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Das Ristorantino "Sardo" in München - Ein Stück Münchener PIRATEN-Geschichte

Das Ristorantino "Sardo" war ein kleines Restaurant im Münchener Stadtbezirk Schwanthalerhöhe, das mit in die Münchener PIRATEN-Geschichte einging.

Hier trafen sich die Münchener Piraten seit kurz vor der Bundestagswahl 2009 bis zur Aufgabe des Lokals zu Beginn des Jahres 2010 immer freitags zum Stammtisch und die kommunalen Arbeitsgruppen zum ein oder anderen Arbeitstreffen oder Workshop.

Das "Sardo" und sein Wirt

Der Name "Sardo"[1] und eine sardische Flagge im Kellerabgang ließen auf den ersten Blick die gebürtige Herkunft des Wirts namens Nazzareno Putzolu erschließen, der das Restaurant in Kooperation mit dem befreundeten Daniel Schmidhofer[2] betrieb.

Nazzareno, Jahrgang 1955[3] und wegen seiner Körpergröße von 141cm[4] als Künstler auch unter dem Namen "Pippo Piccolino" bekannt, war nach eigenen Angaben ursprünglich in seiner Heimat als Lehrer tätig, bevor er in jungen Jahren beschloss andere Länder zu durchreisen. Stets begleitet von seiner "Chitarra"[5] ließ er sich zuletzt dann in Deutschland nieder. Noch heute ist ihm die schöne Erinnerung an seine Wandersjahre anzusehen, wenn er auf seiner Gitarre das Lied vom "Vagabondo"[6] spielt. Einige Wandbilder im Sardo zeigten ihn in Theaterrollen in 12pxTurandot und 12px"Avanti, Avanti!"[7], bei den 12pxKaltenberger Ritterspielen sowie auf "Anything goes!"-Plakaten zusammen mit der Varieté-Künstlerin 12pxGloria Gray. 2007 übernahm er dann das kleine Restaurant und unterhält weiterhin mit seiner Gitarre[8].

Die PIRATEN im "Sardo"

Ursprünglich fand der Stammtisch der Münchener Piraten regelmäßig im kleinen Hinterzimmer der Gaststätte "Bavaria" in der Bayerstraße statt. Nach der Verabschiedung des Entwurfs für das 12pxZugangserschwerungsgesetz im deutschen Bundestag erfuhren dann auch die Münchener Piraten massiven Mitgliederzuwachs und benötigten für ihren Stammtisch nun eine Lokalität, die der hohen Teilnehmeranzahl gerecht werden konnte. Die Suche gestaltete sich schwierig, sollte diese Lokalität doch auf jeden Fall über einen frei zugänglichen WLAN-Accesspoint verfügen, möglichst gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sein, im Innenstadtbereich liegen, über einen abgetrennten Nebenraum verfügen oder gar komplett für die Piraten an Freitag Abenden nutzbar sein. Nicht zu vergessen, dass das angebotene Essen auch für Schüler, Studenten, Arbeitslose usw. noch erschwinglich sein sollte. Hierbei darf nicht vergessen werden, dass die meisten Münchener Lokale innerhalb des Mittleren Rings freitags nicht über Gästemangel zu klagen haben.:-)

Als zwei Münchener Piraten im August 2009 das "Sardo" betraten und Nazzareno, den Wirt, nach der Möglichkeit der Aufnahme des Stammtischs fragten, las sich dieser den überreichten Wahlkampf-Flyer durch und erwiderte sinngemäß in etwa: "Das ist gut, das finde ich gut. Ich war auch früher ein Revolutionär - in Italien damals! Ihr könnt kommen, Euer Programm ist gut. Wenn ihr mir jeden Freitag das Lokal vollmacht, dann mach ich 'Geschlossene Gesellschaft' für Euch. Wenn nicht immer 40-50 Piraten kommen, sondern nur 20, dann ist auch gut." Beim Preis für das Essen kam er uns auch sofort entgegen, es gab freitags eine eigene PIRATEN-Karte mit drei Gerichten à € 5,50.

Die Entscheidung, den Stammtisch in das bereits erkundete "Sardo" zu verlegen, fiel vor dem Betriebsurlaub des "Bavarias" im August, wohlwissend dass dieses auch während des Oktoberfests nicht als Stammtischlokal zu nutzen gewesen wäre. Schon beim ersten "Sardo"-Stammtisch am 23. August zeigte sich, wieso dieses die Bezeichnung Ristorantino und nicht Ristorante trug. Der Gastraum mit knappen 60qm platzte fast jeden Freitag aus allen Nähten, die Besucher mussten regelmäßig nah zusammenrücken, besetzten zwangsläufig auch die kleinen Tische und den Bürgersteig vor dem Lokal, wodurch sie auch unmittelbar von den Mitgliedern der "12pxDIE LINKE." wahrgenommen wurden, die zum einen gegenüber und zum anderen 20 Meter weiter westlich in der Schwanthalerstraße Räumlichkeiten hatten. Einzelne Linke bemerkten schnell, dass ein Piratenstammtisch von Nazzareno zwar an der Eingangstür zum "Sardo" als 'Geschlossene Gesellschaft' bekanntgegeben wurde, aber für jedermann zugänglich war. Auch Stammbesucher des Lokals, viele aus dem künstlerischen und pädagogischen Bereich, lauschten gerne den Piraten und diskutierten mit ihnen aufgeschlossen. Nicht selten war von ihnen "Meine Kinder werden Euch auf jeden Fall wählen" zu vernehmen. Regelmäßig tummelten sich bei den "Offenen geschlossenen Veranstaltungen" unter den Anwesenden auch Journalisten und Anwärter der 12pxDJS, die die Stammtische und Arbeitstreffen jeweils für eine Zeit begleiteten. Flyer der PIRATEN lagen permanent zur Information auf dem Tresen aus und auf der Toilette warnte ein orangefarbener Aufkleber vor dem Videoüberwachungswahn.

Datei:Sardo München- Gitarrensession Dezember 2009.jpg
Gitarren-Session kurz vor der Schließung des "Sardo"

Unerwartet musste Nazzareno bei einer Weihnachtsfeier im Lokal bekanntgeben, dass er das "Sardo" allein ohne fest mitarbeitenden Teilhaber nicht mehr bewirtschaften könne, und am 4. Januar nach Ablauf des Pachtvertrags die Schlüssel an die Brauerei zurückgeben werde. Die Entscheidung sei ihm sehr schwer gefallen, vor allem wegen der Piraten. Er werde sie weiter begleiten, sie seien ihm ans Herz gewachsen. Er wird im Internet nachlesen, wo sie ihren Stammtisch zukünftig abhalten werden und dort auch vorbeisehen. Als er später mit einem großen Messer "bewaffnet" das von seinen Gästen überreichte Geschenk öffnete sagte er strahlend: "Ich bin ein Pirat geworden".

Wegen seiner Unterstützungsbereitschaft und der gastfreundlichen Bewirtung im Wahljahr 2009 wurde Nazzareno Putzolu am 8. Januar 2010 beim Neujahrsstammtisch der Münchener Piraten im "TegernSeer" zum Ehrenmitglied des Münchener Stammtischs ernannt. Die Urkunde wurde stellvertretend für die Mitglieder der Runde von Alexander Philipp, Vorsitzender des Bezirksverbands Oberbayern, verliehen.

Einzelnachweise und Fußnoten