Archiv:2011/AG Ideenraum/Der politische Basar

HINWEIS: Der politische Basar wurde von der AG Ideenraum geentert, da er genau ins Betätigungsfeld der Arbeitsgemeinschaft passt. Bitte helft dabei diese Idee weiter auszuarbeiten!
Der politische Basar sammelt einige Ideen dazu, wie eine effektive innerparteiliche politische Arbeit und Willensbildung über das Netz aussehen könnte. Sie versucht diese unter dem Schlagwort "Politischer Basar" zu einer Art Manifest zu verarbeiten.

Vorbild ist die Open-Source-Welt. Dort geht es zu, wie auf einem Basar, doch ohne das Geld fließt. Es gibt tausende Projekte. Viele interessieren niemanden und sterben wieder. Manche finden Beachtung und wachsen. Einige konkurrieren und bekämpfen sich. Andere fusionieren oder kooperieren, um voneinander zu profitieren. Einige Zentralorgane verschaffen Überblick (z.b. Distrowatch, etc) und behalten die aktuellen Entwicklungen im Auge. Es ist ein Wettstreit um den besseren Code, um die besseren Ideen und um Zuspruch und Aufmerksamkeit. Genauso ist Politik letztlich auch ein Buhlen um Aufmerksamkeit und ein Wettstreit um bessere Ideen und Lösungen.

Die Frage ist, wie sich das am besten übertragen lässt. Wir denken ganz einfach. Und zwar nicht per Dekret, sondern durch Vorleben einer politischen Kultur.


Der politische Basar

Eine Kultur der politische Basars könnte auf folgenden Säulen ruhen:

Zentraler Kommunikationskanal

Ein zentraler Kommunikationskanal, der idealerweise in beiden Richtungen läuft, und der möglichst alle Mitglieder und Sympathisanten erreicht. Und vor allem eine Kultur, bei der es zum guten Ton gehört diesen Kanal wenigsten quer zu lesen (Informier Dich!).

Untereinheiten (Landes-, Kreisverbände) sollten eigene zentralen Kanäle besitzen.

Dass viele sich zur Zeit schlecht informiert fühlen, hängt auch daran, dass es zig verschiedene Kanäle gibt, die man nicht alle im Blick halten kann. Allerdings gibt es schon Projekte, die die technische Lösung des Problems angehen wollen. Aber selbst, wenn die Technik steht, muß man noch klären wie man sie sinnvoll nutzen will.

Als momentanes Beispiel eines zentralen Kanal sei die Aktiven-Liste genannt. Im Grunde ist die Aktiven-Liste schon fast ein Basar. Man kann rumgehen und Diskussionen lauschen, weitergehen und selbst Diskussionen anzetteln. Und es gibt Gebiete, da geht man besser nicht hin, weil man sich dort die Schädel einschlägt. Man erhält dort viele Informationen, dennoch bleibt man mit einem Gefühl des Chaos zurück. Denn was eindeutig für einen Basar fehlt sind die Marktstände und vor allem die Marktschreier, die für ihre Ideen werben.

Regelmäßige Zwischenberichte

AG/Parteiorgane/Squads/Crews/Whatever sollten es für vernünftig halten auf dem zentralen Kommunikationskanal in regelmäßigen Abständen einen knappen Zwischenbericht abzugeben, der folgende Fragen beantwortet

  • Was sind die Ziele/Aufgaben/Thema der Gruppe/AG/Projekt?
  • Wo finde ich den aktuellen Stand? Was brauch ich zu Einarbeitung? Welche Dokumente gibt es schon?
  • Wie nehme Kontakt auf, wenn ich mitarbeiten will?
  • Was wird aktuell bearbeitet? Was steht demnächst an?
  • Gibt es momentanen/vorübergehenden Bedarf an speziellen Skills? (Aufgaben ohne inhaltliche Arbeit)

Ein blödes Beispiel:

   Die Task Force Twitterocracy hat das Ziel twitter als zentrales Tool
   zur Parteiarbeit und innerparteilich Meinungsbildung einzusetzen.
   .
   Unsere aktuelles Manifest findest du im Wiki unter ....
   Dort findest du auch weiterführende Links und Hinweise zur
   Kontaktaufnahme.
   .
   Mit gewissem Stolz können wir verkünden, dass es uns gelungen ist
   die Basis zu überzeugen, dass es einer formalen Überarbeitung der
   Parteisatzung bedarf. Unsere Hauptforderung war dabei, dass einzelne
   Paragraphen und Absätze die Grenze von 140 Zeichen nicht überschreiten
   dürfen. Eine Squad wurde ins Leben gerufen, um die Satzung bis zum
   Bundesparteitag 2019 zu überarbeiten.
   .
   Innerhalb unserer Gruppe findet eine heiße, aber produktive Diskussion
   statt, wie twitter zur Erstellung der Landeslisten benutzt werden kann.
   Eine Zusammenfassung des Diskussionsstandes findest Du hier (link).
   .
   Aktuell benötigen wir einen Grafiker/Designer, der uns hilft eine
   sexy Präsentation für den LPT Hessen zu erstellen. Falls Interesse
   besteht bitte bei twitter_jedi{at}asd{dot}de melden.
   .
   PS: Wir haben übrigens momentan 64 Interessierte.

Was wird dadurch gewonnen?

  • Neumitgliedern wissen welcher Kanal relevant ist. Und nach ein paar Wochen sind sie auch darüber im Bilde, welche Projekte/Gruppen es gibt, was diese tun und wie sie dort mitarbeiten können.
  • Die Basis ist weitgehend informiert und weiß ich welche Richtung sich bestimmte Sachen entwickeln. Viele Forderungen zum Thema Transparenz werden damit erfüllt.
  • Da die Berichte knapp gehalten sind, ist es möglich auch bei >100 AGs den Überblick zu bewahren. Will man mehr wissen hat man gleich den Einstiegspunkt.
  • AGs wüssten welche andere AGs ähnliche Themen bearbeiten, und wie man mit Ihnen in Kontakt tritt zwecks Austauschs oder Zusammenschluss.
  • Zwischen AGs, die zusammenarbeiten wollen, würden von selbst eigene Kommunikationskanäle entstehen (die auch den zentralen Kanal nicht weiter belasten). Eine zentrale Behörde, die Informationen einsammelt und wieder verteilt, halten wir für überflüssig.
  • Bei vielen AGs hat sich eingebürgert regelmäßige Berichte an den jeweiligen Vorstand im Rahmen der einer Vorstandssitzung zu liefern. Die Basis kann dann vielleicht Informationen aus den Sitzungsprotokollen entnehmen, sofern sie diese findet. Wir sagen, berichtet auf dem zentralen Kanal der Basis. Vorstände, die ja auch Teil der Basis sind, werden dann trotzdem informiert und alle sind zufrieden.
  • Die Projekte/Gruppen/AGs werden gezwungen zu Ergebnissen zu kommen (über die man berichten könnte), ihre Wikiseiten zu pflegen und verständliche Dokumente zu erstellen. Wir denken, keiner wird auf dem zentralen Kanal um Aufmerksamkeit buhlen, wenn er nur auf einen toten Stub im Wiki verweisen kann.
  • Inaktive Projekte/AG/Gruppen, die nichts produzieren und damit auch nichts zu berichten haben, verschwinden langsam automatisch vom Schirm. Viva la evolution! Man verschwendet keine Zeit tote Wikiseiten zu lesen.
  • Verschwindet ein Projekt, bleibt die Arbeit trotzdem erhalten. Es können sich wieder Leute finden, die das Projekt weiter verfolgen und auf dem zentralen Kommunikationskanal pushen wollen.

Freier Wettbewerb der Ideen

Wir plädieren dafür, die eingeführten formalen Kriterien und Hierarchien für die AGs wieder zurückzunehmen. Bevor jetzt die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen werden, bitte weiterlesen :-) Es gibt nämlich mindestens zwei verschiedene Arten von AGs, die wir bisher nicht unterscheiden.

Wir haben -nennen wir sie mal so- StabsAGs, wie AG Pressetext, AG IT oder AG Öffentlichkeitsarbeit, deren Arbeit darin besteht den Exekutivorganen zu zuarbeiten, Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen oder die Infrastruktur am laufen zu halten. Letztlich sind sie Teil der Exekutive und entsprechen den Behörden im normal Leben. Bei diesen halten wir formale Kriterien, eine Hierarchie und fest definierte Workflows für sinnvoll und wichtig. Es ergibt keinen Sinn eine konkurierende AG IT aufzumachen.

AGs/Squads/Crews/Einzelkämpfer/Whatever, die inhaltliche, programmatische und politische Arbeit leisten, sollten aber wieder dem freien Wettbewerb der Ideen zugeführt werden. Die Exekutivorgane sollten dort nicht durch die Vergabe eines Status in den Meinungsbildungsprozeß eingreifen. Solche politischen AGs sind keinem Vorstand verpflichtet sondern nur der Basis, die über ihre Ideen abstimmt.

Stattdessen sollte man folgendes Modell verfolgen:

Die Partei fordert alle Mitglieder und Sympathisanten auf ihre Ideen einzubringen. Sie können das als Einzelkämpfer tun oder sich zusammen schließen. Sie können sich Crew, Squad, KG, IG oder sonst wie nennen. Wie sie sich organisieren und wie sie kommunizieren bleibt ihnen überlassen. Die Partei fordert geradezu dazu auf, neue Wege der Organisation und Kommunikation auszuprobieren. Schließlich stehen nicht nur die Inhalte sondern auch die Formen der Organisation im Wettbewerb. Gerade bei uns, die wir noch nicht wissen, wie man politische Arbeit übers Netz am besten organisiert.

Die einzigen Resourcen, die die Partei zu Verfügung stellt, sind eine Einstiegsseite im Wiki und das Recht im zentralen Kommunikationskanal für ihre Idee zu werben. Bei steigender Größe und Relevanz werden ihnen weitere Resourcen zugebilligt.

Zur Feststellung der Relevanz sollte man das Prinzip des Interiessierten/Unterstützers/Followers focieren, das schon einige praktizieren. Einfach gelöst indem es auf jeder Einstiegsseite eines Projektes eine Rubrik gibt, in der man sich als (inaktiver) Unterstützer/Follower der Idee eintragen kann. Bei 10 Follower hat die Gruppe das Recht auf ne Mailingliste, bei 20 gibt nen Lolli für jeden, bei 50 einen kleinen Etat (so in etwa).

Das dient nicht nur der Feststellung einer Relevanz, sondern ist auch eine simple Art demokratischer Meinungsbildung (keine Panik, entschieden würde immer noch auf Parteitagen).

Vorteile:

  • Es kann sich jeder einbringen und hat das Recht seine Idee -und sei sie noch so abstrus- zu bewerben.
  • Nicht ein Exekutivorgan sondern die Basis stimmt über die Relevanz einer politischen AG/Crew/Squad/Whatever ab.
  • Nicht durch die Erfüllung formaler Kriterien sondern mit den besseren Argumenten, zieht sich eine AG/Crew/Squad aus dem Sumpf der Bedeutungslosigkeit
  • Es entsteht von selbst ein Bild davon, welche Themen der Partei wichtig sind, welche Standpunkte sie bei konkurrierenden Ideen bevorzugt und welche Themen umstritten sind.



Durchsetzung

Und wie setzt man das jetzt durch? Nun keinesfalls per Dekret, sondern nur als generelle Empfehlung und einem Vorleben dieser Kultur.

  • Falls DU einige Ideen hiervon für sinnvoll erachtest: Trage Dich unten ein, diskutiere hier und Spread the word.
  • Dränge auf das Entstehen eines einheitlichen, zentralen Kommunikationskanals.
  • Crews/Squads/AGs/etc, die diese Ideen gut heissen, sollten anfangen regelmäßige knappe Zwischenberichte auf der Aktiven-Liste und/oder Webforum zu veröffentlichen, ihre Wiki-Seiten zu pflegen und Dokumente zu erzeugen, die die Ideen/Konzepte verständlich rüberbringen.
  • Man sollte den Bundesvorstand auffordern, mit gutem Beispiel voran zu gehen und anzufangen, wöchentliche Berichte auf dem zentralen Kanal zu veröffentlichen, in denen steht: Was gerade so ansteht, was geplant ist, etc. (Falls das jetzt geschieht, sagen wir, wir wissen nicht wo.)
  • Genauso sollte man seine Landesvorstände dazu ermuntert werden, das gleiche zu tun. Es wäre nicht schlecht zu erfahren, mit was sich die Piraten in Meck-Pomm so rumschlagen.
  • Dann könnte man die Stabsgruppen mit sanftem Druck dazu bewegen, Gleiches zu tun. Ich sage, mit sanftem Druck, da diese AGs ja eigentlich keine Notwendigkeit haben, um politische Aufmerksamkeit zu buhlen. Trotzdem wäre es schon zu erfahren, was die treiben und wie man mitmachen kann. Es kann auch nicht schaden, dass bekannt wird, welche Leute sich dort den Arsch aufreißen, und ihnen so auch eine angemessene Anerkennung zu Teil werden lassen.


So wäre schon eine ausreichende kritische Masse erreicht, damit sich auch in anderen AGs/Squads/Crew die Erkenntnis durchsetzt, dass sie nur Erfolg haben werden, wenn sie sinnvollen Output erzeugen, diesen adäquat präsentieren und sich frühzeitig mit der Basis auseinandersetzen.

Zusammenfassung

Wir denken mit dem Einzug einer solchen Kultur könnte man folgende Probleme angehen.

  • Transparenz: Durch den zentralen Kanal weis jeder, wo er lesen muß um auf den neuesten Stand zu kommen. Jeder ist über die Vorgänge in der Partei informiert, insbesondere wenn die Exekutivorgane an diesem Berichtswesen teilnehmen.
  • Informationsfluss: Wöchentlich 150 Mail mit knappen wertvollen Informationen halten wir für einen ausreichenden und für jeden zu bewältigen Informationsfluss, insbesondere im Vergleich mit den täglichen 200 Flameware-Mails auf der Aktiven-Liste. Die AGs handeln untereinander selbstständig weitere für nötig erachtete Informationskanäle aus. Wir sind der Meinung, dass sich so von selbst die effizientesten Strukturen rausbilden.
  • Offenheit: Diese Kultur gewährleistet, dass sich Menschen zusammentun können, eine Position erarbeiten können, und diese der Basis auf der von ihnen gewünschten Ebene zur Diskussion vorlegen können. Formale Hürden sind dort eher hinderlich.
  • Demokratie von unten: Mit den Unterstützerprinzip bildet sich eine simple und informelle Version von Basisdemokratie heraus. Einzige Voraussetzung ist der verantwortungvolle Umgang mit seinen Unterstützerzusagen.



Unterstützer

AG Ideenraum

Die AG Ideenraum hat diesen Artikel geentert, was natürlich keine feindliche Übernahme bedeutet, sondern nur dazu beitragen soll, dass die Idee bestmöglich verarbeitet wird.