermittlung sollen Schlüsselqualifikationen wie Selbststeuerung, Eigenverantwortung und Kooperation eine stärkere Gewichtung bekommen.“ Und „Wissen kann nicht wie 'Ziegelsteine' (Dewey) in fertiger Form weitergeben werden, sondern muss bereits im Hinblick auf das spätere Handeln organisiert sein. Informationen müssen damit in ihrem Anwendungszusammenhang vermittelt und die Lernenden frühzeitig an die Umsetzung von Wissen in Handlungen gewöhnt werden. Allen Themen müssen in einem Kontext vermittelt werden, der aus dem täglichen Umfeld der Kinder kommt.“
Und in Modul 8 „Wenn wir Bildung als Vorraussetzung für die Verbesserung unser aller Lebensumstände begreifen, dann wird klar, dass das In Zusammenhängen lernen, komplexes und teilhaftes Denken, fachliches und überfachliches Begreifen in unserer immer komplexer werdenden Welt Vorrausetzung für die Fähigkeit ist strukturkritisch und gleichzeitig konstruktiv zu sein.“ (Tball)
Hallo TBall, Ich verfolge die Diskussion um dein Piraten Schul Konzept eine ganze Weile, und hätte einen Vorschlag: Wie wäre es, wenn wir eine Große Diskussionsrunde im Mumble anberaumen, um das gesamte Kopnzept zu besprechen/erörtern? Ich halte diese Initiative nämlich für zu wichtig, um sie einfach so verlaufen zu lassen. (Threatter)