Benutzer:BuMa/LiquidFeedback-Tipps

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Version vom 18. Mai 2012, 00:58 Uhr von imported>BuMa
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Anlässlich der kürzlichen Einführung von LiquidFeedback im Hamburger Landesverband möchte ich hier mal ein paar Anmerkungen loswerden, wie ich mir die zukünftige Nutzung dieses Werkzeugs vorstelle, und was man mit den vielleicht etwas weniger offensichtlichen Features anfangen kann. Die Bedienung an sich ist ja eigentlich mehr oder weniger selbsterklärend. Das ist hier also nicht als Schritt-für-Schritt-Anleitung gedacht, sondern als Ergänzung für alle, die die LiquidFeedback-Einführung auf dem Hamburger Themenkongress mitgemacht, oder sich die Videoaufzeichnung angesehen haben, oder sich einfach selber autodidaktisch durch Lektüre der Online-Hilfstexte eingearbeitet haben.

Bis jetzt lässt die Anzahl der aktiven Benutzer jedenfalls noch zu wünschen übrig, und von den Aktiven haben einige anscheinend bestimmte Konzepte noch nicht zu 100% verstanden. Dieser Artikel soll dazu beitragen, dass sich diese Situation bessert, und LiquidFeedback auch in Hamburg zu einem wertvollen Tool zur Meinungsbildung werden kann, wie es in Berlin ja schon der Fall ist.

Benachrichtigungen

Bisher sind in LiquidFeedback leider noch keine vernünftigen Benachrichtigungen via Email oder auf sonstigem Weg implementiert, die einen bei wichtigen Ereignissen informieren. Für das Hamburger Lqfb gibt es die Mailingliste lqfb-talk@piratenpartei-hamburg.de, wo man über alle Änderungen informiert wird. Für das Bundes-Lqfb gibt es sowas auch, aber das spamt einen dann mit Mails voll.

Auf ein paar Ereignisse wird man auf der Startseite über eine Hinweisbox hingewiesen, z.B. wenn man irgendwo eine Anregung hinterlassen hat, und der Initiativentext daraufhin verändert wurde, oder wenn eine Abstimmung über ein Thema gestartet wurde, bei welchem man bereits aktiv war.

Es gibt allerdings keine Möglichkeit einzustellen, bei welchen Ereignissen diese Benachrichtigung erfolgen soll, so dass man zumindest seine eigenen Initiativen, und jene die einem besonders wichtig sind, regelmäßig auf Veränderungen überprüfen sollte.

Mitgliedschaft in Themenbereichen

Jeder LiquidFeedback-Benutzer kann sich in beliebig vielen Themenbereichen als Mitglied registrieren lassen. Damit zeigt man u.a. den anderen Benutzern an, dass man sich für diesen Themenbereich besonders interessiert.

Auf der technischen Ebene bewirkt diese Mitgliedschaft eigentlich nur eines, sie wirkt sich nämlich auf das Quorum aus, welches Initiativen überspringen müssen um zugelassen zu werden, und welches z.Zt. 10% beträgt. In Themenbereichen, die unter 10 Mitglieder haben, reicht also im Allgemeinen schon die Unterstützung des Antragstellers selber, um eine Initiative bis zur Abstimmung zu führen, egal wie schlecht sie ist.

Wenn auf der anderen Seite jedoch im Extremfall alle Benutzer Mitglieder in jedem Themenbereich würden, ohne sich dann mit den dort erstellten Themen zu beschäftigen, würde die Arbeit auch an wichtigen Themen zum Erliegen kommen, weil alle neuen Initiativen bereits im Status "neu" abgebrochen würden. Die Wirkung der Themenmitgliedschaft ist also eine rein bremsende, solange man keine Themen unterstützt.

Wer sich in einem Themenbereich als Mitglied einträgt, übernimmt also ein kleines Stück Verantwortung dafür, dass sinnvolle Initiativen weiter kommen, und sinnloses Zeug so früh wie möglich aussortiert wird. Man sollte nicht in einem Themenbereich Mitglied werden, wenn man nicht regelmäßig dort vorbeischaut und konstruktive Initiativen auch voranbringt.

Auf die Themen, bei denen man sowieso aktiv ist, hat die Mitgliedschaft im Themenbereich keine Auswirkung. Man kann jederzeit auch Initiativen in anderen Bereichen unterstützen, und die Stimmen der Mitglieder zählen auch nicht irgendwie mehr, oder so.

Interesse an Themen

Anstatt für ganze Themenbereiche kann man auch bei einzelnen Themen Interesse anmelden, z.B. wenn einen der Rest des Themenbereichs nicht interessiert. Die Wirkung ist für dieses Thema identisch mit der oben beschriebenen Mitgliedschaft im Themenbereich. In den meisten Fällen meldet man das Interesse automatisch an, indem man eine Initiative (potentiell oder real) unterstützt. Auch wenn man nur eine von mehreren Alternativinitiativen unterstützt, gilt man automatisch als interessiert am gesamten Thema. Interesse anmelden, ohne Unterstützung zu erklären, bedeutet daher in den meisten Fällen, dass einem ein Thema nicht gefällt, und man nach aktuellem Stand wohl dagegen stimmen würde.

Eine Nebenwirkung des Themeninteresses ist, dass man übergeordnete Delegationen, die man u.U. am Laufen hat, für den Diskussionsprozess außer Kraft setzt. Bei der späteren Abstimmung gelten diese Delegationen aber wieder, sofern man nicht selber abstimmt.

Initiativen erstellen

Titel

Eine neue Initiative sollte einen aussagekräftigen Titel tragen. Insbesondere sollte er nicht nur ein Subjekt (z.B. "Hartz IV") enthalten, sondern auch noch mindestens ein Prädikat aus dem hervorgeht, was man denn mit dem Subjekt anstellen möchte ("erhöhen", "kürzen", "abschaffen", wasauchimmer).

Insbesondere wenn in der Folge weitere, alternative Initiativen zum selben Thema eingereicht werden, können diese ja schlecht alle "Hartz IV" heißen, sondern sollten später in der Abstimmung gut zu unterscheiden sein.

Text

Der Text der Initiative sollte, bitte, nicht unbedingt aus einem einzigen Satz bestehen, der im Zweifelsfall sogar mit dem Titel identisch ist, sondern sollte genau darlegen, was man möchte, wie man das umsetzen möchte, und vor allem mit welcher Begründung. Als Faustregel sollte man sich merken, dass umstrittene, ungewöhnliche und/oder besonders weitreichende Initiativen ausführlicher und detaillierter begründet werden müssen, als urpiratige und offensichtliche Initiativen über Themen, die an anderer Stelle bereits breit diskutiert wurden. Zumindest sollte aber erkennbar sein, dass der Initiator sich mit dem Thema beschäftigt, und nicht bloß irgendwo eine Parole aufgeschnappt hat.

Man sollte sich darüber bewusst sein, dass man evtl. in Zukunft, wenn LiquidFeedback für verbindlich erklärt wird, den Vorstand und auch alle anderen Hamburger Piraten dazu verpflichtet, den Text eines Antrags öffentlich in Interviews o.ä. zu vertreten. Der Text sollte zu diesem Zweck von einer angemessenen Qualität sein.

Regelwerk

Auch die Auswahl des geeigneten Regelwerks ist bei der Erstellung einer neuen Initiative wichtig. Z.Zt. gibt es da etwa ein halbes Dutzend Möglichkeiten, die sich aber oft nur im Zweck, nicht in den Zeiträumen unterscheiden. Normalerweise sollte man hier immer das Regelwerk Meinungsbild / Beschlussvorlage wählen. Eine solche Initiative läuft insgesamt etwa einen Monat, bis das Endergebnis feststeht. Das ist eigentlich ausreichend für die anderen Benutzer, um sich eine Meinung zu dem Thema zu bilden, und man verpasst auch nichts, wenn man sich mal ein paar Tage nicht einloggt. Das Schnellverfahren, welches nur etwa 5–6 Tage andauert, sollte man wirklich nur in besonderen Fällen verwenden, wenn Eile geboten ist. (Kurzfristige Unterstützung einer Aktion o.ä.) Ansonsten nimmt man bei nur gut einem Tag Diskussionszeit den anderen Benutzern die Möglichkeit, sich mit dem Thema angemessen zu beschäftigen.

Die Regelwerke Satzungsänderung, Programmänderung und Wahlprogramm laufen wesentlich länger, nämlich ca. drei Monate, und verlangen außerdem nach einer 2/3-Mehrheit. Diese haben aber auch nicht nur die Abstimmung über eine Sachfrage zum Ziel, sondern sollten als Ergebnis einen voll ausformulierten Text ergeben, den man so wörtlich auf einem Parteitag beschließen kann. Dabei kann es sinnvoll sein, vorher über ein Meinungsbild abzuklären, ob es überhaupt eine Mehrheit für die Idee gibt.

Eine Übersicht über die aktuell gültigen Regelwerke und die zugehörigen Zeitspannen findet man unter [1].

Betreuung der Initiative

Als Initiator sollte man seine Initiative selbstverständlich bis zum Ende betreuen. Das beinhaltet, eine funktionierende Diskussionsseite zur Verfügung zu stellen, auf dort gestellte Fragen einzugehen, und vor allem auch die Anregungen innerhalb von LiquidFeedback zu beachten. Ein Initiator, der eine Initiative aufmacht, und dann nach vier Wochen nachschaut, was daraus geworden ist, ist ein schlechter Initiator.

Anregungen

Anregungen dienen in LiquidFeedback ausschließlich dazu, Initiativen zu verbessern. Deshalb kann man auch gar keine Anregung stellen, ohne dadurch zum Unterstützer oder zumindest potentiellen Unterstützer zu werden, je nachdem, ob man die Anregung als "soll" oder "muss" deklariert. Entzieht man der Initiative diese (potentielle) Unterstützung, werden die eigenen Anregungen gleichzeitig gelöscht, denn offenbar ist man ja nicht mehr daran interessiert, die Initiative konstruktiv weiter zu entwickeln.

Dementsprechend sind Anregungen á la "Ich finde die Initiative doof, und plädiere für das genaue Gegenteil" sinnlos, denn der Antragsteller wird diese Anregung wohl kaum in seinen Text übernehmen. Wer mit einer Initiative nicht einverstanden ist, sollte also einfach bis zur Abstimmung abwarten, und dann dagegen stimmen. Wer seine Gegnerschaft schon vorher äußern, und dabei vielleicht sogar begründen will, sollte dafür die Diskussionsseite nutzen und/oder eine alternative Initiative erstellen. Auch Fragen der Art "Wie meinst du das eigentlich?" sind auf der Diskussionsseite besser aufgehoben.

Manchmal kommt einem die Idee, dass die Initiative A ja super genutzt werden könnte, um gleichzeitig B zu machen, weil beides prima zusammenpasst. Auch das sollte man im Allgemeinen nicht per Anregung äußern, denn wenn diese Anregung umgesetzt wird, und die Initiative A zur Initiative A+B wird, führt das nicht unbedingt zu einer Verbesserung des Antrags, in dem Sinne, dass man einen Text findet, der eine möglichst breite Zustimmung erfährt. Immerhin könnte es Leute geben, die zwar A gut, aber B nicht gut finden, und deren Unterstützung man dann verliert. In diesen Fällen sollte man daher eher eine ganz neue Initiative B starten, entweder parallel oder nach Abschluss von A. Selbstverständlich kann es Initiativen geben, die man wirklich nur dann unterstützen möchte, wenn gleichzeitig auch B umgesetzt wird. In diesen Fällen ist natürlich eine Anregung genau richtig.

Alternative Initiativen

Wenn man mit dem Ersteller einer Initiative gar nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommt – entweder, weil er die eigenen Anregungen partout nicht übernehmen möchte, oder weil man von vornherein eine komplett andere Meinung zu dem Thema hat – kann man eine alternative Initiative erstellen, die dann als Gegenmodell zur ursprünglichen zur Abstimmung gestellt wird. Wichtig ist hierbei zu begreifen, dass am Ende wirklich nur eine der beiden Initiativen gewinnen kann. Zusätzliche Ideen zum selben Thema sollten also auf keinen Fall als alternative Initiative eingestellt werden, sondern entweder als Anregung oder als ganz neues Thema.

Der Abstimmungszeitpunkt verlagert sich durch das Erstellen von Alternativinitiativen nicht, so dass man umso weniger Zeit zur Sammlung von Unterstützern und Verbesserung der Initiative hat, umso später man sie startet. Man sollte sich also nicht zu lange Zeit lassen, wenn man merkt, dass man mit seinen Anregungen nicht durchdringt, sondern die alternative Initiative so früh wie möglich erstellen. (Faire und höfliche Initiatoren begründen ihre Ablehnung einer Anregung zügig, z.B. auf der Diskussionsseite, damit der Anreger nicht unnötig lange auf eine Reaktion warten muss.) Allerdings sollte man sich so viel Zeit lassen, bis das Thema den Status "neu" verlassen hat, denn in diesem Stadium besteht noch die Möglichkeit, dass das Thema aus Mangel an Interesse schnell abgebrochen wird. Indem man mit einer zusätzlichen Initiative (die vielleicht sogar relativ schnell Unterstützer sammelt) die Zahl der Interessierten steigert, verhilft man ansonsten vielleicht einer Meinung, die man gar nicht mag, erst selber zu erhöhter Aufmerksamkeit und einer Abstimmung.

Die Zeitachse

Leider ist die "Zeitachse" nicht besonders achsenförmig, und man kann auch keine beliebigen Zeitabschnitte angeben, deren Ereignisse man gerne betrachten möchte, sondern bloß einzelne Tage oder die letzten 24 Stunden. Die einfachste Art der Benutzung ist also, mindestens einmal am Tag dort reinzuschauen. Wenn man mal ein paar Tage keinen Zugriff hatte, sollte man diese Tage der Reihe nach durchgehen. Auch wenn die Benutzerführung hier noch zu wünschen übrig lässt, ist es trotzdem die einfachste Möglichkeit, keine neuen Initiativen, Anregungen, Abstimmungen, etc. zu übersehen.

Später abstimmen

Der Knopf "später abstimmen" bedeutet nicht etwa, dass man selber sich irgendwie für die Abstimmung vormerken lässt, oder etwas derartiges, sondern dass man beantragt, dass der Beginn der Abstimmung für das Thema nach hinten verschoben wird, weil noch Diskussionsbedarf besteht. Wenn ausreichend Benutzer dies beantragen, werden die Zeiten automatisch entsprechend angepasst. Bei Themen, wo überhaupt keine Diskussion stattfindet, oder wo die Diskussion bereits lange vor der Abstimmung beendet ist, besteht daher überhaupt kein Grund, den Knopf zu betätigen, außer um andere Benutzer durch diese unnötige Zeitverzögerung zu verärgern.