BE:LiquidFeedback Themendiskussion/379

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Zum Streit über die individuelle Religiosität

Kirche oder Religion?

Im Grunde finde ich die in der Initiative gefundene Formulierung "Für die Trennung von Staat und Religion" ganz richtig. "Religion" an dieser Stelle durch "Kirche" zu ersetzen, scheint mir der inzwischen vorhandenen religiösen Vielfalt im Lande nicht mehr gerecht zu werden. "Kirche" ist als Begriff untrennbar mit dem Christentum verbunden. Der Islam ist nicht als "Kirche" verfasst, die islamischen Gemeinden sind weitgehend selbständig und bislang nur lose übergreifend organisiert. Damit korrespondiert, dass es im Islam auch keine autorisierten und hierarchisch legitimierten religiösen Instanzen gibt.

Verbot der Religiosität?

Wenn ich die wiederholten Positionen betrachte, die ein sehr reges Mitglied der Piratenpartei hier im Rahmen der Anregungen markiert hat, dann scheint mir das nur als die Aufforderung zum Verbot der Religiosität zu verstehen zu sein. Wenn ich da etwas missverstanden habe, bitte ich um Korrektur. Ich glaube aber nicht, dass uns ein derartiger religiöser Kulturkampf für die gesellschaftliche (ich sage hier bewusst gesellschaftliche! und nicht staatliche) Entwicklung weiterhilft. Ich kann auch nicht erkennen, wie das mit dem Grundgesetz vereinbar wäre.

Da ich der einzige bin, der die Anregung negativ bewertet hat, fühle ich mich mal angesprochen. Ich persöhnlich lehne jede Form von Religion und Religiösität, auch eine rein individuelle, ab. Es gibt eine ganze Reihe von Geisteshaltungen, die ich ablehne; ich vermute, dass es dir nicht anders geht. Mein Respekt vor der Autonomie des Einzelnen ist aber stark genug, dass ich nicht im Traum daran denken würde irgend eine dieser Haltungen verbieten oder auch nur in ihrer Äußerung einschränken zu wollen. Was ich mit der Anregungsbewertung zum Ausdruck bringen will, ist keine politische Forderung, sondern nichts als die Aussage, dass ich kein Grundsatzprogramm möchte, dass eine derartige Affirmation von Religiösität enthält. Simon Weiß 11:23, 25. Jul. 2010 (CEST)

Conclusio

Daher scheint mir für das Grundsatzprogramm nur ein ausdrückliches und positives Bezugnehmen auf die individuelle Religiosität wirklich weiterzuführen.

Link

Für weiteres Nachdenken zu diesem Themenbereich verweise ich gern erneut auf meine einschlägige Themenseite.

--etz 03:12, 25. Jul. 2010 (CEST)

Privilegierung einzelner Religionsgemeinschaften

Eine solche Privilegierung ist leider BRD-Praxis. Grundlage ist das Subsidiaritäts-Prinzip. Dieses bestimmt bis heute einen Vorrang nicht-staatlicher Träger im Sozialstaat. Die Einführung des Subsidiaritätsprinzip steht im engen Zusammenhang mit dem Bismarckschen Kulturkampf, der zahlreiche Privilegien der Kirche abschaffte. Doch im Bereich der sozialen Aufgaben wurde durch das Subsidiaritätsprinzip die Rolle der "freien" und damit vorwiegend kirchlichen Träger beibehalten und gestärkt. In der BRD ist auch das Subsidiaritätsprinzip "säkularisiert" worden, doch in der Praxis bleibt eine stärkere Rolle konfessioneller Träger bei den sozialen Einrichtungen. --etz 05:13, 25. Jul. 2010 (CEST)