Diskussion:AG Drogenpolitik/Archiv/Vision 2020

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Über den Verfasser des Konzeptes

Vielleicht sollte ich vorher noch erklären wie ich sebst zu diesem Konzept stehe. Es ist eine Art Gedankenexperiment bei dem ich versucht habe alle Moral aus der Debatte zu entfernen und mir vorzustellen wie eine Zukunft aussieht in welcher Drogenkonsum nicht nur geduldet wird sondern wie eine Gesellschaft aussieht welche sich mit ihrer Wertung aus persönlichen Entscheidungen ganz herausnimmt und lediglich dann eingreift wenn die Grenzen des einträglichen Miteinanders überschritten werden.

Es hat mich beim Schreiben selbst überrascht wie sehr sich durch diese Veränderung des Standpunktes das Konzept der Legalisierung verändert. Vieles macht dadurch auf einmal Sinn, einfach durch ein neues Selbstvertrauen der Konsumenten und die Einsicht dass auch sie Teil der Gesellschaft sind - und kein kleiner. Es hat mir Mut gemacht es zu schreiben und ich hoffe auch anderen Menschen damit Mut zu machen. Eine echte Reform ist nicht einfach eine mildere Bestrafung einer weiterhin diskriminierten Gruppe, sondern die echte Befreiung von der moralischen Erniedrigung. Wenn mehr Menschen ein neues Selbstbewusstsein gegenüber diesen Fragen entwickeln dann werden wir auch eine erhöhte Akzeptanz in der Gesellschaft erreichen, und zwar dann wenn diese sieht dass es uns ernst ist und wir auf Augenhöhe über diese Dinge reden. Das Ziel der Reform ist dementsprechend nicht ein kleiner Etappensieg, wie z.b. die tolerierung von Cannabis sondern ein neues Selbstverständnis der Konsumenten welche selbstbewusst und konsequent in allen Bereichen des täglichen Lebens ihre Rechte auf Selbst- und Mitbestimmung erkämpfen.

Ich selbst arbeite schon mein ganzes Leben an dieser Frage, jetzt als Pirat politisch, vorher aber vor allem praktisch. Mich hat schon immer das Potential der psychedelischen Therapien interessiert, aber ich habe auch eine sehr gesunde Neugier wenn es um alle Arten von Grenzerfahrungen geht. Ich habe einige Zeit bei Schamanen in Peru verbracht, an Seminaren in Brasilien teilgenommen und dortige Ayahuasca Kirchen kennen gelernt, an MDMA Studien in der Schweiz mitgearbeitet, Crack Häuser in Südafrika besucht, Wissenschaftler wie Herrn Shulgin in den USA interviewt, mich mit der Obdachlosigkeit in Deutschland beschäftigt und vieles mehr über die Jahre, alles aus dem Blickwinkel wie Gesellschaften mit Drogen und ihren Konsumenten umgeht. Ich bin ausserdem langjähriges Mitglied bei MAPS und unterstütze sie bei durch meine Mitarbeit. Access

Diskussion

Es ist nicht meine Idee der Zukunft, hat aber durchaus ähnlichkeit mit meinen Vorstellungen. Ich finde es ist auch gut lesbar. Insgesamt finde ich das Konzept sehr gut und denke es ist eine gute Arbeitsgrundlage. 4 Punkte würde ich allerdings noch gerne ansprechen: --NoSuchNick 18:38, 9. Sep. 2009 (CEST)

  • 1. Patentierbarkeit von Drogen? Diese Frage wurde für mich in der BBC Doku "If drugs were legal" aufgeworfen. Wenn Drogen legalisiert werden, würden z. B. Pharmakonzerne vermehrt daran forschen. Die Forschung aus finanziellen Gründen finde ich allerdings nicht gut. Ich bin dafür, dass was als Droge eingestuft wurde nicht patentierbar ist, da sonst immer stärkere und evtl. auch einige gefährliche Drogen auf den Markt kommen würden und außerdem ein Monopol auf bestimmte Drogen möglich wäre.
    • Eine Patentierbarkeit ist ja nur für neue Substanzen möglich und nicht für die klassischen Produkte welche schon seit Tausenden Jahren aus z.b. Mohn, Coca und Hanf gewonnen werden und die auch heute noch den Markt beherrschen. Die grosse Masse des Konsums wird also durch landwirtschaftliche und nicht pharmazeutische Produkte bedient. Für die Pharma Industrie ist dort zunächst wenig zu holen, denn sie kann (ausser vielleicht beim Fentanyl) kaum zu diesen Preisen in Konkurrenz treten, schliesslich ist ein Acker meist billiger als ein Labor. Daher erwarte ich auch vorerst keinen neagtiven Einfluss, aber man kann diesem auch vorgreifen indem man die Patentierbarkeit von als Genussmitteln eingestuften Substanzen einschränkt oder unterbindet. Ist aber ein guter Hinweis und wird dem Konzept angefügt um solche Auswüchse schon im Vorfeld zu verhindern.Access
  • 2. Das geht vielleicht schon etwas ins Detail, aber ich finde der Hanfanbau sollte zum Eigenbedarf und zum Verkauf leicht und günstig (Lizenz) möglich sein. Zum Verkauf müssten die Produkte dann natürlich entsprechend auf Schadstoffe und Ähnliches getestet werden, aber wenn ich Hanf anbaue und ihn selber bzw. (wie üblich) mit Freunden konsumiere, sollten keine allzu teuren Tests nötig werden zumal man beim Hanf kaum Fehler machen kann, die zu einem gefährlicheren Produkt führen.
    • Genau. Ist auch so vorgesehen (unter Produktüberwachung) und nur logisch wenn es sich um Tätigkeiten handelt von denen keine Gefahr für die Allgemeinheit ausgeht und die nicht aus kommerziellen Interessen geschehen. Auch diese Lösung wird klar wenn man sie aus dem Anspruch der Reform heraus betrachtet wo im Prinzip alles was keine Probleme macht prinzipiell möglich sein muss und kein "Gefallen" den man der Gesellschaft abringen muss.
  • 3. Strenge Regeln: Auch wenn ich die Idee deiner Regulierungen gut finde und sie für meinen Geschmack auch nicht zu weit gehen, befürchte ich, dass so strenge Regeln schwer überwacht werden können. Ich bin mir einfach nicht sicher, ob sie sich durchsetzen lassen.
    • Im Moment ist der legale Zugang zu Drogen allen Bürgern verwehrt und wird entsprechend auf breiter Fornt unterlaufen. Wenn es aber vernünftige Regeln gibt welche den Konsumenten nicht gängeln bin ich überzeugt das die Regeln akzeptiert und grösstenteils eingehalten werden. Das ist ähnlich wie im Strassenverkehr, wo man nur sehr wenige Polizisten benötigt um ein sinnvolles und akzeptiertes Regelwerk zu kontrollieren. Ich erwarte nach der Durchführung der Reform nicht mehr 100% Gesetzesbrecher wie heute, sondern höchstens 10% "Ausreisser" welche noch Probleme bereiten, und die mit sozialen, legalen und anderen Mitteln viel leichter in den Griff zu bekommen sind.
  • 4. Ein Beispiel das mir Angst macht: Ich als Mensch mit psychischen Problemen sollte eigentlich gar keine Drogen konsumieren, das wird fast jeder Arzt so sagen. Ich will mir allerdings nichts vorschreiben lassen und konsumiere trotzdem. Ich fürchte nun, dass mich nach deinem Modell ein Arzt bevormunden würde, woraufhin ich gar keine Drogen mehr konsumieren darf und auch kein Schwarzmarkt mehr vorhanden ist (eigentlich ja gut), diese Situation ist für mich absolut nicht wünschenswert. (Geht vielleicht schon zu sehr ins Detail) Ich bin froh, dass du dir soviele Gedanken gemacht hast und etwas so sinnvolles dabei herausgekommen ist.
    • Die Reform ist genau für Leute wie dich (und mich übrigens auch) gedacht. Drogen sind nicht der Auslöser psychischer Probleme, sondern Menschen mit psychische Problemen versuchen mit Drogen als Eigenmedikation ihre Probleme zu lindern. Dass sie dabei zu illegalen, teuren und gefährlichen Drogen greifen zeigt das die Alternativen des aktuellen medizinischen Systems nicht besonders einladend oder wirksam sind. Das reicht von der unangebrachten Arroganz eines Teils der Ärzteschaft bis hin zu fehlenden Alternativen in der Therapie. Die Reform versucht nicht dieses problematische System als Kontrollinstanz einzusetzen sondern statt dessen aufgeschlossenen Therapeuten eine neue Rolle als Begleiter zukommen zu lassen um ihnen eine neue Perspektive zu geben. Ich sehe die heutige Medizin in der Sackgasse und hoffe die Ärtzeschaft sieht es als Chance sich eine neue Rolle als gleichberechtigte Partner der Patienten zu erarbeiten.
      Konkret heisst dies dass Ärtze (aber auch entsprechend neu ausgebildete Drogenberater) beraten können und müssen, aber dir nicht das Recht absprechen dürfen deine eigenen Wünsche durchzusetzen. Eingriffe gibt es eher wenn sich Konsumenten in der Allgemeinheit auffällig zeigen, so wie schon heute jemandem das Recht abgesprochen wird ein Auto zu fahren wenn er widerholt mit Alkohol am Steuer auffällt. Es geht nicht mehr um ein moralisches Urteil des Arztes als verlängerten Arm des Staates, aber um eine möglichst hilfreiche Begleitung durch aufgeschlossene Fachleute mit Erfahrung. Dies soll auch durch die freie Wahl des Beraters verbessert werden, welche dafür sorgen soll dass nur konstruktiv mitwirkende Therapeuten auf dem Markt überleben können. Ausserdem eröffnen sich besonders den psychisch Kranken (aber dazu zählen auch die gefühlt 90% psychosomatischen begründeten Beschwerden) ganz neue Möglichkeiten ihre Probleme durch psychedelische oder psycholytische Therapien in einer sanften Weise von innen heraus zu heilen.

Kommentare von georgberlin:

(Nimm es mir nicht übel dass ich deine Kommentare auf die Diskussionsseite verschoben habe. Die Vision 2020 ist ein privat betreutes Zukunftsmodell, entsprechend dem Roadmap Prozess. Vorschläge dazu werden auf der Diskussionseite eingebracht, auch um das Konzept ordentlicher zu gliedern.)

Grundsätzlich müssen die Konsumenten der einzelnen Drogen durch eine Besteuerung für die von ihnen verursachten Kosten an der Allgemeinheit aufkommen.

(Radio Eriwan:) im Prinzip ja, aber dabei muss sichergestellt sein, dass es keinen Anreiz zu Schmuggel gibt (siehe Zigarettenschmuggel), das befördert wiederum die OK --georgberlin 16:58, 8. Dez. 2009 (CET)
Ich gehe davon aus dass diese Kosten geringer sind als der vom illegalen Drogenhandel abgeschöpfte Profit und der Preis dadurch deutlich fallen wird. Ein Schmuggel wird also unwahrscheinlicher, vor allem weil es nach einer Reform einfache Möglichkeiten zum Bezug der Drogen gibt. Access 18:31, 8. Dez. 2009 (CET)

Konsumenten müssen für bestimmte Drogen zuerst den Nachweis erbringen, dass für die Allgemeinheit keine Gefahr aus dem Konsum hervorgeht.

Dies kann für harmlose Drogen gar nicht, für andere durch eine einfache Belehrung durch entsprechend geschulte Drogenberater oder Mediziner erfolgen oder bei härteren Drogen kann dies unter anderem durch Eignungsprüfungen, Zulassungen auf Probe und anderen Auflagen geschehen. Beispiele für solche Prüfungen und Zulassungen bieten zum Beispiel der Führerschein oder Waffenbesitzkarte welche bereits heute gefährliche Tätigkeiten regulieren.

Warum? Autofahren und Waffenbesitz sind per se gefahrengeneigt, Drogenkonsum aber nicht; die Strafbarkeit eines Konsums z.B. im Verkehr bleibt davon unberührt -- georgberlin 16:56, 8. Dez. 2009 (CET)
Bei aller Liberalität, der Konsum von Drogen ist auch nach einer Reform noch mit Gefahren verbunden: Überdosierung, Kontrollverlust, Abhängigkeit, etc. Die Gesellschaft kann verlangen dass bei einer Liberalisierung Mittel ergriffen werden können um Gefahren für die Allgemeinheit zu verhindern. Access 18:31, 8. Dez. 2009 (CET)

Sofern die staatlichen Auflagen befolgt werden ist es dem freien Markt überlassen die Preise für Hersteller und Konsumenten festzulegen.

Der Staat hat zwar ein Monopol auf die Regulierung der Drogen, hat aber in einem funktionierenden Markt keinen Platz z.B. bei der Herstellung oder dem Vertrieb. Er sollte auch nicht versuchen Einfluss auf die Preisgestaltung oder den Vermarktung der Drogen zu nehmen sofern die Rechte der Allgemeinheit nicht eingeschränkt werden.

Es sollten doch staatliche/gesellschaftliche Eingriffsmöglichkeiten da sein, damit Mono- und/oder Oligopolen mit preistreibender Wirkung begegnet werden kann. --georgberlin 16:53, 8. Dez. 2009 (CET)
Die sind dem Staat ja unbenommen, der z.B. auch z. B. bei den Telekoms oder in der Energiewirtschaft regulierend eingreift. Grundsätzlich ist die Versorgung der Bevölkerung mit Konsumgütern eine Aufgabe des freien Marktes. Es werden vielleicht Übergangslösungen oder Auflagen für eine Übergangzeit eingerichtet um Schieflagen zu vermeiden. (So in das Konzept übernommen). -- Access 19:01, 8. Dez. 2009 (CET)
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