BW:Rhetorikseminar 2009 Script

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Rhetorikseminar in Karlsruhe 2009 - Das Script

Einige kurze Worte vorweg: Das Seminar lebt von der Art und Weise wie Heiko den Vortrag gestaltet hat. Insofern kann diese Informationszusammenstellung den Besuch der Veranstaltung nicht ersetzen.

Klassifizierung der Menschen, mit denen wir als Pirat in Kontakt kommen

Was treibt den anderen an?

Wir müssen herausfinden, warum jemand z.B. am Info-Stand überhaupt mit uns sprechen möchte und was ihn dabei antreibt.

  1. Status: Ist es vielleicht "cool", bei den Piraten zu sein? Kann man damit eventuell angeben oder Leute beeindrucken? Ist er auch im sonstigen Leben eher der "BMW"-Fahrer?
  2. Sicherheit: Können die Piraten Sicherheit bieten, z.B. vor Aushorchen durch den Staat oder der Vernichtung der Existenz wegen einer fehlgeleiteten Websperre? Hierbei handelt es sich meist um einen eher überversicherten Menschen.
  3. Zugehörigkeit: Fühlt sich jemand nur im Pulk wohl und würde deshalb gern den Piraten angehören, um einfach dabei zu sein und vielleicht Freunde zu gewinnen?
  4. Selbstgerechtigkeit: Hier geht es meist um das Streitgespräch um des Streitgesprächs willen. Dieser Typus lässt sich höchstwahrscheinlich nicht überzeugen.
  5. Unabhängigkeit: Unabhängige Leute lassen sich eher weniger zu einer Mitgliedschaft hinreißen, könnten aber wohl zumindest zum Abgeben einer Stimme überzeugen lassen.

Um was für einen Typ Mensch handelt es sich?

  1. Sammler: Kommt an den Stand (möglichst unsichtbar), um sich schnell einen Flyer, Aufkleber oder sonstige Werbegeschenke zu greifen und lässt sich für gewöhnlich nicht für ein Gespräch festhalten
  2. Tester: Kann sich stundenlang unterhalten, ohne auf den Punkt zu kommen. Hier hilft es, nach 10-15 Minuten einen Festnagelungsversuch zu unternehmen.
  3. Experte: Kennt sich gut in der Materie aus, hat aber wenig Interesse an einer Diskussion darüber, da er auf der emotionalen Ebene eher nicht kompetent ist. Gegenfragen oder Nachhaken sollte nur kurz und prägnant erfolgen.
  4. Partner: Ist informiert und diskutiert auch gern darüber und ist damit natürlich ein aussichtsreicher Kandidat, um z.B. Mitglied zu werden.

Weitere Diskussionspunkte

Standpunkt / Interesse

Bei jeder Diskussion sollte man sich fragen, was das eigentliche Interesse hinter dem Standpunkt des Diskussionspartners ist. Vielleicht findet man dabei sogar Gemeinsamkeiten oder erkennt, dass die gegenwärtige Standpunktdiskussion nur ein Nebenschauplatz ist.

Bauchgefühl / Schneemann-Modell

Heiko hatte als Erläuterungsgrafik einen "Schneemann" mit kleinem Kopf und großen Bauch gezeichnet und erläuterte daran ein grundlegendes Problem der Piraten: Wir sind alle ziemlich kopfgesteuerte Leute, die versuchen, alles über die fachliche Ebene zu begründen (Domain-Name-Server, Zensur-Infrastruktur). Damit kommen wir bei der Mehrheit der Bevölkerung aber gar nicht an, da die meisten bei Themen, die sie nicht wirklich verstehen, aus dem Bauch heraus entscheiden. Die anderen Parteien wissen das und nutzen das mit entsprechend aufpolierten Worthülsen aus.

Weitere Tricks in der Diskussion

  • In schwierigen Situationen Gegenfragen stellen: z.B. Was meinen Sie damit? Das (garniert mit einer kurzen rhetorischen Pause davor) kann den Gegner eventuell verwirren. Als Beispiel diskutierten wir die letzte Frage aus der Phoenix-Talkrunde, bei der der Moderator unseren Chef Dirk Hillbrecht dazu zwingen wollte, sich über die gegenwärtigen Ermittlungen gegen Jörg Tauss zu äußern. Mit dieser simplen Gegenfrage wäre das Konzept des Moderators nicht aufgegangen und vielleicht wäre sogar die Sendezeit rechtzeitig vorüber gewesen.
  • Wir statt Du hilft zu deeskalieren. Anstatt eines "Du hast immer ..." helfen Wir-Formulierungen eine angespannte Diskussion zu deeskalieren.
  • Politiker verkomplizieren gern: "Sie haben ja gar nicht bedacht, dass ...". Damit lässt sich ein Thema beliebig aufbauschen, um von der eigentlich zu beantwortenden Kernfrage abzulenken.
  • Mit ungerechtfertigten Verallgemeinerungen etwas absurd werden lassen: "Um den Handel mit Fälschungen zu verhindern, untersagen wir den Online-Handel unserer Produkte.". Hier wird unterstellt, dass Online nur oder vorwiegend mit Fälschungen gehandelt wird. Damit führt man den Gegner aufs Glatteis, da er erstmal die Gültigkeit der Verallgemeinerung widerlegen muss.
  • Die Müntefering-Ablenkung: Das Gespräch auf ein vollkommen anderes Thema lenken, um den Fragesteller zu verwirren. "Ist das hier eigentlich Ihr Glas oder mein Glas...?"

Standardargumentationen am Info-Stand

Ich (der Navigator) hatte in der Schulung angeregt, ein Standardrepertoire von Antworten im Wiki anzulegen, um auf die gängigsten Argumente zu reagieren. Sowas gibt es aber schon: Argumentation Deshalb werde ich meine Argumente dort mit einpflegen.

Buchtips

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