Benutzer:RobertB/Matrix

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Version vom 21. März 2010, 15:46 Uhr von imported>Flobg
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Willkommen in der Wirklichkeit

Was soll man bloß wählen? Schwierige Frage, zugegeben.

Auf der einen Seite die alten, großen, lieben Parteien. Gibt man ihnen seine Stimme, geht sie bestimmt nicht verloren. Die Stimme. Sondern taucht ein im Meer der vielen Millionen Stimmen, die der jeweiligen Partei zum Sieg oder zur Großen Koalition verholfen haben werden.

Gibt man jedoch seine Stimme einer der kleinen, nicht ganz so glatten und alten Parteien, heulen sie auf. Die Meinungsmacher. Die Wahlstrategen. Die Gutmenschen. Man könne doch seine Stimme nicht einfach verschenken. Weil die bei unter 5 % sowieso nicht zähle. Man müsse doch im Großen und Ganzen denken. Und im Zweifelsfalle das kleinere Übel wählen.

Bullshit!

Denken wir doch zur Abwechslung mal ein wenig historisch. Ist etwas aus der Mode gekommen, ich weiß. Aber trotzdem oder gerade deshalb eine ähnlich scharfe Waffe wie der Humor. Nichts auf der Welt, ja, in diesem Universum, geht "sofort". Gleich. Leicht. Von allein. Auch wenn die Werbung uns da was Anderes verspricht, nämlich das Erlebnis hier und jetzt, das Ziel ohne Weg, die Frucht ohne Anstrengung, die Change ohne Gefahr.

Alle wichtigen Veränderungen gingen leise vonstatten. Ja, leise! Auch wenn die 12pxRevolutionstheorie etwas anderes behauptet. Die Dinge bereiten sich langsam, leise, mit einer gewissen nebensächlichen Unaufdringlichkeit vor. Dann macht es schon ab und an "Bumm!". Gut, aber betrachten wir das eher als Wirkung denn als Ursache.

Stellen wir uns doch mal vor, was passierte, wenn, sagen wir, 5 kleine Parteien die 5 % Marke knapp verfehlen würden. Dann haben wir es mit einem Wählerpotential von ca. 20 % zu tun. Das ist nicht wenig. Wenn dann noch die größeren kleinen Parteien, wie Grüne und FDP, zusammen vielleicht 30 % holen, sind wir schon bei der Hälfte. Und natürlich die Piraten – seien wir großzügig – und geben uns auch noch mal 7 %. Wobei man auch die nette Regelung nicht vergessen sollte, dass eine Partei mit mindestens drei Direktmandaten auch mit weniger als 5 % der Zweitstimmen gemäß 12pxdiesem Anteil Mandate erhält.

Die beiden großen Parteien fahren vielleicht ebenfalls zusammen um die 40 % ein, was, wenn die so weiter machen, gar nicht so unrealistisch ist ;-). Dann stellt sich unmittelbar die Frage: Warum sollen die beiden denn regieren, und nicht die vielen Kleinen? Mit anderne Worten: Gewisse Leute hätten ein kleines Legimitationsproblem - um es einmal vorsichtig auszudrücken.

Was bedeutete das? Nun, ganz einfach. Es würde zeigen, dass es in Deutschland eine relativ stabile Mehrheit jenseits der so genannten Volksparteien gibt. Und das wäre ein Erdrutsch. Vor allem dann, wenn den beiden Volksparteien nichts besseres einfällt als wieder einmal den postumen Wahlbetrug, der in bewährter Manier in Neusprech "Große Koalition" genannt wird, zu installieren.

Keine Stimme, die man einer Partei gibt, die die 5 % nicht schafft, ist verloren. Sondern diese Stimmen zeigen, dass es immer mehr Menschen gibt, die den Schlaf der Vernunft nicht mehr mitschlafen wollen, die aufgewacht sind.

Und das wäre doch mal ein wunderbares Ergebnis eines Wahlkampfes.


17. Sept. 09