Benutzer Diskussion:Michael Ebner/plan p

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Analyse von Plan P und Alternativvorschlag

Die Staatsschulden bestehen überwiegend aus Staatsanleihen und Kommunalobligationen sowie Krediten bei Geschäfts- und Landesbanken. Leider gibt es keine genauen Informationen darüber, wer die Gläubiger sind. Deshalb gehe ich für die weitere Analyse von einer eigenen Einschätzung basierend auf Daten der Deutschen Bundesbank aus.

  • Aufteilung nach Typ:
    • Ungefähr 59% der Gläubiger sind Banken.
    • Ungefähr 40% der Gläubiger sind Versicherungen und private Investoren
    • Ungefähr 1% der Gläubiger sind inländische Organe wie Sozialversicherungen und Landes-Zentralbanken
  • Aufteilung nach Region:
    • Ungefähr 75% der Gläubiger befinden sich innerhalb der Europäischen Währungsunion.
    • Ungefähr 25% der Gläubiger befinden sich außerhalb der Europäischen Währungsunion.

Die Gläubiger sind überwiegend Investoren. Das Geld aus zurückgezahlten Anleihen oder Krediten wird für gewöhnlich reinvestiert. Staatsanleihen sind unter anderem auch Bestandteil von Finanzdienstleistungsprodukten, die eine längere Laufzeit haben, als die Staatsanleihen selbst.

Nur in wenigen Fällen müsste daher damit gerechnet werden, dass dieses Geld direkt und sofort die Realwirtschaft erreicht.

Da nun innerhalb der Europäischen Währungsunion nicht mehr in Staatsanleihen investiert werden kann, müssen die Investoren andere Felder wählen. Dies könnten innerhalb der EWU z.B. Aktien, Fonds, Edelmetalle oder Derivate sein oder außerhalb der EWU z.B. Staatsanleihen.

Wenn man nun auf einen gesättigten Finanzmarkt trifft, so wird dies einerseits zu Kurssteigerungen führen, andererseits zu einer erhöhten Verfügbarkeit von Geld in der Realwirtschaft, da die Instrumente von jemandem abgekauft werden müssen, der nun dieses Geld zur Verfügung hat.

Wird das Geld im nicht EWU-Raum investiert, so erhöht sich der Anspruch auf den Euro in denjenigen Ländern, in denen Investiert wurde. Dies könnte durch erhöhte Exporte zwar ausgeglichen werden, aber nur dann, wenn nicht ein auf einen Schlag Gelder in Höhe eines Jahres EWU-BIP’s in den nicht EWU-Raum gelangen. Ansonsten würde dies zu einer Abwertung des Euro und innerhalb der EWU zu Preissteigerungen durch die Erhöhte Anfrage aus dem Ausland führen. Gleichzeitig würden auch Importe (z.B. Energie) durch den schwachen Euro deutlich teurer werden.

Die Tatsache, dass ungefähr 25% der aktuellen Investitionen in EWU-Staatsschulden aus dem nicht EWU-Raum kommen, wirkt leider nicht Ausgleichend, da man von der aktuellen Situation ausgehen muss.

Man muss also dafür sorgen, dass die Umorientierung der Investments über einen längeren Zeitraum (z.B. 10 Jahre) erfolgen.

Neuverschuldung ist im aktuellen System für eine funktionierende Wirtschaft innerhalb von Krisenzeiten unbedingt notwendig, da bei sinkender Kaufkraft (z.B. bei hoher Arbeitslosigkeit) erst einmal Geld in den Wirtschaftskreislauf gepumpt werden muss, um diese wieder anzutreiben.

Deshalb hier ein alternativer Vorschlag, der die Grundidee aufgreift, aber einen fließenden Prozess ermöglicht:

--Stefan Kottas 22:00, 21. Nov. 2011 (CET)

Umschuldung auf die EZB

Anleihen und Kredite von Staaten, Ländern und Kommunen innerhalb der Europäischen Währungsunion können zum Ablaufdatum durch einen zinsfreien Kredit bei der EZB abgelöst werden.

Die Tilgung beträgt mindestens 3% pro Jahr.

Neuverschuldungen werden weiterhin durch Kredite bei Geschäftsbanken oder durch Staatsanleihen - jeweils mit einer Mindestlaufzeit von 10 Jahren - aufgenommen. Durch die Sicherheit, dass die Staatsanleihen zum Ablauf getilgt werden, unterliegen die Staatsanleihen keinen Wertschwankungen. Dies hat auch eine Stabilisierung des Finanzmarktes zur Folge.

Neuverschuldungen sollen nur bei stagnierendem oder sinkendem Bruttoinlandsprodukt oder bei einer hohen Arbeitslosenquote aufgenommen werden und nur für Konjunkturprogramme eingesetzt werden.

Für die Umschuldung ist eine Erhöhung der Geldmenge um ca. 25% erforderlich. Effektiv beträgt die Erhöhung der Geldmenge jedoch 0%, da mit der Umschuldung Wertpapiere (d.h. das Versprechen auf Geld bei Ablauf) gegen Geld getauscht wird. Dennoch wird durch die Tilgung die Geldmenge reduziert.

Die EZB kann die Geldmenge mit Hilfe ihrer Instrumente (u.a. Leitzins) jedoch weiterhin regulieren.

--Stefan Kottas 22:00, 21. Nov. 2011 (CET)

Kritikpunkte

Hier eine Reihe von Kritikpunkten:

  1. Rechtliche Undurchführbarkeit
    1. Die EZB ist politisch unabhängig und dem Ziel der Geldwertstabilität verpflichtet. Wie willst du sie dazu bekommen, die Schulden aufzukaufen? Das würde ihrem Auftrag völlig zuwider laufen (Inflation s. unten).
    2. Das Aufkaufprogramm müsste verpflichtend sein und eine Preisobergrenze besitzen, da die EZB sonst nicht alle Anleihen aufkaufen kann bzw. die Preise durch die Decke gehen. Ein verpflichtendes Aufkaufprogramm entspricht allerdings einer Enteignung.
  2. Ökonomischer Unsinn
    1. Inflation - Die Geldmenge im Euroraum entspricht in etwa dem Schuldenstand. Eine Umschuldung, wie du sie dir vorstellst, würde also mit der Verdopplung der Geldmenge einhergehen und deshalb mit einer massiven Inflation.
      1. Die Kosten der Inflation - Wer trägt die Kosten der Inflation? Weniger die Banken oder Superreichen, welche ihr Geld vielfach im Ausland oder in Sachwerten (Unternehmensbeteiligungen etc) investiert haben, als die "einfachen Leute". Jemand der Rente bezieht hat einen nominalen Anspruch: Seine Rente wird sich real also massiv zusammenkürzen. Der Kleinsparer, der Geld auf seinem Konto geparkt hat, wird ebenfalls darunter leiden. Hinzukommen Transferleistungsempfänger und Angestellte mit einer schwachen Verhandlungsposition. Bei beiden werden sich die Leistungen bzw. Löhne nur allmählich und unvollständig an die Inflation anpassen. Ist das beim Plan P beabsichtigt?
      2. Sinnlosigkeit der Rückführung der Inflation - Eine Rückführung der Inflation ist unmöglich. Inflation bezeichnet eine Veränderung des Wertes. Die kann man nicht zurückführen. Man kann auf eine Inflation lediglich eine mehrjährige Deflation folgen lassen. Was das im Positiven bewirken soll, ist mir schleierhaft.
    2. Verbot von Schulden
      1. Sinn von Staatsschulden - Staatsschulden machen ebenso wie private Schulden Sinn. Zumindest wenn sie im Rahmen bleiben. Ansonsten ist der Staat in seiner Ausgabenpolitik sklavisch an die wirtschaftliche Lage gefesselt.
      2. Viele Euroländer fahren ein Primärdefizit. Sie bauen also völlig unabhängig von Tilgungszahlungen Schulden auf. Was sollen die nach dem Plan P machen?

Das sind nur einige kritische Punkte, die mir gerade in den Sinn kommen. Internationale Probleme (Wechselkurs geht in die Knie, massive diplomatische Verwerfungen wg. Quasi-Haircuts schließlich bekommen Investoren real ja viel weniger zurück) oder Probleme mit Versicherungen, welche per Satzung nur in AAA-Anleihen investieren dürfen, habe ich hier sogar noch ausgeklammert.

Mercutio 14:45, 23. Nov. 2011 (CET)

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