Benutzer:TurBor/Berichte/PPI-Konferenz2011

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Vom 11. bis 13. März fand in Friedrichshafen die Generalversammlung der Pirate Parties International statt, an der ich als Delegierter der Piratenpartei Russland teilnahm.

Zuerst das Positive: wie schon bei der Gründungsversammlung vor einem Jahr war es ein tolles Gefühl, sich mit Piraten aus aller Welt zu treffen, zu unterhalten und auszutauschen. Es ist sowohl sehr interessant als auch extrem wichtig, einen Blick über den Tellerrand zu wagen und mit ausländischen Piraten die Probleme und Perspektiven der Piratenbewegung und der einzelnen Parteien zu besprechen.

Leider muss ich meinem diesjährigen Bericht aber auch einen etwas längeren negativen Teil hinzufügen.

Das größte Problem lag in der unkonventionellen Organisationsform der Veranstaltung, welche neben relativ kurzen Abstimmungsperioden, an denen die gesamte Versammlung beteiligt war und die dem "klassischen" Parteitag entsprachen, auch längere OpenSpace-Sessions (kleine Barcamp-artige Gruppendiskussionen) vorsah. Während das OpenSpace- beziehungsweise Barcamp-Konzept an sich sicherlich Stärken hat, war es für die Versammlungsdynamik fatal, diese nicht als Rahmenprogramm, sondern als fast vollständigen Ersatz für eine zentral geführte Versammlung anzubieten.

Wer schonmal einen Parteitag miterlebt hat, weiß, dass es eine gewisse Zeit braucht, bis sich bei der Masse der Teilnehmer die nötige Stimmung und Konzentration eingesetzt hat und jeder sich mit der Abfolge von Redebeiträgen und Abstimmungen wohlfühlt. Erst dann kann der Parteitag konstruktiv arbeiten. Wird er nun - wie es durch die Tagesordnung in Friedrichshafen vorgenommen wurde - gleich wieder zermürbt, damit sich alle mehrere Stunden lang in Kleingruppen über Gott und die Welt unterhalten können, dann erneut für eine kurze Abstimmungsrunde zusammengerufen und wieder auf OpenSpace-Gruppen verstreut, geht diese Konzentration unwiderruflich verloren.

Die OpenSpace-Sessions hatten einen weiteren gravierenden Nachteil, da es sich um ein Treffen von Piraten aus vielen verschiedenen Ländern handelte, die zuvor nur wenig oder keinen persönlichen Kontakt hatten. Eine gemeinsame Versammlung gibt jedem die Möglichkeit, seine Positionen und Argumente allen Teilnehmern vorzutragen, die diese zuvor meistens noch nicht kannten. Komplett unstrukturierte Runden wie das Tummeln im Raucherbereich oder die SaufAbendveranstaltungen sind eine Alternative, da man sich weitgehend frei zwischen einzelnen Piraten und Gruppen bewegen und sich mit jedem unterhalten kann (und genau diese haben auch maßgeblich zum allgemeinen positiven Gefühl von der Veranstaltung bei mir beigetragen). Eine halbstrukturierte Veranstaltung wie OpenSpace bietet hingegen keine dieser beiden Möglichkeiten, sodass anstelle eines Gefühls des Zusammenseins eine Fragmentierung in kleine Interessensgemeinschaften entsteht.

Schließlich sei auch das verwendete Wahlverfahren (STV) erwähnt, das bereits letztes Jahr für Unmut und Unverständnis sorgte und diesmal wieder zum Einsatz kam. Dabei spricht in mir zwar auch der Frust über die Wahlergebnisse (nein, mein eigenes Scheitern ist nicht der Hauptauslöser für diesen Frust), aber viel wichtiger ist die Tatsache, dass das Verfahren ungeeignet ist und auch kaum im Vorfeld erklärt wurde. So konnten diejenigen, die sich den Auswirkungen des Verfahrens bewusst waren, es für taktische Stimmabgabe nutzen, während die meisten anderen ein erhebliches Risiko eingingen, mit ihrer Stimme nicht die erwünschte Wirkung auf das Wahlergebnis auszuüben.

Als Fazit kann ich sagen, dass die Veranstaltung als internationales Piratentreffen Spaß gemacht hat, produktiv und interessant war, und ich freue mich, dabei gewesen zu sein. Als offizielle Generalversammlung der PPI kann ich aber feststellen, dass es weniger erfolgreich verlief, als die Gründungsversammlung letztes Jahr - und das trotz ungleich besserer Rahmenbedigungen.