AG Geldordnung und Finanzpolitik/Macht als verkannter Faktor wirtschaftlichen Handelns
Macht als verkannter Faktor wirtschaftlichen Handelns
Link: http://www.youtube.com/watch?v=w0FhKSeUqTk
Kurzzusammenfassung der Thesen und Analysen im Vortrag
Thesen:
- Macht ist ein entscheidender Faktor in der Ökonomie und der politischen Ökonomie.
- Arbeitsmärkte sind hier strukturell immer unterlegen, sie sind immer derivative Märkte, abhängig von den Güter- und Dienstleistungsmärkten, aber auch von den Kapital- und Geldmärkten.
- Heute herrscht das Finanzkapital
- Gerät der moderne Kapitalismus in Krisen, dann sind es immer Verteilungskrisen. Es geht um die Verteilung der generierten Wertschöpfung.
- Die Propaganda, dass Gewinn eine Restgröße sei, ist falsch. In der Realität wird die Gewinnrate vorher festgelegt => alle anderen Größen sind Restgrößen = Shareholder-Value Prinzip.
- Alle Wertschöpfung entsteht ausschließlich durch menschlicher Arbeit und Naturgebrauch. Beim aktuellen System kommt der Mensch als Faktor Arbeit dabei meist schlecht weg und die Natur meist noch schlechter.
- Unser System erlaubt es Eigentümern von Kapital (toter Arbeit) andere Menschen für sich arbeiten zu lassen. Deren Leistung an der Wertschöpfung steht (meist) in keinerlei Verhältnis zu ihrem Einkommen.
- Alle 3 Faktoren (Natur, Arbeit und Kapital) werden benötigt um Wertschöpfung zu erzielen. Daher sollten die Entscheidungen nicht durch den Faktor Kapital allein bestimmt oder überwiegend bestimmt werden. Das ist aber der Fall. Das Kapital herrscht. Sollte es aber nicht. Kapital = Macht = Herrschaft. Siehe Reichtums- und Armutsbericht.
- Im montanen Mitbestimmungsrecht als Arbeitsmarktmodell sieht Bontrup eine Lösung.
- Weil die Vermögenden die Staaten gezwungen haben, die Krisenlast auf das Konto Staatsverschuldung zu buchen, sind im Ergebnis nach der Krise die Reichen und Vermögenden reicher also vor der Krise. (Beispiel: Griechenland)
- Macht von Volkswirtschaften über andere Volkswirtschaften gibt es auch. Diese spiegelt sich im Erpressungspotenzial einiger Staaten oder Staatenbünden gegenüber anderen Staaten oder Staatenbünden wider. siehe: Außenhandelsbilanzen, Troika, IMF, Weltbank, WTO
- Wenn Deutschland als mächtigstes Land in der EU weiter diese (Export-)Politik verfolgt, dann müssen sich die anderen Länder weiter verschulden. Die sind aber bereits jetzt überschuldet. Wie soll das enden?
- Die extremen Ungleichverteilungen von Kapital und Arbeitseinkommen und die damit verbundenen Vermögen sind [LINK der Kern des Problems].
Analysen
- Kein Unternehmen will Wettbewerb.
- In der Vermeidung von Wettbewerb gibt es viele Strategien: Fusionen bis hin zu Kartellen. Die Strafen für diese Schädigung der Volkswirtschaft sind viel zu niedrig (Ordnungswidrigkeiten).
- Im Strombereich ist es besonders deutlich. Aus 9 integrierten Anbietern wurden 4. Diese haben in ihren Regionen keine Konkurrenz. Wettbewerb wurde eliminiert.
- Im Arbeitsmarkt führt die Macht der Arbeitgeber zur Erkenntnis, dass das einzelne Individuum hilflos ist.
- Dies führt zur Organisierung von Arbeitern in Gewerkschaften. Diese erzielen allerdings nie tatsächliche Augenhöhe bei den Verhandlungen, weil sie, abgesehen von der strukturellen Unterlegenheit der Arbeit (durch Rechtssystem, Hierarchisierung, Geldbedarf) durch weitere Faktoren entscheidend geschwächt wird:
- a) Arbeitslosigkeit, Ungleichgewicht auf den Arbeitsmärkten, Überangebot an Arbeit
- b) Globalisierung, Anonymisierung des Geldkapitals, Intransparenz
- c) politische Schwächung durch die Agenda 2010 u.v.m.
- a) Arbeitslosigkeit, Ungleichgewicht auf den Arbeitsmärkten, Überangebot an Arbeit
- Diese koalierten Vertretungen von Angebot und Nachfrage befinden sich in multiplen Abhängigkeitsverhältnissen und Gefangenendilemmas.
- Seit 20 Jahren und verstärkt seit c) ist die Lohnquote gegenüber der Kapitalquote rückläufig. Nominale Löhne müssten verteilungsneutral mit der Produktivitätsrate und Inflationsrate steigen. Dies geschieht seit über 20 Jahren nicht.
- Ist der Faktor Arbeit knapp, dann steigt der Lohn. Das führte dann zu einer Umverteilung zu den Lohneinkommen. Das war in Deutschland 14 - 15 Jahre lang der Fall in den 60er Jahren.
- Verfallen die Löhne extrem, dann verstärkt das den Druck auf alle Arbeitnehmer und Drückt damit alle Löhne! Es führt also nicht zu einer ausgleichenden Verknappung an Arbeit, sondern zu einem Mehrangebot an Arbeit und dadurch zu weiter fallenden Preisen.
- Diese Abwärtsspirale führte zum extremen Niedriglohnsektor in Deutschland, zur Ausweitung des Präkariats und der Entstehung des abgehängten Präkariats.
- Die blanke Not zwingt bei dem Überschussangebot an Arbeit zu viel zu niedrigen Preisen, mit Jobcenter-Zulagen sogar zu Löhnen unter dem Existenzminimum. Das geht nur weil auch die politische MACHT auf Seiten der Unternehmer steht.
- Alle Kosten sind auf der Gegenseite bilanztechnisch Einkommen. Damit hat jedes Geschäft einen Doppelcharakter. Dieser Doppelcharakter zeigt den systemimmanenten Widerspruch im Kapitalismus.
- Widersprüche lassen sich systemimmanent nicht auflösen. Man kann versuchen den Widerspruch über den Kompromiss auszusteuern.
- Die Wegdefinition von Arbeitslosen ist ein Verdrängungsmechanismus der Politik (wird im Vortrag nicht weiter behandelt) [HIER EIN LINK AUF DIESES THEMA]
- Eine Personalisierung der Probleme hilft nicht. Systemimmanente Probleme müssen auf institutioneller Ebene gelöst werden. Siehe [wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Der_Kapitalismus_und_die_Gier Der Kapitalismus und die Gier] "Die Bösen sind auch nur Getriebene des Systems".*
Langversion des gesamten Vortrags von Prof. Bontrup
Marktform der vollkommenen Konkurrenz - da ist die Macht auf den Nachfrager, den Konsumenten fokussiert. Weil der Anbieter in diesem System so klein ist, ist Macht in diesem Gedankengebäude genauso wegdefiniert wie der Gewinn. Der Kapitaleigner muss seine eigene Arbeitskraft hier einbringen.
Geht man in der Marktformlehre weiter, findet man doch Macht: Monopole, Oligopole und marktbeherrschende Unternehmen. Diese können Preise setzen, müssen die Menge den Preisen angleichen - da kommt über Menge und Preis die Nachfrage ins Spiel. Da kann der Monopolist zwar mit seiner Macht agieren, muss aber auch damit rechnen, dass sein Produkt substituiert wird. So kann auch ein Monopol Macht verlieren. Im Oligopol ist die Macht noch relativer. Da muss man aber sehen, ob es sich um ein weites Oligopol oder ein enges Oligopol handelt. Die (kanzenbachsche) Theorie der weiten Oligopole sagt, dass selbst bei oligopolistischen Marktstrukturen der Wettbewerb sogar sehr intensiv sei, weil die gegenseitige Reaktionsverbundenheit der Anbieter deren Macht beschränkt. Viele empirische Befunde zeigen, dass selbst in weiten Oligopolen Absprachen stattfinden. Man redet in der politischen Ökonomie ungern darüber, dass Macht ein entscheidender Faktor ist.
Wettbewerb stört Unternehmen
Wenn Unternehmen wettbewerblichen Strukturen ausgeliefert sind, dann wollen sie diesen Wettbewerb eliminieren. Kein Unternehmen will Wettbewerb. Wettbewerb stört Planbarkeit, Gewinnmaximierung, Ausbeutungsstrukturen. Daher wird angestrebt den Wettbewerb zu eliminieren. Da gibt es vielfältige Strategien. Die Fusion (Mergers and Acquisitions) ist eine Form der Wettbewerbseliminierung. Der Preiskampf bis zum ruinösen Wettbewerb eine weitere (oft auch teilstrategie bei Fusionen und feindlichen Übernahmen). Die Extremform bildet das Kartell. Schafft ein Unternehmen es selbst nicht den Wettbewerb zu eliminieren, ist das Kartell der nächste Schritt. Um das zu verhindern gibt es das Kartellamt. Dieses ermöglicht eine Kronzeugenregelung, um Kartelle aufzubrechen. Dies ist in letzter Zeit durchaus erfolgreich (Thyssen Krupp, Schienenkartell, Aufzügekartell). Strafen hier sind Bußgelder (Ordnungswidrigkeiten), die von den Kartellisten bereits im vorhinein kalkuliert und eingepreist wurden. Durch die Einpreisung entsteht den Unternehmen durch die Bußgeld also noch nicht einmal ein Schaden. Der volkswirtschaftliche Schaden steht in keinem Verhältnis zu den (viel zu geringen) Strafen. Abschreckung sollte mit Gefängnis betraft werden, um effektiver gegen Kartelle vorzugehen.
Die wirtschaftliche Realität sagt: Es geht immer un Macht, Machtanwendung und Machtmissbrauch. Unternehmen werden durch Wettbewerb in ihrer Macht gestört, weil es im Wettbewerb schwierig ist, die eigenen Vorteile, gegen die Vorteile anderer durchzusetzen. Das Ziel ist: Vorteile durch Machtanwendung ohne Leistung zu erbringen durchzusetzen. Wer Macht hat, braucht keine Leistung mehr bringen. => schlechte Produkte, geringe Mengen zu überhöhten Preisen. Sichtbar an den Strom und Elektrizitätswerken. Nach der Liberalisierung der Stromversorgung (damals gab es viele Probleme), als es 9 integrierte Verbundmonopolisten gab, fand eine Machtkonzentration statt, die in 4 Anbietern mündete. Jetzt sind es 4 integrierte Verbundoligopolisten (EON RWE, ENBW und Wattenfall), die sich dann noch in die Stadtwerkestruktur eingekauft haben. So wird in der wirtschaftlichen Realität Wettbewerb abgestellt.
Wenn man von den Güter und Dienstleistungsmärkten weggeht und sich die Arbeitsmärkte anschaut, dann wird der Machtfaktor sofort klar. An den Arbeitsmärkten fragen Arbeitgeber abhängig beschäftigte nachfragt. Das einzelne Individuum ist hilflos gegen den Unternehmer. Das gilt nicht nur bei der Einstellung, sondern auch für Beschäftigte. Ökonomisch hat der Mensch nur einen Wert, sobald er von einem Unternehmer nachgefragt wird. Dann muss er seinen Preis aushandeln (Lohn und Gehalt). Der Einzelne ist in diesem Machtverhältnis von Angebot und Nachfrage ein Niemand. Diese Machtasymmetrie wird versucht dadurch aufzuheben, indem sie Gewerkschaften bilden. Gewerkschaften versuchen Gegenmacht zum Unternehmer aufzubauen, der sonst strukturell im Vorteil ist. Aber selbst die Gewerkschaft, die theoretisch eine Gegenmacht zu den Unternehmern bilden kann, geht immer noch zu Lasten der abhängig Beschäftigten, wenn der Arbeitsmarkt im Ungleichgewicht ist. Diese Strategie wird auf der Gegenseite von den Arbeitgebern kopiert, die sich zu Arbeitgeberverbänden zusammenschließen. Diese koalierten Vertretungen von Angebot und Nachfrage befinden sich in multiplen Abhängigkeitsverhältnissen und Gefangenendilemmas. Gibt es einen Überschuss an Arbeitskräften (Arbeitslositkeit), dann sinkt die Macht der Arbeitnehmerschaft und damit der Preis für die "Ware Arbeit". Das lässt sich empirisch am Preis für die Ware Arbeit im Austauschverhältnis nicht mehr nach der Verteilungsneutralität verteilt. Nominale Löhne müssen verteilungsneutral mit der Produktivitätsrate und Inflationsrate steigen. Dies geschieht seit über 20 Jahren nicht. Diese Entwicklung hat in Deutschland dazu geführt, dass insbesondere seit der Agenda 2010 die Lohnquote gegenüber der Kapitalquote rückläufig ist. Damit wurde Deutschland ein Mekka der Investoren und hat damit seinen Industriestandort extrem ausbauen können. Und das auf Kosten der Arbeitnehmer. Macht spielt hier eine ganz entscheidende Rolle. Die strukturelle Unterlegenheit des Faktors Arbeit ist evident, immer dann, wenn die Arbeitsmärkte im Ungleichgewicht sind. Ist der Faktor Arbeit knapp, dann steigt der Lohn. Das führte dann zu einer Umverteilung zu den Lohneinkommen. Das war in Deutschland 14 - 15 Jahre lang der Fall in den 60er Jahren. In diesen Jahren gab es wenig Arbeitlosigkeit und die Lohnquote stieg gegenüber der Kapitalquote an. Verfallen die Löhne extrem, dann verstärkt das den Druck auf alle Arbeitnehmer und Drückt damit alle Löhne! Es führt also nicht zu einer ausgleichenden Verknappung an Arbeit, sondern zu einem Mehrangebot an Arbeit und dadurch zu weiter fallenden Preisen. Dieses Überschussangebot verstärkt sich selbst immer weiter und dieser Vorgang ist ein Teufelskreis, der zu dem extremen Niedriglohnsektor in Deutschland und zur extremen Ausweitung des Präkariats und der Entstehung des abgehängten Präkariats geführt hat. Jeder vierte (8,2 Millionen) Vollzeitarbeitnehmer arbeitet für einen Stundenlohn von weniger als 9 Euro. Die blanke Not zwingt bei dem Überschussangebot an Arbeit zu viel zu niedrigen Preisen, mit Jobcenter-Zulagen sogar zu Preisen unter dem Existenzminimum. Das geht nur weil die MACHT auf Seiten der Unternehmer steht.
Fazit: Die Arbeitsmärkte zeigen, dass die Machtfrage entscheidend ist.
Vor dem Hintergrund der Finanz- und Weltwirtschaftskrise zeigte sich, dass die momentane Machtsituation in erster Linie von den Finanzmärkten abhängt. Die Ökonomen sprechen von einem finanzmarktdeterminierten Kapitalismus. Arbeitsmärkte sind hier strukturell immer unterlegen, sie sind immer derivative Märkte, abhängig von den Güter- und Dienstleistungsmärkten, aber auch von den Kapital- und Geldmärkten. Heute herrscht das Finanzkapital. Gerät der moderne Kapitalismus in Krisen, dann sind es immer Verteilungskrisen. Es geht um die Verteilung der generierten Wertschöpfung.
Die Wertschöpfung besteht aus vier Arten:
1. Löhne und Gehälter
2. Zinsen
3. Mieten und Pachten, Grundrenten
4. Gewinn
Die ersten 3 von diesen 4 Arten sind kontraktbestimmt, vorab. Das gilt für Löhne, Zinsen, Kreditverträge, Mieten udn Pachten. Diese 3 Arten haben eienen Doppelcharakter: Für den Einen sind es Kosten, für den Anderen Einnahmen. Für den Unternehmer ist der Lohn nur ein Kostenfaktor. Für den Arbeitnehmer ist der Lohn Einkommen. Arbeitskosten = Einkommen. und dieser Doppelcharakter gilt auch für die Zinsen. Für den Kreditnehmer sind es Kosten. Für den Gläubiger Einkommen. Das gilt auch für die Miete. Dieser Doppelcharakter zeigt den systemimmanenten Widerspruch im Kapitalismus. Der Arbeitnehmer will maximalen Lohn, der Arbeitgeber will die Arbeitskosten minimieren. Widersprüche lassen sich systemimmanent nicht auflösen. Man kann versuchen den Widerspruch über den Kompromiss auszusteuern. Mehr ist nicht drin. In allen Vertrags und Tarifverhandlungen wird das deutlich.
Der Gewinn als 4. Wertschöpfungsart ist idealtypisch eine Restgröße. Das ist Modellplatonismus und hat mit der wirtschaftlichen Realität nichts zu tun. Gewinn ist keine Restgröße sondern vorab determiniert (das Eigenkapital sagt: Ich will eine Eigenkapitalbasierte Profitrate von X%, die anderen 3 sind Restgrößen. Ackermann: Ich erwarte eine Eigenkapitalprofitrate von 25%). Dieses Prinzip wird Sharholder-Value-Prinzip genannt. Das ist nicht lustig. Diese Profitraten werden durch die viel zu niedrigen Arbeitsentgelte ermöglicht und dieses Geschäftsgebahren wird sogar noch staatlich subventioniert (Aufstocker). Dabei entsteht alle Wertschöpfung (also alles was man verteilen kann) ausschließlich durch menschlicher Arbeit und Naturgebrauch. Die Natur kommt dabei meist sehr schlecht weg. jeder Neuwert entsteht nur aus menschlicher Arbeit. Auch Maschinen, die die Arbeitsproduktivität steigert (tote Arbeit nach Marx), müssen von Menschen entwickelt und gebaut werden. Unser System erlaubt es Eigentümern von Kapital (toter Arbeit) andere Menschen für sich arbeiten zu lassen. Deren Leistung an der Wertschöpfung steht (meist) in keinerlei Verhältnis zu ihrem Einkommen. Das hat auch mit Macht und Herrschaft zu tun. (Beispiel Zinsen: 2mio angelegt führen zu Zinsen. Steht da Leistung dahinter? Das gleiche gilt für Mieten und Pachten). Hier stellen sich die Macht- und Verteilungsfragen. Kapital = Macht = Herrschaft. Das spiegelt sich in den Vermögensstatistiken - Vermögensverteilung (siehe Wochenberichte des Instituts für Wirtschaftforschung) wieder.
Geld regiert die Welt. Die Hierarchie über eingesetzte Verwaltungsebenen vom Vorstand über den Ressortleiter bis hin zu Facharbeiter bedeutet Machtausübung.
Es gibt 3 Faktoren für die Produtkion:
lebendige Arbeit = menschliche Arbeit = der Faktor Arbeit
tote Arbeit = maschinelle Arbeit / automatisierte Arbeit / Arbeit aus elektrisch-mechanischer Energie durch Rohstoffverbrauch = der Faktor Kapital
Natur = Rohstoffe und Energieträger = der Faktor Umwelt
Setzt man einen Faktor 0, dann ergibt das im Ergebnis ebenfalls 0. Schlussfolgerung: Ein Faktor allein kann kein Ergebnis (das wesentlich) größer als 0 ist erzielen. Da also alle Faktoren benötigt werden, sollten die Entscheidungen nicht durch einen Faktor allein bestimmt oder überwiegend bestimmt werden. Das ist aber der Fall. Das Kapital herrscht. Die Natur kommt dabei meist am schlechtesten weg.
Im Gesetz zur Montanunion sieht Bontrup die Auflösung des Dilemmas. Aufsichtsrat besteht dort gesetzlich geregelt aus 50% Kapital und 50% Arbeit und im Zweifelsfall entscheidet ein neutraler Vermittler. Diese institutionelle Regelung (qua Gesetz) löst den Widerspruch auf. Das gilt aber nur für Begrbau- und Stahlindustrie (betrifft nur 100.000 Angestellte). Ansonsten gilt juristisch, dass das Kapital immer bestimmt. Die gesetze mögen eine paritätische Besetzung im Aufsichtsrat vorschreiben, aber im Zweifelsfall entscheidet der Aufsichtsratsvorsitzende, der immer von der Kapitalseite gestellt wird. Das ist eine Scheinmitbestimmung. Die Machtverteilung in den Unternehmen ist also vollkommen disproportional. Und Macht spielt eine entscheidende Rolle.
Bontrup lehnt (wie auch Homann, Felber, etc.) eine Personalisierung der Probleme auf die bösen "werauchimmer" ab. Das System erzwingt bestimmte Handlungsweisen und damit sind auch die bevorteiligten im System Marionetten der Systemzwänge (siehe Homann: [wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Der_Kapitalismus_und_die_Gier Der Kapitalismus und die Gier]). Bontrup: "Die Bösen sind auch nur Getriebene des Systems".
Krisenursache ist eine Verteilungsschieflage die sich auch aus den disprortionalen Verhältnissen insbesondere an den Arbeitsmärkten erklären lässt. Massenarbeitslosigkeit. Löhne verfallen => umverteilung von Arbeits- zu Kapitaleinkommen bzw. die Kapitalquote steigt und die Lohnquote sinkt. Geld fließt nicht zurück in reale Produktionsprozesse, in die Vorfinanzierung von Löhnen und Gehältern (siehe Kapitalismus), sondern fließt zu den Finanzmärkten. Dort sind Anleger, die in Konkurrenz zueinander maximale Zinsen erwirtschaften müssen. Am Ende führt das zu Blasen und Dilemmas, die in Bilanzfälschungen enden können. Dann ist die Krise da => Arbeitslosigkeit und Kapitalvernichtung. Die Ursache liegt in der Verteilungsdisproportion.
Die Vermögenden in den USA erzwangen, dass die Krisenlast auf das Konto Staatsverschuldung gebucht wird (übrigens weltweit) (siehe VGR). Das ist der kapitalfreundliche Bastardkeynesianismus (deficit spending), den Bontrup in einem anderen Vortrag (das Versagen der Mainstreamökonomie) genauer beschreibt. Dieses Vorgehen erfüllt gleich 3 Ziele der Vermögenden:
1. Sie verlieren ihr Vermögen nicht (Risiko und Haftung fallen also nicht zusammen)
2. Der Staat, der sich verschulden muss, nimmt Ihnen das Überschussvermögen ab und
3. Der Staat muss dafür noch Zinsen zahlen
Im Ergebnis sind daher nach der Krise die Reichen und Vermögenden reicher also vor der Krise. Für das Kapital ist das ein Geschäftsmodell. (Ergänzung: Das ist ein Win - Lose - Lose - Situation. Kapital +4, Staat -2, Arbeit -2. Der Staat vereint aber Kapital und Arbeit, so dass am Ende die Staatskosten so umgelegt werden, dass Kapital +3 und Arbeit -3 hat)
Beispiel: Griechenland. 2010 war eine Revolvierung der griechischen Staatsanleihen war notwendig über 18 Mrd. Die Vermögenden haben diesem nicht zugestimmt. Kredite für 15% Zinsen wurden angeboten. Dann kam die EU in Zugzwang => Bürgschaften im Rahmen von EFSF und ESM etc. Die Vermögenden sind in diesem System fein raus und die Schulder werden immer weiter ins Elend getrieben.
Prognosen besagen, dass Deutschlands Wirtschaft 2014 um 1,8% wachsen wird. Das wird nicht auf die abhängig Beschäftigten durchschlagen. Es wird mehr Präkariat geben. Die Wegdefinition von Arbeitslosen ist ein anderes Thema [LINK]. Es gibt 13 mio Geringverdiener in Deutschland. Das ist das Wachstum!
Bontrup geht auf die 5 Konten der VGR ein: priv. Haushalte; nicht finanzielle Unternehmen; finanzielle Unternehmen; der Staat; das Ausland. Hier prognostizieren die Institute, dass in 2014 die Deutschen 280 Mrd Euro sparen werden. Das ist Vermögenszuwachs. Davon müssen die Nettoinvestitionen abgezogen werden (das sind Bruttoinvestitionen - Abschreibungen). Das sind 80 Mrd Euro. Für die 200 Mrd, die dann übrig bleiben muss es Schuldner geben. Selbst der deutsche Staat erzielt zum ersten Mal einen Überschuss von 5 Mrd Euro. Im Fall Deutschland werden die Schulden (schon wieder) vom Ausland getragen werden. Wer hat die Guthaben? Die Guthaben sind natürlich völlig disproportional (auf das Konto 1) verteilt. Denkt man das international weiter, mit der fortschreitenden Feudalisierung in Deutschland (Armutsquote bei 16%), dann läuft das Ganze immer weiter aus dem Ruder. Das führt zu Kapitalexporten und zeigt sich in den Außenhandelsbilanzen (Tartget II). Macht zeigt sich hier von Volkswirtschaften über andere Volkswirtschaften. Das ist auch Leistung (Exportüberschüsse), aber diese Leistung kann nur realisiert werden, wenn die Andere Seite Schulden und Verbindlichkeiten haben. Wie lange kann das gut gehen? In der EU sehen wir ja die angespannte Lage. Die komplexe Krisensituation und damit auch eine politische Krisensituation. Wenn Deutschland als mächtigstes Land weiter diese (Export-)Politik verfolgt, dann müssen sich die anderen Länder weiter verschulden. Die sind aber bereits jetzt überschuldet. Arbeitslosenquoten von 25% / 60% und mehr. Das kann nicht gut gehen. Frage: Wenn das nicht mehr lange gut geht, dann gibt es ökonomische und politische Folgen. Wie soll das enden?
Schleichwerbung für Bontrups Buch: "Krisenkapitalismus und EU Verfall" beantwortet die Frage.
Aus dem Fragenteil zusammengefasst (eigentlich eine Wiederholung):
Der Teufelskreislauf der momentanen Situation (Ideologie: Neoliberalismus und Lohndumping) führt dazu, dass die Gewinne nicht verteilungsneutral zugewiesen werden. Damit hat die Kapitalseite überschüssige Mittel. Die Nachfrageseite hat weniger Kaufkraft und muss also weniger konsumieren. Das überschüssige Kapital muss investiert werden, aber nicht in die Produktion, weil ja wegen der geringeren Nachfrag weniger konsumiert wird. Also wandert das Kapital in Fonds, Finanzmärkte und strebt dort nach Gewinnmaximierung. Durch die Ausweitung des Niedriglohnsektors wird Arbeit immer billiger. Die Arbeitnehmer sind noch abhängiger und noch erpressbarer. Der Niedriglohnsektor schadet also allen abhängig Beschäftigten und wird noch dazu staatlich subventioniert (Aufstocker).
Ergänzungen und Kritik an Thesen und Analysen des Vortrags
Er sagt, dass Unternehmen immer nach Gewinnmaximierung streben. Das ist zu vereinfachend. Unternehmen stehen im permanenten Wettbewerb, der sie dazu verurteilt Profite zu machen oder unterzugehen. Sie können nicht wissen, ob sie als starke Marktteilnehmer morgen noch in der gleichen Position sein werden und müssen daher versuchen, ihren Vorsprung immer weiter auszubauen. Man spricht von präventiver Ressourcenmaximierung (siehe Vortrag Homann). Ressourcenmaximierung ist aber nicht gleich Profitmaximierung. Beim Profit verhält es sich so, dass Unternehmen immer versuchen mindestens besser als der Marktdurchschnitt zu sein (siehe differential accumulation). Maximierung ist also nicht ganz richtig, reicht aber als Vereinfachung für den Zweck der Analyse im Vortrag völlig aus.
Für den Unternehmer ist der Lohn nur ein Kostenfaktor. Das sollte man relativieren. Die mittelständischen Unternehmen erkennen sehr gut, dass ihre Planbarkeit und ihr Gewinn maßgeblich von der Kaufkraft der Arbeitnehmer bestimmt wird. Sie haben ein großes Interesse an breit gestreuter Massenkaufkraft. Der ungeregelte Wettbewerb zwingt sie dazu ihren eigenen Interessen entgegenzuwirken. Das sollte man bedenken.