Wachstum

Version vom 14. November 2011, 20:59 Uhr von imported>LynX (Kapitalismus in der Reichtumsfalle?)
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50px Dieser Artikel ist keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland. Hier wurde ein Essay von —lynX verfasst.

Stehplatz für Milliarden?

Wenn es nach der CDU/CSU oder FDP geht, ist Wachstum mal wieder die Lösung um allgemeinen Wohlstand zu erreichen. Dadurch, dass die Wirtschaft insgesamt mehr produziert, mehr verkauft, mehr an die immerzu wachsende Erdbevölkerung exportiert, umso mehr Geld fließt in die Staatskassen und irgendwie werden automatisch auch die Armen wieder wohlhabender.

Das mag zum Teil sogar stimmen, aber dann sollte man sich mal die Vorlesung von Dr. Albert Bartlett ansehen, ob Wachstum wirklich so ein wünschenswerter Zustand ist. Aktueller noch ist dieser Artikel, wonach wir es im Jahre 2050 selbst erleben werden:

Dem steht dieser gegenüber, welcher die reichen Gruppierungen der Erdbevölkerung in der Verantwortung sieht, nicht das Bevölkerungswachstum per se:

Der in letzterem Artikel verlinkte Bericht des Department of Economic and Social Affairs der UN aus dem Jahre 2005 bestätigt letztere Position:

Der UN-ESA rechnet mit einer Stagnierung der Erdbevölkerung irgendwo zwischen 10 und 11 Milliarden Menschen im Jahre 2200. Beim jetzigen Stand von 6,7 Milliarden bedeutet das keine weitere Verdoppelung der Menschheit. Diese Zahlen sind zwar wahrscheinlich zu optimistisch, aber dennoch scheint die Entwicklung nicht so dramatisch, wie es Professor Bartlett darstellt. In Anbetracht der Freiräume, die der Planet noch bietet, würde ich mal wagen zu schließen, dass wir geographisch betrachtet damit leben können.

Ökologisch betrachtet ist das natürlich eine große Herausforderung — Nachhaltigkeit muss so schnell wie möglich erreicht werden, wenn die Erde eine Quasiverdoppelung der Bevölkerung mit allen Wünschen an Wohlstand erreichen soll. Das Leben soll auch in Afrika und Asien lebenswert sein. Da die Beobachtung von Monbiot vermutlich zutreffend ist, dass die größten Umweltschäden von einer Minderheit an Wohlhabenden verursacht wird, ist an der Stelle drastische weltweite ökologische Politik nötig, welche sich nicht darauf beschränkt, Umweltsünder finanziell zu sanktionieren, denn genau an Geld mangelt es diesen ja offensichtlich nicht. Gewisse Arten von Schiffe, Autos, Flugzeuge, dürften gar nicht erst gebaut werden, wenn deren Nutzen in keinem Verhältnis zur Umweltbelastung — man könnte eigentlich von Weltbelastung sprechen — steht.

Gemäß UN-Bericht wird das Wachstum hauptsächlich in ärmeren Regionen stattfinden, weswegen eines Tages 90% der Bevölkerung dort leben werden, sofern die wohlhabenden Regionen der Erde ihre Immigrationsfirewalls beibehalten. Für Europa bedeutet das kurioserweise, dass die Bevölkerung stagniert und in Zukunft zurück gehen wird. Da sieht man wie realitätsfern Parteien und Politiker sind, die eine Überfremdung auf sie zukommen sehen wollen.

Wirtschaftlich betrachtet heisst das einerseits, dass Wachstum weltweit zurückgeht, da die Bevölkerung langsamer wächst als bisher, aber weiterhin stattfindet. Ganz wichtig ist dabei aber zu erkennen, dass es nicht in Europa so ist, hier ist mit schrumpfenden Märkten zu rechnen! Wenn die Politik also auf Wachstum spekuliert, rechnet sie fest damit, dass die ärmsten Bevölkerungen der Erde noch mehr Geld an die reichen Länder abtreten — etwa durch den Kauf von Autos oder Mobiltelefonen. Mehr Menschen, mehr Wünsche, mehr Export in die dritte Welt.

Politisch gesehen erscheint mir drastisches Bevölkerungswachstum eine große Gefahr für die Demokratie: Mehr Menschen, mehr Neid, mehr Ungerechtigkeit, mehr Kriminalität, mehr Wunsch nach innerer Sicherheit, Abbau der Bürgerrechte, Einschränkungen der Privatsphäre, Kriege, Rückkehr zu theokratischen und faschistischen Systemen. In Europa sollte dieser Spuk dank Bevölkerungsstagnierung eigentlich zurück gehen, aber selbst wenn die Vernunft hierzulande noch Einkehr halten wird (weswegen die Piratenpartei sich langfristig in Europa und Nordamerika auf Erfolgskurs wiederfinden sollte), ist es nicht akzeptabel den Rest der Weltbevölkerung im Regen stehen zu lassen.

Um stattdessen demokratische Entwicklungen in der Welt zu stärken, müssen wir gezielter und bewusster den Wohlstand mit den armen Regionen der Welt teilen und das Konzept der Nachhaltigkeit auch bei der Wirtschaftspolitik ankommen lassen: Die deutsche und europäische Wirtschaft muss auch als geschlossener Kreis funktionsfähig sein, und nicht vom kontinuierlichem Entstehen von Absatzmärkten in der dritten Welt abhängen.

Somit muss der Politik auf Pump und dem Lebensstil über unseren Verhältnissen Einhalt geboten werden, um einer Weltentdemokratisierung entgegen zu wirken.

Würde man zudem den Missbrauch des Schweröls global ahnden, wäre mit einem Rückgang der Globalisierung zu rechnen.

Update:

Diskussion?

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Siehe auch