Konzeptidee zur Kulturflatrate: Downloadportal

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Konzeptvorschlag für eine Pragmatische Umsetzung der Kulturflatrate

Dies ist mein Konzeptvorschlag für eine pragmatische Umsetzung der Kulturflatrate, sehr ähnlich dem Vorschlag von Pixel83: Kulturflatrate mit manueller Verteilung.

Ich bin zwar (noch) kein Pirat, möchte mich hiermit aber gerne beteiligen und werfe einfach mal etwas in die Diskussion. Vielleicht mag der eine oder andere etwas davon aufgreifen und verwerten.

Dies ist ist ein Vorschlag der pragmatischeren Art, der die eher abstrakte Idee der Kulturflatrate versucht umzusetzen, sogar ohne neue Gesetze einzuführen. Wir wollen schließlich Bürokratie abbauen.


Überblick

  • Ein neues Downloadportal/Flatrateportal soll sämtliche Kulturhappen zum Download anbieten.
  • Kulturhappen sind: Musik, Texte, Filme, Fernsehbeiträge, Bilder
  • Konsumenten zahlen beispielsweise 5€/Monat für die Nutzung.
  • Es gibt eine neue Lizenz, unter der Künstler ihre Werke in dieses Portal einstellen können.
  • Die Geldverteilung geschieht nach Downloadzahlen und wird z.B. bei Musik nach Songlänge gewichtet.


Das Portal

  • Soll so simpel wie möglich zu bedienen sein.
  • Soll hohe Downloadraten ermöglichen.
  • Nutzer registrieren sich und können es nach Zahlung (Weiteres zur Zahlung weiter unten) unbeschränkt verwenden.
  • Künstler stellen Werke dort ein und erhalten ihre Vergütung, auch hier möglichst simpel gehalten, damit die Künstler damit klar kommen.
  • Soll Tauschbörsen überflüssig machen weil besser.
  • Bietet ein Interface nach außen, damit man die Inhalte überall auf eigenen Webseiten einbinden kann. Aber nur Zahlende können die Inhalte sehen, Nichtzahlende sehen stattdessen Platzhalter ("Gib mir 5, sieh alles!").
  • Das Portal bietet KEINE Möglichkeit, Profilseiten oder ähnliches einzurichten. Das sollen die Künstler woanders machen.
  • Das Portal soll eher wie eine durchsuchbare Datenbank wirken, also auch ohne nutzerdefinierte Playlists und ähnlichen Schnickschnack. Die verfälschen die Downloadzahlen. So verhindert das Rickrolls und ähnliche Phänomene zum Teil.

Zahlung der Flatrate

  • Abo beim DSL-Anbieter
  • Coderubbelkarten an der Tankstelle/Kiosk
  • Natürlich Kreditkarte etc.
  • Vielleicht auf bestimmte Medienarten beschränkte Flatrate (2,50 Euro für Musik und Film)


Wenn man kein Nutzer der Flat ist

  • 1 Tag gratis nach Kauf einer DVD (Kassenzettelcode, Beileger in der Hülle)
  • Freidownload des Films nach Kinobesuch, sobald dieser im Handel erscheint (Wieder: Code auf Kinokarte)
  • Trailer, Ausschnitte, Inhaltsangaben, Vorschau etc. können auch von nichtzahlenden Nutzern abgerufen werden. So kann sich jeder ganz einfach von der Qualität überzeugen.
  • Erhöht den Bekanntheitsgrad, die Nutzer kommen mal mit dem Portal in Kontakt.

Formate

  • Egal, Hautpsache kein DRM und möglichst offene Dateiformate
  • Gute Bitraten, mehrere Auflösungen/Kompressionsstufen


Kein DRM?

Gegenargument: "Die Leute zahlen nicht und kopieren munter von ihren Freunden."

Gegen-Gegenargumente: "5 Euro sind nicht viel, das Portal bietet echten Mehrwert gegenüber Tauschbörsen, der Download geht schnell und die Qualität ist sehr hoch."

"Ach, hol dir doch einfach die Rubbelkarte. Ich habe keine Lust, Dir immer alles runterzuladen!"


Inhalte ins Portal bringen

  • Zuerst sämtliche Beiträge der Öffentlich Rechtlichen dort einstellen statt wie bisher verstreut auf deren Internetseiten und dann die GEZ-Gebühr für InternetPCs ausnahmslos streichen. Die Einnahmen werden an die ÖR genauso ausgeschüttet wie an andere Kulturschaffenden. So werden die ÖR an den Einnahmen beteiligt, selbst wenn der Nutzer keine Empfangsgeräte hat und keine GEZ bezahlt. Ich denke, das wird eher akzeptiert als Zwangs-GEZ auf Computer. So könnte ein sinnvoller Übergang zu einer GEZ-Alternative geschaffen werden.
  • Natürlich Künstler allgemein davon überzeugen, ihre Inhalte einzustellen.
  • Sobald das Portal rollt und Kunden anzieht, werden immer mehr Künstler auftauchen, der Geldpool der Flatrateeinnahmen wird sich mit der Kulturhäppchenmenge einpendeln. Mehr Nutzer, mehr Künstler.


Verteilung der Einnahmen zwischen Medienarten

  • Der Geldpool wird nach einem einfachen Verteilschlüssel auf die Medienarten verteilt. Dieser Schlüssel muss auf einen Bierdeckel passen, ist öffentlich einsehbar und wird in regelmäßigen Zeitabständen neu verhandelt.

Einfaches Beispiel: a% Musik + b% Filme + c% Texte + d% Bilder + Kosten Serverinfrastruktur + Kosten Verwaltung = 100%


Verteilung innerhalb einer Medienart

  • Strikt nach Downloadzahlen gewichtet mit Songlänge/Filmlänge.
  • Der Nutzer kann bis zu 10% seiner bezahlten Kulturflatrate beliebigen Künstlern zukommen lassen. (Nach dem Vorschlag von Pixel83)
  • Über spezielle Förderungsprozente für Newcomer, Preisträger, Kunstfilme, Sinfonieorchester kann man ja noch reden. Nur bitte keine Volksmusiker vergolden.
  • Verteilung der Gelder bis runter zu den Künstlern soll öffentlich einsehbar sein.

Vorbeugung gegen Betrug (Künstler lädt massenweise sein eigenes Zeug)

  • Entlohnung pro Song deckeln (schwierig)
  • Downloadzahlen der x% am häufigsten geladenen Songs/Filme gleichsetzen. Je höher x, desto sozialistischer ;).

Zur (imaginären) Lizenz nur ein paar Punkte

  • Alle Kulturhappen dieses Portals sollen unter einer neuartigen Lizenz speziell für dieses Portal stehen.
  • Kulturhappen, die älter als 10, 20, x Jahre sind, werden nicht mehr belohnt, sind aber weiter verfügbar. Könnte man abstufen.
  • Nach dem Tod des Künstlers verfällt der Anspruch auf Entlohnung. Kann ja gespendet werden.
  • Keine Ahnung, wie das z.B. mit den bisher üblichen Verträgen der Musikindustrie vereinbar ist. Darf ein Künstler seine Stücke zusätzlich unter einer solchen Lizenz veröffentlichen?

Schöpfungshöhe / Covers

  • Teure Produktionen sind sowieso interessanter und das schlägt sich in den Downloadzahlen nieder. Ich weiß nicht, ob man da "manuell" das Geld noch hin und herschieben sollte oder nicht.
  • Covers: Wer ein Cover aufnimmt, muss x% seiner Einnahmen an den ursprünglichen Künstler abgeben.
  • Benutzt ein Künstler 30 verschiedene Samples, dann werden die x% eben auf die 30 Urheber der Samples verteilt. Das soll im Portal direkt einsehbar sein, dann kann sich jeder davon überzeugen, ob das so korrekt ist.
  • Man könnte sich noch einige Regeln dazudenken. Aber es sollten nur so viele wie nötig sein, damit die Geldverteilung transparent und nachvollziehbar bleibt, aber die Künstler fair entlohnt werden.
  • Letztendlich darf der Download eines Songs einer kleinen lokalen Band nicht weniger wert sein als z.B. von Grönemeyer oder Rammstein.

Frei kopierbar

  • Die Kulturhappen dürfen frei kopiert werden, aber nur von zahlenden Benutzern.
  • Ganz Wichtig, Das Portal MUSS ECHTEN MEHRWERT gegenüber Tauschbörsen oder Rapidshare bieten: Qualität, Downloadgeschwindigkeit, Einfachheit, großes Angebot. Dann wird man es freiwillig nutzen wollen.
  • Eine Kontrolle von Nichtzahlenden findet nicht statt, denn die Inhalte würden sowieso in Tauschbörsen auftauchen. Wer die 5 € nicht zahlt, wird sowieso nie etwas zahlen und plagt sich lieber freiwillig mit Rapidshare und Tauschbörsen herum.
  • Wer Inhalte auf seiner eigenen Webseite einbinden will, muss das mit den im Portal angegebenen Einbindungsmöglichkeiten tun. Deshalb sollte z.B. das Einbinden von Bildern und Videos so einfach sein wie simples Verlinken. Zumindest einfacher als das Runterladen und auf den eigenen Webspace packen. Wer mag, darf gerne eigene Filmseiten bauen, soll aber die Filme entsprechend einbinden. Legales kino.to ohne überlastete Server? Möglich.

Extra für die Zeitungen

Wir wissen ja, dass die Zeitungen bald ziemlich am Ende sind und mit Onlinewerbung kaum was rauszuholen ist. Deshalb Folgendes:

  • Zeitungen können besonders hochwertige Artikel im Portal veröffentlichen.
  • Diese Artikel müssen aber nicht im Portal gelesen werden, sondern weiterhin ganz normal auf der Homepage der Zeitung.
  • Nur im Portal eingeloggte Nutzer (die die Flat bezahlen), können diese Artikel lesen.
  • So steht es der Zeitung frei, nach und nach die Artikel über das Portal zu veröffentlichen.
  • Auch für Musiker denkbar, die ihre Musik zusätzlich auf ihrer Homepage bereitstellen wollen.
  • Das Portal benötigt natürlich ein Interface für solche Sachen, damit Einbindung von Videos/Texten/Bildern leicht möglich ist (ähnlich wie mit Youtube-Videos)

Was ist z.B. mit Veranstaltungen?

  • Verwendet ein Veranstalter Kulturhappen aus dem Portal, so muss er natürlich dafür bezahlen.
  • Problem: Doppelt zahlen wegen Gema? Übergangslösung: Der Veranstalter zahlt nur dann ans Portal, wenn er ausschließlich Stücke von Künstlern aus dem Portal verwendet, die nicht bei der GEMA gemeldet sind, dafür logischerweise keine GEMA-Gebühren. Also entweder GEMA oder "Portalgebühren" zugunsten GEMA. Der Veranstalter wird sich schnell nur fürs Portal entscheiden, sofern er seinen Bedarf damit decken kann und die Gebühren niedriger sind als die der GEMA.

Gebühr für Veranstaltung im Beispiel (1000 Besucher fassende Halle, 1 Abend):

Grundbetrag = 5Euro / 30 Tage * Veranstaltungstage * 1000 mögliche Besucher

Zusätzlich x% von 1000*Eintrittspreis

Der Grundbetrag versteht sich so: Der Veranstalter zahlt 1000 Besuchern für einen Tag die Flatrate.

Schluss

Ich denke, wenn sich jemand dransetzt, ein solches Portal aufzieht und ins Rollen bringt, dass es dann ein Selbstläufer wird und somit ein Übergang zu etwas, was den Gedanken einer Kulturflatrate sehr ähnlich ist und trotzdem neben bisher üblichen Modellen funktionieren kann. Es wird eh nicht möglich sein, die GEZ, MI und GEMA von jetzt auf gleich abzuschaffen. Ich setze da eher auf ein konkurrierendes System, welches (falls es klappt) diese mit der Zeit überflüssig macht.

Außerdem benötigt man zum Betrieb eines solchen Portals nicht viel: Serverinfrastruktur und ein bisschen Verwaltung für die Einnahme und Verteilung der Gelder sowie eine neue Lizenz, die mit der Idee vereinbar ist und natürlich jede Menge Künstler. Vielleicht bekommt man einige kleine Labels für den Anfang ins Boot.

Oder man probiert das Ganze erstmal im kleinen Probebetrieb aus mit Creative Commons-Inhalten, Finanzierung per Spende. Und ab einem Stichtag muss man eben Flatrate zahlen oder Rubbelkarten kaufen. Die die gespendet haben, können das Portal noch weiter nutzen, je nach Spendenhöhe (damit die Nutzerzahlen nicht plötzlich wegbrechen). Als Anreiz zur Spende sollen die Spenden vor dem Stichtag doppelt soviel wert sein, wie der Flatratebetrag (5Euro Spende wird mit 2 Monaten Flatrate nach dem Stichtag belohnt). An die Künstler wird erst nach dem Stichtag ausgeschüttet. Wenn am Stichtag genug Nutzer mitmachen, kommen die Künstler von alleine weil es Geld bringt.

Wäre das nicht was für die Piraten? Mit eurem Ideenreichtum und eurer Unterstützerbasis könnte man sicher was erreichen. Das KnowHow ist schließlich vorhanden.


Danke fürs Lesen dieses Ideenhaufens. Ich hoffe, dass ich einige nützliche Ideen einbringen konnte.


Whynodd

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