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HE:Vorstand/Rechenschaftsberichte/2010/Stellvertretender Vorsitzender/

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Rechenschaftsbericht

  • Stellvertretender Vorsitzernder Landesverband Hessen
  • Ralf Praschak
  • Nov. 2009 bis Okt. 2010
  • Berlin, den 10.09.2010

Vorwort

Ahoi Hessen,
dies ist mein Rechenschaftsbericht für das abgelaufene Amtsjahr 2009 bis 2010.

Ich möchte probieren die Facetten der Vorstandsarbeit kritisch zu beleuchten und die wichtigsten Punkte hervorzuheben. Ich habe mich dazu entschlossen, dies offen, ehrlich, kontrovers, aber auch selbstkritisch zu tun. Dadurch ist dieser entsprechend lang und teils detailiert geworden. Für die Übersicht habe ich folgende Kapitel angelegt: Einleitung, Motivation, Selbstverständnis, Hauptlast, Schwerpunkte, Unerreichtes, Negatives, Positives, Highlights und Resümee.

Einleitung

Mit dem gedanklichen Vorspiel von Zensursula zu den Internetsperren bin ich Ende 2008 Pirat geworden. Der Mitgliedsantrag lag schon etwas länger auf meinem Desktop herum, so dass er beim Einreichen schon veraltet war und Christian Hufgard mich seinerzeit fragen musste, wo ich diesen denn her hätte. Der Mitgliedsbeitrag war zwischenzeitlich von 24 auf 36 € erhöht worden. Immerhin habe ich Rückmeldung zu meinem Antrag bekommen.

Im Frühling 2009 wurde ich dann aktiv und machte mich, nachdem ich ein Denk Selbst! Plakat bei mir um die Ecke gesehen hatte, zu meinem ersten Stammtisch in Gießen auf.

Danach ging es Schlag auf Schlag und die Aktivität hat mich aufgesogen und nicht mehr losgelassen. Stammtische, Infostände, Europawahl, Kreisverbandsgründungen, Flyer erstellen, Websites betreuen, Mailinglisten nutzen, Twittern, Parteitage und Telefonkonferenzen wurden zu meinem Alltag.

Zum Jahresende hin zeichnete sich dann ab, dass der damalige Vorstand zum größten Teil leider nicht mehr kandidieren, und ein neuer Vorstand gesucht werden würde. Bei einem Stammtisch in Altenstadt fragte man mich, ob ich nicht Lust hätte, für den zweiten Vorsitzenden zu kandidieren, wenn Uwe für den Ersten kandidieren würde.

So geschah es, und das Votum des Landesparteitages in Frankenau für die "Royal Navy" dürfte bekannt sein. Warum wir so genannt wurden, ist mir immer noch nicht klar geworden.

Motivation

Natürlich hatte ich erst Bedenken. Der damalige Landesvorstand war aus Gießen und Hanau betrachtet im fernen Frankfurt. Zudem leistete er zur Bundestagswahl eine verdammt gute Arbeit. Und sie waren alle durch und durch waschechte Piraten und sind es natürlich noch. Es würde schwer werden, daran und an den Hype, den die Bundestagswahl gebracht hatte, anzuknüpfen.

Parallel entwickelten sich weitere Kreisverbände und es gab einen Trend zu mehr Dezentralität und Eigenverantwortung. Satzungen, Geschäftsordnungen und Protokolle empfinde ich zum Teil als Einschränkung der persönlichen piratigen Freiheit. Die freiheitlichen Regeln einer Crew gefielen mir besser. Bis dahin kannte ich das NRW-Konzept nur vom Hören-Sagen, und all seine Nachteile waren mir unbekannt. Dennoch sah ich auch die Vorteile von Kreisverbänden, was mich unter anderem Main-Kinzig als zweiten Kreisverband hat mitgründen lassen.

Ich wollte also diese Strukturen und deren Vernetzung fördern. Die Macht Vieler hat schon vieles bewegt auf dieser Welt. Darin liegt eine der Stärke der Piraten: Das vernetzte, aber gemeinschaftliche Arbeiten, was mir als Freiberufler in der Internetbranche nur all zu sehr vertraut ist. Ich wollte nicht in den Landesvorstand, um über andere hinweg sinnfreie Beschlüsse zu treffen, wie wir es vom Bundesvorstand teils gewohnt waren. Mir ist unsere basisdemokratische Mitbestimmung sehr wichtig. Entscheidungen auf breiter Basis geben auch Motivation und Rückhalt.

Selbstverständnis

Ich habe mich in Frankenau als Moderator und Anschieber vorgestellt. Dies sollte auch mein Leitmotiv für diese Amtsdauer werden. Ich wollte Ideen von Stammtisch zu Stammtisch tragen, sie auf die hessische Ebene bringen und von dort auch wieder zu den Piraten und Freibeutern vor Ort. Wenn aus diesen Ideen Konkreteres wurde, habe ich versucht, diese als Anträge an den Landesvorstand einzubringen und/oder für die Umsetzung zu sorgen.

Zudem habe ich immer wieder eigene Ideen oder interessante Artikel und Konzepte in die Diskussionen eingebracht. Das werde ich als Pirat auch weiterhin so machen.

Das Ärgernis über scheinbar willkürliche Entscheidungen des Bundesvorstandes, ohne das nötige Feedback der Basis, hatte mich schon öfter aufgeregt. Der erste hessische Versuch mit Einführung der Feedback-Mailingliste ist leider ungenutzt geblieben. Aus dieser Situation heraus reifte dann die Grundidee eines virtuellen Meinungsbildes, um wichtige Entscheidungen nicht alleine treffen zu müssen, und Piraten jederzeit die Meinung der Basis zu konkreten Anträgen einholen lassen zu können.

Ich pflege nicht den Anspruch die ultimative Wahrheit zu haben. Ich bin anderen Standpunkten und Meinungen gegenüber durchaus aufgeschlossen und lasse mich überzeugen, wenn die Argumente besser sind. Auch wenn dies nicht immer sofort passiert.

Als Landesvorstand wollte ich die Piraten Hessen nicht autoritär oder diktatorisch leiten, sondern uns durch kooperative Führung gemeinsam vorwärts bringen. Das Mitmachen ist der produktive Kern unseres Wirkens und unserer Attraktivität. Es bedarf allerdings des permanenten kreativen Inputs durch seine aktiveren Mitglieder.

Hauptlast

Vor der Kandidatur und nach der Wahl war mir das zeitliche Opfer nicht wirklich bewusst. Dies war auch einer der Gründe, warum ich lange Zeit über eine erneute Kandidatur nachgedacht habe.

Zum Jahreswechsel und die erste Zeit danach hat uns primär der Rechenschaftsbericht 2009 bzw. die Rechenschaftsberichte des Landesverbandes und der Kreisverbände beschäftigt. Es war der erste Bericht, zu dem auch die Kreise ihren Beitrag leisten mussten. Dies war mit sehr viel Aufwand und Mühe verbunden, da auch nicht alle Kreis-Schatzmeister sich kooperativ gezeigt haben. Dafür war Hessen der erste Landesverband mit vorliegendem und fast vollständigem Bericht.

Die Vor- und Nachbereitung einer Sitzung stellte die eigentliche Hauptlast dar. Sind alle Anträge, Ideen und Themen in die Tagesordnung eingetragen? Sind die Tasks erledigt? Haben wir die Beschlüsse umgesetzt? Sind die Protokolle korrekt? Steht alles im Wiki? Haben wir etwas vergessen? Wurde es kommuniziert? Läuft die Technik? Diese und mehr Fragen füllten alle 2 Wochen mindestens 3 Tage pro Woche.

Leider hat sich die Handhabung des Ganzen mittels Wiki als nicht wirklich praktikabel herausgestellt, da viel Handarbeit notwendig ist, um alles zu pflegen und nichts untergehen zu lassen. Hier sollte in Zukunft geprüft werden, wie man dies besser machen kann und das Wiki nur noch als automatisch gepflegten Dokumentationsort zu nutzen. Unsere Ideen der Todo-, Beschluss- und Protokoll-Listen ist nicht wirklich übersichtlich und Usability freundlich.

Ein weiterer großer Punkt war die Kommunikation. Sei es auf den Mailinglisten, per Twitter, an den Stammtischen, auf Infoständen, in Workshops oder in Form von Pressemeldungen. Dies hat auch seinen Tribut an die verfügbare Zeit gefordert.

Schwerpunkte

Die persönlichen Schwerpunkte haben sich mit der Zeit ergeben. Die Erstellung der Tagesordnung zu den Vorstands-Telefonkonferenzen wurde so ein Schwerpunkt. Ich wollte einfach vermeiden, dass Dinge unangesprochen liegen bleiben.

Das Moderieren und Anschieben im Raum Mittelhessen und auf den Mailinglisten hat sich mit der Zeit herauskristallisiert.

Die Betreuung der hessischen Website und die Hilfe bei der Pressearbeit ging irgendwann Hand in Hand. Dadurch hat sich auch eine gewisse Mitwirkung in der Hessen-IT ergeben.

Die Stärkung der Mitbestimmung in Hessen war ein selbstgewählter Schwerpunkt. Genauso das Ausführen von Aufträgen für die Print-Kommunikation, sei es Flyer oder Plakate. Sehr wichtig war mir auch die Überführung von privaten Diensten in die Hände des Landesverbandes. Dies fing beim Fax an, ging über Websites und Domains, bis hin zum E-Mail-Server und den Mailinglisten. Zumal der damalige Betreiber uns als Vorstand hier eine etwas unverschämte und unkooperative Frist gesetzt hatte. Dies war besonders ärgerlich, da durch die Telefonkonferenzen, die Protokolle und die Informations-E-Mails der Hessen-IT bezüglich des Umzuges eigentlich jeder hätte informiert sein müssen. Naja, Schwamm drüber, der Umzug hat wegen der unermüdlichen Arbeit unserer Hessen-IT auch ohne Kooperation am Wochenende der "Freiheit statt Angst"-Demo vollzogen.

Das ganze Jahr über habe ich seit der ersten Telefonkonferenz an der Umsetzung der TOR-Exit-Node-Beschlüsse mitgearbeitet. Leider ist dieser Punkt bekanntlich immer noch offen.

Unerreichtes

Unsere gemeinschaftliche Vorstands-To-Do-Liste weist leider immer noch unerledigte Aufgaben auf.

Ganz oben steht natürlich der TOR-Exit-Node. Nach dem sich der Rauch der feurigen Reden in Frankenau verzogen hatte, ging es an die Realisierbarkeit der beiden Anträge. Es zeigte sich bald, dass wohl niemand einen Verein gründen würde und somit eher der Landesverband seine Beschlüsse umsetzen wird.
Nach Recherchen und rechtlichen Bewertungen durch die AG Recht stand der Knackpunkt der möglichen persönlichen Haftung des Vorstandes im Raum. Die Partei als Schutzschild, wie eigentlich angedacht, würde es bei grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz nicht geben. Hierzu gehört im Allgemeinen auch das billigend in Kauf nehmen bei Kenntnis eines problematischen Sachverhaltes.
Vom Einholen einer zusätzlichen verbindlichen Rechtsauskunft wurde aus Kostengründen abgesehen Durch das Auffinden des TOR-Partner-Programmes der German Privacy Foundation erschien ein Ausweg, um einen Exit-Node als Beitrag zum TOR-Netzwerk leisten zu können im übertragenen Sinne des Vereins-Beschlusses. Wir wurden Mitglied und starteten die Verhandlungen.
Der bestellte Hetzner-Server mit erst 2, später dann 5 TB, freien Traffic bei einer 100 MBit Anbindung, entsprach nicht ganz dem Wunsch der German Privacy Foundation einen vollwertigen TOR-Exit-Node zu bekommen.
Dies würde jährliche Kosten von 1.650 € verursachen, bei angenommenen 20 TB Traffic pro Monat. Wir hätten es gerne erst einmal getestet bevor dieser hohe Betrag ausgegeben wird. Ein zwischenzeitlich erstellter Vertragsentwurf wurde wieder verworfen, weil dies wahrscheinlich die Gemeinnützigkeit des Vereins gefährdet hätte.
Die Kommunikation war langwierig und als die German Privacy Foundation dann auch noch verklagt wurde, waren all ihre Aufmerksamkeit und Ressourcen gebunden. Um dennoch zum Abschluss zu kommen, wird ein Gespräch am 12.09.2010 in Berlin bei der Jahresmitgliederversammlung gesucht.
Der bereits angemietete Hetzner-Server läuft seit Sommer als TOR-Bridge mittels einer Amnesia-Live-CD mehr schlecht als recht. Der TOR-Dienst verliert alle 24 Stunden seine Port-Zuordnung aufgrund des DHCP-Release-Vorgangs und fällt somit in den Client-Modus zurück. Anfang September haben wir dies mit der Erstellung eines eigenem und aktuelleren Amnesia-Images inkl. statistischer IP und eigener TOR-Konfiguration fürs Erste behoben.
Für die endgültige Umsetzung im Rahmen des Partnerprogrammes der GPF stehen nun neue Anträge an den Landesparteitag im Raum, um z.B. die Kosten für den vollen Traffic zu legitimieren. Diese finden sich auch im hessischen LiquidFeedback wieder. Dafür werde ich am LPT werben.

Unerreicht blieb leider auch die Verbesserung der Mitgliedsverwaltung für Kreisverbände. Weder wurde eine neue Mitgliederverwaltung auf Bundesebene installiert, noch konnten die Widerstände im Bundesvorstand gegen eine Öffnung des CiviCRM für Kreisverbände durch CiviCRM-Beauftrage oder uns durchbrochen werden. Sowohl der Beauftragte und der zugänglichste Beisitzer sind mittlerweile aus anderen Gründen zurückgetreten.
Auf unserer Seite binden die aktuellen Prozesse einen großen zusätzlichen Aufwand für die Kreise und den Landes-GenSek. Hier besteht dringend Handlungsbedarf, sei es eine eigene hessische Verwaltung oder eine Lösung auf Bundesebene.

Für das Expertenforum der AK Basisdemokratie fühlte sich nach dem Landesparteitag leider auch niemand mehr so recht verantwortlich. Es wurde in den Telcos thematisiert, aber es gab kein Feedback mehr dazu.

Die selbst gesteckten Ziele eines Redesigns unserer Websites und des Hessenflyers wurden zwar begonnen, aber nicht abgeschlossen. Auch konnte die Idee des Umbaus der hessischen Website zu einem Hessenportal bisher nur für Kalendereinträge zum Teil realisiert werden. Dies werde ich auf jeden Fall auch als Pirat weiter vorantreiben.

Auf der Strecke geblieben ist auch der dritte Schatzmeister-Workshop, um den Rechenschaftsbericht 2010 vorzubereiten. Vielleicht bietet sich ja noch die Chance dies im vierten Quartal oder Anfang nächsten Jahres zu machen, damit dies nicht wieder so eine Qual wie 2009 wird.

Der Workshop zur Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit wurde auch nicht realisiert. Aktuell hat der Landesverband nur einen Pressesprecher. Mehr Manpower wäre sicherlich nicht schlecht und die Unterstützung der Kreisverbände bei Presse und PR, sofern erwünscht.

Negatives

In dem abgelaufenen Jahr gibt es natürlich auch Negatives zu berichten. Wir sind schließlich alle nur Menschen und machen Fehler, oder treffen nicht immer nur perfekte Entscheidungen, die jedem passen.

Durch die vielen Aufgaben und Tätigkeiten im Land haben leider meine Mitarbeit und Präsenz in Gießen und Hanau nachgelassen.

Ein negatives Ereignis war sicherlich der tagelange Ausfall der von mir mitbetreuten virtuellen Maschine für die Kreisverbände. Die Kombination von spätem Nachmittag und nachfolgendem Feier- und Brückentag hat leider dazu beigetragen. Daraufhin wurde der Entschluss gefasst, diese virtuelle Maschine heim auf die Hessen-IT zu holen inkl. Hardware-Upgrades, Umzugsplan etc. Allerdings genießt der Umzug des Mailservers, auch wegen der uns auferlegten Frist, Priorität, so dass dies noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Zudem gab es aus manchen Regionen bisher noch überhaupt kein Feedback zu den notwendigen DNS-Umstellungen.

Das Vorfeld der Gründung des Kreisverbandes Frankfurt mit seiner groß angelegten Feierlichkeit hat zu leidenschaftlich kontroversen Diskussionen bezüglich der Finanzierung, dem Risiko für den Landesverband und der Fairness gegenüber den anderen Gründungen geführt. Ich war natürlich mitten drin, was nicht nur auf positive Reaktionen gestoßen ist.

Besonders Schade ist die Entwicklung der zahlreichen AGs, AKs und PGs. Gerade diese Form der Mitarbeit bietet genügend Raum, um sich zu entfalten oder gar wichtige Aufgaben zu Übernehmen. Sei es die Pflege der Satzung, die Orga eines Parteitages oder allgemein die inhaltliche Arbeit. Nur eine große Ausnahme gibt es dazu, die AG IT, die sich kontinuierlich eingebracht hat und ihren Job verdammt gut erledigt hat. Hier wäre sicherlich Potential für einen möglichen Beisitzer, sich um die Zusammenarbeit oder Entwicklung dieser Konzepte zu bemühen.

Die Berichtsmöglichkeit zur Vorstands-Telco wurde leider selten genutzt. Dies gilt leider auch für manche unserer Kreisverbände. Dies können wir sicherlich noch verbessern, besonders im Sinne der Vernetzung, Kooperation und des Austausches. Dort liegen die Wurzeln des Mitmachens begraben und könnte auch von einem Beisitzer betreut und moderiert werden.

Bei dieser Aufzählung darf sicherlich der Kettenhund-Stil auf Mailinglisten nicht fehlen. Ich verteidige Meinungen auch gegen vermeintlich bessere oder lautere Meinungen bis ich vom Gegenteil überzeugt werde. Bei Ungerechtigkeiten gegenüber Mitpiraten bin ich schnell mit von der Partie, wenn es um die Verteidigung geht. Zu guter Letzt prangere ich Fehlentwicklungen und fehlerhaftes Verhalten öffentlich an, insbesondere von gewählten Amtsträgern, die ich in der Pflicht sehe ihren Job zu machen.
Dies hat im vergangen Jahr besonders einen vermeintlich hessischen Troll, den politischen Geschäftsführer und den GenSek getroffen.
Der Mitpirat hat daraufhin seine Mitgliedschaft beendet, was vor allem mir angekreidet wurde. Ein Twitter-Gespräch ein paar Tage später hat allerdings zu Tage gebracht, dass dies wohl nur das i-Tüpfelchen war, was das Fass zum Überlaufen brachte. Ein Aufschub der Kündigung, um Stimm- und Antragsrecht beim Bundesparteitag zu haben, wollte er nicht. Er wird sich erst einmal eine Auszeit nehmen und vielleicht wieder kommen.
Die inhaltliche Arbeit und das Begleiten der Vorbereitung zur Kommunalwahl hat in meinen Augen überhaupt nicht gut funktioniert. Dies habe ich immer wieder mal angemerkt und probiert mit eigenen Ideen anzuregen. Hier hätte ich vor allem mehr Einsatz des politischen Geschäftsführers erwartet, um auch innerhalb der PG Kommunalwahl die ganze Mission Kommunalwahl vom inhaltlichen Arbeiten her auf ein höheres Level zu bringen.
Der zeitweilige Totalausfall und die schlampige Arbeitsweise des Landes-GenSek waren sicherlich mit die ärgerlichsten Probleme im vergangenen Jahr. Dies hat nicht nur die mittlerweile 13 Kreisverbände gelähmt und zu viel Frust bei teils sehr motivierten Neupiraten geführt. Nein, es hat auch den Abschluss des Rechenschaftsberichtes 2009 verzögert und beinahe die hessischen Einladungen zum Bundes-LiquidFeedback verhindert, hätte sich der Bundesvorstand nicht selbst das Bein gestellt.
Hier muss man ganz klar sagen, dass es uns gemeinsam als Team nicht wirklich gelungen ist, diese Probleme zusammen dauerhaft zur allgemeinen Zufriedenheit zu lösen. Dies hat auch in den Telcos immer wieder zu endlosen, sich im Kreise drehenden Diskussionen geführt, die mittels vorherigem Meinungsbild oder nach hinten verschieben des Punktes sicherlich abgekürzt hätten werden können.
Ich halte beide Ämter für besonders wichtig. Der politische Geschäftsführer steht für die inhaltliche Achse und der GenSek für die Verwaltungsachse. Ohne beide sind wir nicht lebensfähig. Mein Stil und Ton mag in der Form sicherlich des öfteren unangemessen und nicht konfliktfrei gewesen sein, aber zum inhaltlichen Kern der Kritik stehe ich. Ich kann knurren und zubeißen. Wenn es die Situation erfordert, würde ich es jederzeit wieder so machen. Dies darf man mir gerne als Fehler ankreiden. Im Gegenzug erwarte ich aber eine gleiche schonungslose Behandlung meiner Fehler im oder als Landesvorstand.
Trotzdem kann ich mit allen drei Piraten ein Bier oder Äppler trinken gehen. Meine Kritik bezieht sich explizit auf die Vorgänge und nicht auf den Piraten oder gar den Menschen dahinter.

Kritisch muss man sicherlich auch die Mitgliederaktivierung betrachten, wenn es um konkrete Aktionen oder Ausarbeitungen geht. Hier ist es uns nicht sehr gut gelungen, dies auf eine breitere Basis zu stellen. Da sollte man schauen, wie man dies in Zukunft besser und einladender gestalten kann. Dennoch haben die installierten Tools, wie das virtuelle Meinungsbild und LiquidFeedback Potential geweckt. Genauso gut sind die Beteiligungen der Hessen am Bundes- oder Landesparteitag und das ist auch gut so.

Positives

Verlassen wir nun die ruhige See und kommen nun zur Sonnenseite der Tätigkeiten im Landesverband.

Der Landesverband ist gewachsen und verzeichnet nun ca. 850 Mitglieder.
Gleichzeitig hat sich mit Marburg der nun schon 13te Kreisverband gegründet und die Hälfte Hessen ist in eigenverantwortlicher Verwaltung. Bei allen Kreisverbänden, die in dieser Amtszeit gegründet wurden, war ich zu Gast.

Wir sind mit den anvertrauten Gelder der Mitglieder sparsam und hoffentlich fair umgegangen, so dass für das Bestreiten der Kommunalwahl nächstes Jahr genügend Geld vorhanden ist, damit der Landesverband die antretenden Regionen unterstützen kann.

Es wurde ein Beamer angeschafft, den hessische Piraten und JuPis formlos und unbürokratisch ausleihen können. Dessen Hüter bin ich geworden.

Wir haben probiert die Aktionen und Aktivitäten zu fördern, sei es der Free Music Content, das kleinste Kulturzentrum der Welt, Fahrtkosten zur Freiheit-statt-Angst-Demo oder allgemeine Drucksachen.

Positiv ist auf jeden Fall die Resonanz und das Feedback zu der Arbeit im letzten Jahr. Es gab eigentlich bis auf die Abschaffung der geschlossenen CV-Liste und den Verzug des TOR-Exit-Nodes keinen großen Ärger über getroffene Beschlüsse oder deren Umsetzung. Selbst die Einführung von LiquidFeedback klappte in Hessen relativ harmonisch und geräuschlos.

Besonders gut waren auch die vielen besonderen Events, wie die Nacktscanner-Demo am Flughafen, die JMStV-Mahnwache vor der Staatskanzlei, die NRW-Nachbarschafts-Hilfe in Form von Plakatieren und Infoständen im Siegerland, die Weihnachtsfeier, das Grillen der Piraten, die Sommer- und Waldfeste. An dieser Stelle muss ein Danke an alle Beteiligten gerichtet werden, besonders an jene, die dies jeweils immer erst möglich gemacht haben.

Uwe, Knut, Julia und Stephan haben sich des gestrandeten Gläsernem Mobils angenommen, um es nicht nur zu reparieren, sondern auch besser und sicherer zu machen. Ich konnte es wenigstens ausfegen und ein wenig mit anpacken.

Für die Marina Kassel habe ich meinen Platz für einen freiwilligen Piraten zur Verfügung gestellt, damit nicht nur Vorstände aus Hessen dort vertreten sind.

Highlights

Ein besonderes Highlight ist sicherlich die Entwicklung und Einführung des virtuellen Meinungsbildes. Hier möchte ich auch allen Beteiligten nochmals Danke sagen. Leider haben wir es bisher nur zweimal genutzt und dann auch rundum LiquidFeedback. Wir sollten dieses kleine einfache Tool weiter entwickeln, um z.B. Beschlüsse des Landesvorstandes im Nachhinein bewerten oder gar revidieren zu können.

Großes Kino war sicherlich auch die spontane Einladung von Ex-Ministerpräsidenten Roland Koch während unserer Jugendmedienschutz-Staatsvertrag-Mahnwache in Wiesbaden. Mancher Pirat war besorgt um die Lage und des Aussehen unseres Standes. Im Nachhinein hat sich das Ausharren aber gelohnt, auch wenn es den JMStV nicht verhindert hat. Wir haben den aktuellen Entwurfstext bekommen und konnten unsere Kritik loswerden.

Besonderer Dank gilt natürlich unseren herausragenden Mitpiraten, die sich um die IT, um den Hessentag, um Workshops oder um Themen wie JMStV und ACTA kümmern oder einfach dort sind, wo Hilfe gebraucht wird.

Resümee

Am Ende möchte ich ein Fazit ziehen. Ich denke, ich kann behaupten, dass ich die in Frankenau ausgesprochenen Ziele verfolgt und erfüllt habe, was das Engagement, die Vernetzung und die Moderation angehen. Ich habe probiert, immer hilfreich zur Seite zu stehen und bei den meisten Veranstaltungen anwesend zu sein. Ich war per E-Mail, Twitter, IRC, Instant-Messanger und Social-Media-Plattformen nahezu immer ansprechbar. Ich habe alle hessischen Mailinglisten abboniert und auch aktiv genutzt.

Print, Presse, Website und IT liefen solide und sind sicherlich ausbaubar. Gerade auch die Möglichkeit des Mitarbeit der Basis mittels Piratenpads bei der Ausarbeitung haben auch zu einer höheren Akzeptanz und Qualität der Beiträge geführt.

Delegieren hat leider nur bedingt geklappt. Dies sollte definitiv verbessert werden, damit auch das Arbeitspensum des Vorstandes reduziert und die Basis stärker miteinbezogen werden kann. Allerdings bedarf es hierbei auch verlässlicher Mitarbeit, auch wenn es mal nicht sofort rund läuft.

Ich war im Raum Mittelhessen, Rhein-Main und Siegerland persönlich präsent und habe in der Zeit fast 80 Stammtische besucht. Leider ist das Festigen des Stammtisches Limburg und das Etablieren der Stammtische Vogelsberg und Herborn nicht geglückt. Auch haben wir kein Reallife Vorstandstreffen, wie von Teilen der Basis gewünscht, abhalten können. Irgendwie ist die Zeit doch schneller vergangen als gedacht.

Hinzu kommen viele viele Infostände, Workshops und Parteitage, das Anlandziehen von Veranstaltungen, wie Zuse 2.0 in Wiesbaden, sowie die Teilnahme an Demos gegen den JMStV und die "Freiheit statt Angst"-Demo 2010 in Berlin.

Gefühlt habe ich die meisten Anträge an den Landesvorstand selbst oder stellvertretend gestellt. Keine der Landes-Telcos habe ich verpasst. Waren Themen oder Ereignisse wichtig, habe ich mich dafür eingesetzt, dass sie in zusätzlichen außerordentlichen Telcos behandelt werden. In den meisten Fällen deckte sich meine Meinung mit den der Mehrheitsbeschlüsse. Oft waren dazu Uwe, Knut oder ich die treibende Kraft. Dabei habe ich mir stets meine Eigenständigkeit und Unabhängigkeit bewahrt, ohne dass sich Gruppen oder Dunstkreise um mich herum gebildet haben.

Im Schnitt habe ich wohl wöchentlich irgendwo zwischen 20 und 40 Stunden für die Piraten aufgebracht. In Hochzeiten auch mal mehr.

Am meisten stört mich persönlich der unerledigte TOR-Exit-Node. Gefolgt von der teils schwierigen Zusammenarbeit oder meiner unterschiedlichen Auffassung bezüglich der politischen Geschäftsführung und der Verwaltung durch den GenSek.

Dennoch ziehe ich bei all den Ecken und Kanten meiner Tätigkeit unterm Strich ein solides positives Resümee mit Luft nach oben.

Zu sagen bleibt noch, dass ich es gerne getan habe und dass ich die restlichen gesteckten Todos und Ziele noch zum Abschluß bringen würde.

Eine genaue Aufstellung was ich wie, wo und wann gemacht habe, gibt es in meinem Logbuch und in der Protokollen des Landesvorstandes.

Schlusswort

Danke für die Aufmerksamkeit und mit der Bitte um Entlastung.
Mein Name ist Ralf und ich bin Pirat!