AG Geldordnung und Finanzpolitik/Guthabenkrise
(Disclaimer: Die folgende Analyse ist eine Zusammenfassung der Gespräche mit Jörg Buschbeck http://www.kapitalismus-verstehen.de/ und uns.)
Die Guthabenkrise
Link: http://www.kapitalismus-verstehen.de/
Probleme des Kapitalismus sind recht trivial. Da ist nichts alternativlos. Vor 20 Jahren gab es eine Zeitschrift - der dritte Weg (heute humane Wirtschaft). Da geht es um Gesell, Freigeld, usw. Ein umlaufgesichertes Geld wurde getestet. Die Probleme des Kapitalismus lassen sich nicht mit Zinskritik allein lösen. [5:15]
Dr. Paul C. Martin, der das Gelbe Forum initiiert hat gab einen wichtigen Impuls: "Der Kapitalismus ist ein System bei dem der Kredit am Anfang steht." Zitat aus dem Buch Paul C. Martin Der Kapitalismus, ein System das funktioniert. Nicht alles im Buch ist toll aber die Erkenntnis, dass der Kapitalismus keine Tauschwirtschaft sondern eine Vorfinanzierungswirtschaft ist, ist sehr wichtig, wenn man das System modellieren will.
2008 war die Garantie Merkels "die Guthaben sind sicher" gleichzeitig auch eine Schuldengarantie. Risiken wurden vergesellschaftet. Die Zusammenhänge zwischen Schulden und Guthaben werden nicht verstanden. Der Bankenrun könnte als Anlass zur Abschaffung des Bargelds verwendet werden. Dann wären negative Zinsen möglich - also eine Umlaufsicherung. Diese Idee findet wenig Anhänger. Die Widerstände sind zu hoch.
Über die Konstruktion einer IV. Staatsgewalt, der Monetative, kann das Problem gelöst werden.
Das Buch Volkswirtschaftliche Saldenmechanik von Wolfgang Stützel hat weitere wissenschaftliche Grundlagen geliefert. Das Buch ist schwer lesbar. Die Saldenmechanik ermölicht es, die Volkswirtschaft auf ein klares, logisches Fundament zu stellen. Die wenigsten volkswirtschaftlichen Vorgänge sind logisch, da sie von menschlichem Verhalten abhängen. Stützel beschreibt in seinem Buch "Paradoxa der Geld- und Konkurrenzwirtschaft" die gesamten Felschlüsse der herrschenden Lehrmeinung in der VWL, die auf einer völlig fiktiven Tauschwirtschaft aufbauen, und kondensiert seine logischen Folgerungen aus dem Kapitalismus in 5 Sätzen:
1) In der Gesamtwirtschaft sind Gesamteinnahmen = Gesamtausgaben
2) Wo Käufermärkte existieren, entscheiden die Ausgabepläne über die Gesamthöhe der Einnahmen, entscheiden die Pläne für Konsum- und Netto-Investitionsausgaben über die Höhe des monetären Volkseinkommens.
3) Stationarität des Kreislaufs herrscht dann, wenn jeder etwaige Rückgang der Ausgaben für Konsum (gegenüber früher) durch eine Vermehrung der Ausgaben für Investition (gegenüber früher) kompensiert oder auch umgekehrt jeder Rückgang der Ausgaben für Investition durch eine Vermehrung der Ausgaben für Konsum kompensiert wird.
4) Entspricht der Zunahme der Investitionsausgaben gegenüber früher kein gleichgroßer Rückgang der Konsumausgaben, dann wächst die Kaufstromstärke(Beschäftigungszunahme bzw.Inflation), entspricht dem Rückgang der Investitionsausgaben gegenüber früher keine gleichgroße Vermehrung der Konsumausgaben(gegenüber früher), dann schrumpft die Kaufstromstärke (Beschäftigungsrückgang bzw. Deflation).
5) Bleiben die Investitionsausgaben konstant und verhalten sich die Konsumenten so, dass sie nach Überschreiten eines bestimmten Einkommens ihre Konsumkäufe gegenüber früher einschränken, nach Unterschreiten dieses bestimmten Einkommens aber Konsumkäufe gegenüber früher ausdehnen, dann wird im Laufe der Zeit dieses „bestimmte Einkommen“ erreicht und auch dann beibehalten werden, wenn bei dieser Gesamtstromstärke das Produktionspotential nicht voll ausgenützt wird.
Quelle: [1]
Eine weitere Inspiration kam von Dr. Rüdiger Dahlke (Schattenprinzip). Normalerweise in der Eso-Ecke zu finden, beschreibt Dahlke, dass man den Schatten, den ein System verursacht, nicht verdrängen soll, sondern in das System (möglichst positiv) integrieren soll. Er beschreibt wir menschliche Interaktionen und menschliches Denken funktionieren. Die Eurokrise ist bei Stützel beschrieben. Das Denken im Westen führt häufig dazu, dass gute Sachen verstärkt Idealisiert werden und schlechte Sachen verteufelt werden. Diese Tendenz im Denken führt dazu, dass eine nüchterne Ursachenanalyse, eine Analyse von Ursache und Wirkung, oft verunmöglicht wird. Insbesondere beim Zusammenhang Schulden und Guthaben ist dies ein Problem.
Die momentane Verdrängung droht (wie auch früher schon) zum Krieg hin zu eskalieren. Deswegen ist Engagement wichtig.
Um Fehlschlüsse zu vermeiden sollten doppeldeutige Grundbegriffe vermieden werden.
Beipiele für solche unbrauchbaren Begriffe sind:
Sparen: sparen bezeichnet 2 völlig unterschiedliche Handlungen - 1. eine reduktion der Ausgaben, also ein Entzug von Nachfrage. 2. das investieren in Sachwerte, Unternehmensbeteiligungen und sonstigen Gütern und Dienstleistungen, also eine aktive Nachfrage an Waren, Rechten und Dienstleistungen.
investieren: wird für Ausgabeüberschüsse verwendet.
Die Quantitätstheorie verbindet nicht-zusammenhängende Vorgänge.
Man versucht einzelwirtschaftliche Logik (Betriebswirtschaft) auf das globale System (Volkswirtschaft) anzuwenden und verursacht damit permanente Fehlschlüsse.
Dabei wird verkannt, dass bei Aussagen, die einzelwirtschaftlich wahr sind, im globalen Zusammenhang das genaue Gegenteil wahr ist.
Die Thesen der Volkswirtschaft sollten an die Türen der Guthabenkirche geschlagen werden.
Lösungsansätze:
Marktstörungen (volkswirtschaftlich und für das Gemeinwohl negative) besteuern
Marktvermachtung zurückdrängen
Einkommens- und Vermögenskonzentrationen entgegenwirken
unfreiwillige Arbeits- und Einkommenslosigkeit beenden
<Mindestlöhne als Rahmenvorgabe> <BGE> <Geldsystemreform>
Sozial- und andere Bürokratien abbauen.
Die Erfindung der Tauschwirtschaft: Adam Smith fabelte sich eine Ausgangssituation zusammen, die historisch nie existiert hat, die sogenannte Tauschwirtschaft. (siehe David Graeber - Schulden die ersten 5000 Jahre) Von dieser erdachten Annahme aus leitete er seine Schlussfolgerungen und sein Theoriegebäude ab. Im Ergebnis beschreibt er also Zusammenhänge in einer fiktiven Gesellschaft, einer fiktiven Wirtschaftsordnung, und kommt dadurch natürlich zu kollossalen Fehlschlüssen, die überhaupt nicht geeignet sind um die komplexe Vorfinanzierungswirtschaft, den Kapitalismus und die Marktwirtschaft, zu erklären. Im Kapitalismus müssen lange Wertschöpfungsketten mit Risiko vorfinanziert werden. Im Beipiel vergehen 20 Jahre von der Rohstoffgewinnung bis zum fertigen Auto. Alle Arbeitsschritte, der Transport, die Weiterverarbeitung, Zwischenfinanzierungen und dann die Endmontage und der Vertrieb müssen mit Risiko vorfinanziert werden.
Der Hauptsatz des Kapitalismus: Kapitalismus ist das arbeitsteilige Wirtschaftssystem, in dem vorrangig Unternehmer gegen Gewinnaussichten (Mehrwert) das Risiko der Vorfinanzierung von Einkommen tragen. Logischerweise kommt im Kapitalismus erst der Kredit bevor Einkommen in Geldhaltung gespart werden können. Kapitalismus ist eine Kette von Kontraktschulden - das Geldsystem macht einen Teil der Verbindlichkeiten Zahlungshalber "umlauffähig". Die Vorfinanzierung von Wertschöpfungsketten durch Kredite gegen Entgelt und Pfand zu ermöglichen, ist die entscheidende und wichtigste Aufgabe des Bankensystems. Wer die dabei stattfindende Geldschöpfung grundsätzlich kritisiert, sitzt dem Mythos der Tauschwirtschaft auf.
Die Monetative kann das Risiko der Vorfinanzierung reduzieren bzw. Abschaffen, indem sie zu 0% Zinsen solche Vorfinanzierungen ermöglicht. Ist das Zahlungsmittel nämlich nicht knapp, dann gibt es kein Risiko.