SN:Kreisverband/Görlitz/Diskussion:Bildungsstreiks

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Hier eine Diskussion des Kreisverbandes Görlitz zu den aktuellen Studienbedingungen:

Ich habe mir in Ulm und in Osnabrück ein Bild von den Studienbedingungen und den Streikenden gemacht und hege durchaus auch Bedenken an der Sinnhaftigkeit der Streiks, weil:

  • die Studierenden zu Beginn ihrer Streiks nicht wussten, was sie wollen
  • sie nicht wussten, an wem sie ihren Appell richten
  • sie ihre eigenen Forderungen kaum innerhalb der Studentenschaft publik machen konnten
  • die studentischen Gremien nicht wirklich von den Studierenden getragen werden (wie viele Studierende beteiligen sich an den Gremienwahlen?)
  • sie nicht konsequent gestreikt haben, d.h. nicht alle Lehrveranstaltungen boykottiert wurden und nur Teile von Gebäuden besetzt wurden
  • ein Überforderung der Studierenden aufgrund der Stofffülle und des Prüfungsstress nicht erst mit der Umstellung auf B/M an deutschen Hochschulen Einzug gehalten hat. (ich spreche da aus Erfahrung)



Andererseits unterstütze ich einige ihrer Anliegen, weil:

  • 6 Semester Bachelor einfach nicht ausreichen, um sich mit komplexen Praxisthemen auseinander zu setzen, wenn gleichzeitig ein Breiten- oder gar Allgemeinwissen nicht selten von Hochschulabsolventen erwartet wird.
    • Bei unseren 6 Semestern ist es in der Regel so, dass man mit einer sehr breiten Front an Wissen konfrontiert wird, welches meist nur kurz behandelt wird. Sollte man das Bedürfnis haben, das eine oder andere Thema zu vertiefen, ist das dem Selbststudium überlasse. Es ist einfach unmöglich, alle Themen mit einer entsprechenden Komplexität abzuarbeiten, ich denke das ist auch nicht nötig. Wichtiger ist es, dass die Studenten Zeit haben, sich mit dem auseinander zu setzen, was Sie interessiert, und ggf. Bücher o.ä. zu den Themen finden, über die sie sich informieren wollen.
      • Mit Komplexität meine ich nicht allein die Tiefe, sonder die Beziehungen zwischen Themen, die nicht losgelöst betrachtet werden können. Um aus dem Wissen Erkenntnisse abzuleiten braucht man Zeit.
  • B/M nicht die Möglichkeiten verbessert, um zeitweilig im Ausland zu studieren (u.a. weil sich Module über mehrer Semester erstrecken)


  • B/M eine Verschulung des Studiums darstellt, die bislang nur an Fachhochschulen die Regel war und dadurch weniger eine Bildung, als eine Ausbildung gewährt wird. Gerade in der heutigen Zeit genügt es aber nicht mehr in einem Fach ausgebildet zu sein, weil es dringend notwendig ist die systemischen Zusammenhänge vieler verschiedener Fachgebiete zu berücksichtigen. Exemplarisch sei an dieser Stelle an die Klimaveränderungen, die sozialen und rechtlichen Verstrickungen in der Informatik und die Kontroverse zur Gentechnik erinnert.
    • Ich persönlich habe vor meinem Studium eine Ausbildung gemacht, und muss dagen, dass die Unterschiede durchaus gravierend sind. Gut, man hat jetzt im Bachelorstudium einen Stundenplan, zugegeben. Trotzdem würde ich es nicht verschult nennen. Wenn man bedenkt, dass der Durchschnitts-Bachelor nach seinem Abschluss in der Praxis arbeitet, ist der Bachelor dafür eine sicher gute Voraussetzung. (Ob nun besser als ein FH Dipl. kann ich nicht beurteilen). Wem dieses Wissen nicht reicht, dem steht es frei, ein Masterstudium zu belegen.
    • Es ist eine Grundsatzfrage, ob mündigen Bürgern die Freiheit gewährt werden soll, sich die Themen und Fächer auf den Stundenplan zu setzen, die sie interessieren oder ob's zu 90% feste Stundenpläne gibt. Der Gerechtigkeit halber muss man erwähnen, dass auch das Grundstudium in der Diplomzeit sehr strukturiert und reglementiert ablief, wobei es keine Anwesenheitspflicht gab und die Gesamtstundenzahl unter 20 pro Woche lag.


  • Deine Meinung bzgl. der Zulassungsbeschränkung des Masterstudiums kann ich nicht teilen, denn was heute das Masterstudium ist, war früher das Hauptstudium, für welches man sich allein durch Bestehen der Vordiplomsprüfung qualifizierte. Sinnvoller ist es, das Erreichen einer bestimmten Note (2.0) in einem ausgewählten Kernfach als Voraussetzung für die Fortsetzung des Studiums vorzuschreiben. Und zwar im Bachelor- und Masterstudium!

Glaubt man nämlich daran, dass ein Mensch seine Fähigkeiten und Kompetenzen eigenständig weiterentwickeln kann, gilt es anzuerkennen, wenn ein schlechter Bachelor-Absolvent durch harte Arbeit so viel hinzugelernt hat, um ein hervorragender Masterstudent zu werden. Hinzu kommt der Umstand, dass man seinen Master in einem ganz anderen Fach, als seinen Bachelor machen kann. Die Vergleichbarkeit bei der Zulassung ist also nicht gegeben.

    • Ich finde, dass der heutige Masterstudiengang mehr dem Diplom an einer Uni gleicht, wogegen der praxisorientierte Bachelor eher in Richtung der Fachhochschulen geht. Nichts desto trotz erwarte ich bei einem Masterstudiengang ein gewisses Niveau. Ich habe dann den Anspruch, mehr zu lernen, zu wissen und zu forschen als Leute, die nach dem Bachelor arbeiten. Dass dafür bestimmte Leistungen erbracht werden müssen, ist klar. Besonders da es in der Praxis oft so aussieht, dass man viele Noten und Projekte als Team erarbeitet. Wenn der Masterstudiengang voll mit Leuten ist, die gerade nichts besseres gefunden haben oder noch etwas Bafög bekommen wollen oder ähnliches, schadet es denen, die lernen wollen. Jemand, der an dem was er tut, interessiert ist, wird selten einen Abschluss von 3,5 erlangen. Und für Ausnahmefälle sollte man lieber auf Aufnahmetests o.ä., wie es sie bereits gibt, ausweichen.
      • Genau, wer nichts besseres findet gibt noch einmal Gas und legt sich für seine Weiterqualifikation zum Master ins Zeug - Vorausgesetzt die Hochschule spendieren ausreichend freie Plätze. Meiner Meinung nach sind die Zulassungsvoraussetzung allein den knappen Mitteln der Hochschule geschuldet, als den eigenen Qualitätsansprüchen gegenüber den Leuten, denen man zu (Master-)Qualität verhelfen möchte/müsste.