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Hallo, ich möchte mich gerne als Pirat zur hier stattfindenden Diskussion äußern. Auf die Piratenpartei bin ich in erster Linie durch die Urheberrechtsdebatte aufmerksam geworden, und auch am Wahlprogramm habe ich in diesem Bereich mitgearbeitett.

Zuallererst ist zu betonen, dass sowohl das Grundsatz- als auch das Wahlprogramm noch einer deutlichen Präzisierung bedürfen. Die allgemeine Ausrichtung wird sich hierbei nicht ändern. Jedoch befinden sich die konkreten, als Gesetze angestrebten Forderungen, die am Ende herauskommen sollen, noch in der Ausarbeitung. Dabei suchen wir auch den Dialog mit Urhebern - in der Partei selbst kommen viele Mitglieder aus dem kreativen Bereich, wir sind durchaus auch an der Beteiligung bei externen Diskussionsrunden interessiert (wie letztens bei der Podiumsdiskussion auf der C/O Pop). Eines unserer Hauptanliegen besteht darin, Kompetenz in den Bereichen zu zeigen, die wir ansprechen, diese Kompetenz lässt sich nicht ohne eine Mitwirkung der Betroffenen erreichen.

Jetzt zu den konkreten hier in der Diskussion vorgetragenen Punkten:

- Wir streiten nicht das Recht der Urheber ab mit kreativer Tätigkeit Geld zu verdienen. Es gibt mittlerweile - auch dank der Entwicklung des Internets - viele Verdienstmöglichkeiten außerhalb der im vergangenen Jahrhundert entwickelten Modelle. Andere Geschäftsmodelle hingegen werden nicht überleben oder deutlich geschwächt aus dem fortlaufenden Modernisierungsprozess herauskommen - so zum Beispiel der Handel mit Tonträgern als Haupteinnahmequelle der Musikindustrie. Aber die Geschichte der Kunst, wie überhaupt die Geschichte der Menschheit, kennt viele Beispiele, dass sich Geschäftsmodelle an gesellschaftliche und technologische Entwicklungen anpassen mussten. Weder hat die Musik mit der Erfindung der Schallplatte angefangen, noch wurde - trotz der düsteren Prophezeiungen, die oft zu hören waren - das Theater durch die Erfindung des Kinos und das Kino durch Videokassetten ins Jenseits befördert.

Eine Übersicht an Vergütungs- und Verwertungsmöglichkeiten, die wir als Alternativen in Betracht ziehen, ist z. B. <a href="http://wiki.piratenpartei.de/AG_Text/Aktuelle_Artikel/Musikvermarktungsmodelle_online#Artikelvorschlag">hier</a> zusammengefasst.

Natürlich stimmt es, dass die meisten neuen Vergütungsmöglichkeiten mit dem modernen Urheberrecht zu vereinbaren sind und keine Reform dessen erforderlich machen. Das Problem mit dem modernen Urheberrecht liegt aber auf der Verbraucherseite: Wir erleben eine Kriminalisierung von breiten Gesellschaftsschichten, die Verletzung von Bürgerrechten im Schutzwahn der "Intellectual Property" und eine Aufrechterhaltung von Monopolen, die sich an veraltete Modelle klammern und das - mit ihren Mitteln und gesetzlicher Unterstützung - noch eine lange Zeit tun werden können.

- Sowohl unsere Einstellung zu Privatkopien, als auch zu abgeleiteten Werken, sehen eine klare Unterscheidung zwischen kommerzieller und nicht-kommerzieller Nutzung. Dabei ist die Privatkopie - wie schon aus dem Namen ersichtlich - strikt auf den persönlichen Gebrauch beschränkt, die allgemeine Nutzung und Veränderung von Werken müsste differenzierter betrachtet werden, als das jetzt der Fall ist, und im kommerziellen Bereich auch Schranken unterliegen.

- Da das Beispiel gebracht wurde: Wörterbücher haben auch mit dem heutigen Urheberrecht ein Problem, kommerziell erfolgreich zu sein - und mit der Entstehung freier Alternativen wird sich, wieder ohne jegliche Veränderung des Urheberrechts, dieses Problem nur verschärfen. Es ist unklar, ob offene Wörterbücher die Qualität der professionellen Werke erreichen können oder nicht. Der berühmte Vergleich Wikipedia vs. Britannica hat gezeigt, dass zumindest beim verwandten Bereich der Enzyklopädien der Unterschied rapide schwindet - aber dieser Qualitätsunterschied wird en masse nur für diejenigen von Bedeutung sein, welche Wörterbücher für professionelle Zwecke nutzen (und da würde das "private Nutzung"-Argument nicht mehr greifen). Selbst als es noch keine Alternative zum herkömmlichen Wörterbuch gab war dessen Wirtschaftlichkeit eher gering, da auf der einen Seite ein enormer Arbeitsaufwand von (hochqualifizierten) Spezialisten für dessen Erstellung gebraucht wurde, andererseits aber weder die Nachfrage noch die Zahlungsbereitschaft auf vergleichbare Höhen kamen.

- TurBor 23:37, 7. Sep. 2009 (CEST)

Anmerkungen vom Lektor

Ich habe deinen Text korrekturgelesen. Da ich neu in der AG Text bin, bitte ich auch hierfür um kurze Rückmeldung ob das jetzt so lief wie erwartet oder ob ich zuviel/zu wenig geändert hab.

Den ersten Satz habe ich getrennt zu zwei Sätzen, da er durch den Relativsatz sehr lang wurde und den Einstieg in den Text deutlich erschwert hat. Ich habe noch zwei weitere sehr lange Satzgefüge getrennt. Angesichts der Zielgruppe dieses Textes halte ich zu lange Satzgefüge für nicht förderlich. Mit Semikolons musst du sehr sparsam sein, sie sind in Prosa-Texten praktisch nicht vorhanden. -- Fab 15:10, 21. Sep. 2009 (CEST)