AG Geldordnung und Finanzpolitik/Geldtheorien Systematik

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Nachdem etliche AG-Mitglieder sich auf Charlotte Bruun berufen und auch ich immer wieder in Mailinglistenbeiträgen auf diese Systematik zurückgreife, habe ich die Übersichtstabelle im ersten Kapitel ihrer Dissertation für unser Wiki übersetzt und aufbereitet.

Systematik der Geldtheorien (nach C. Bruun)
Commodity-Currency Nominalismus-Currency Commodity-Kredit Nominalismus-Kredit
Herkunft naturalistisch naturalistisch authoritativ authoritativ
bevorzugte monetäre Funktion Tauschmittel, Wertspeicher Recheneinheit, Tauschmittel Recheneinheit Recheneinheit
Definition von Geld Geld ist eine Ware Geld ist ein Schleier; d.h. allgemeines Äquivalent aller Güter keine; da nur die Funktion als Recheneinheit genutzt wird, wird dies nicht als definierender Faktor angesehen Geld ist ein Anspruch und stellt als solcher keinen Vermögensgegenstand dar
Wert von Geld bestimmt durch Grenznutzen Wertbestimmung durch Quantitätsgleichung; Geld ist ein Anspruch, wobei die Ausgabe vom Staat kontrolliert wird Geld hat keinen Wert; Recheneinheit hat Warenwert Geld ist die soziale Form von Wert; d.h. Geld erhält seinen Wert von der Gleichsetzung mit der laufenden Produktion
Werttheorie jede reale Werttheorie; Da Geld als Ware betrachtet wird, gibt es keine Dichotomie zwischen Geld- und Werttheorie jede reale Werttheorie; Dichotomisierung der Ökonomie: relative Preise → reale Werttheorie; nominale Preise → Geldtheorie jede reale Werttheorie; Da es kein Geld gibt, entfällt auch Dichotomisierung in monetären und realen Wert monetäre Werttheorie; Geld als Maß der realen Produktion. Einzige strenge Lösung, da es keine Möglichkeit gibt, heterogene Güter in der Realsphäre zu messen
bekannte Geldtheorien mit diesem Ansatz Geld in der Nutzenfunktion; Patinkin Hicks Quantitätstheorie;Kaufkrafttheorie Modern Monetary Theory Monetäre Produktionstheorie;Post-keynesianische Geldtheorie

Damit das ganze visuell ansprechender und übersichtlicher wird, habe ich Bruuns Würdigung der einzelnen Ansätze farbig unterlegt. Rot markiert sind die Modelle, welche einem logischen Zirkelschluss unterliegen, während logisch in sich konsistente Modelle, jedoch noch anderweitige Mängel aufweisen, gelb unterlegt sind.


Anmerkung zum Commodity-Currency Ansatz

Bruun kritisiert das Selbsreferentielle an diesem Ansatz. Konkret, es wird das Preisniveau zur Bestimmung des Preisniveaus herangezogen. Als mathematische Beziehung formuliert sieht das so aus:

<math>Preisniveau = f(Preisniveau)</math>

Anmerkung zum Nominalismus-Currency Ansatz

Auch diese Ansatz unterliegt einem Zirkelschluss, allerdings anderer Art. Bruun schreibt hierzu (meine Übersetzung):

Geld soll seinen Wert im Austauschprozess aufgrund seiner hohen Austauschbarkeit erhalten, aber damit Geld Teil eines Austausch sein kann, muss es schon vorher einen Wert haben. Das heißt, Geld muss einen Wert haben, bevor der Wechselvorgang beginnt. Aber wenn das Geld einen Wert hat, bevor Austausch stattfindet, wie kann man argumentieren, dass Geld eine rein nominale Größe ist, die vom Preisniveau abhängt, welche durch die Quantitätsgleichung bestimmt ist?

Kritik an der Quantitätstheorie werden auch von Genreith(1) und Richard Werner (2) geübt.

Aus den Symmetrieüberlegungen des Noether-Theorems, das eine konstante Erhaltungsgröße fordert, entwickelt Genreith aus der Quantitätstheorie eine, wie er es bezeichnet, makroökonomische Feldtheorie. In seiner Würdigung der Quantitätstheorie stellt er fest, das dabei der Kapitalbegriff schlecht fundiert ist:

Vorlage:Zitat

In der Fußnote erläutert er dies systemtheoretisch, als Mikroökonomie offene Systeme behandelt, die mit ihrer Umwelt interagieren, während in der Makroökonomie geschlossene Systeme betrachtet werden.

Werner gelingt es in seiner Quantitätstheorie des Kredits gesamtwirtschaftlich erwünschte realwirtschaftlichen Transaktionen von den unerwünschten Finanztransaktionen zu separieren, die somit getrennt erfasst werden.

(1) Genreith, Heribert. „Field Theory of Macroeconomics“. arXiv:1407.6334 [q-fin], 16. Mai 2014.

(2) Werner, Richard A.: The Quantity Theory of Credit and Some of its Applications. Vortrag am Robinson College Cambridge, 30. Oktober 2012