NRW:LiquidFeedback Themendiskussion/81

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Das Diskussionsboard zum Thema Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn für Rettungskräfte

Mir fällt es ehrlich gesagt schwer diese Initiative in dieser Form zu unterstützen, da die aufgestellten Behauptungen nicht wirklich verifizierbar sind.

  • Der Initiator schreibt von Rettungskräften bei den Kommunen. Ich gebe hierbei zu bedenken das Angestellte im Rettungdienst der Städte/Kommunen dem TVöD (Tarifvertrag öffentlicher Dienst) unterliegen. Es also sehr wohl geregelt ist. Weiterhin sind Rettungskräfte nicht gleich Rettungskräfte. Es gibt die Sanitätshelfer, Rettungshelfer und Rettungssanitäter im ehrenamtlichen Bereich sowie die geregelte Berufsausbildung "Rettungsassistent" mit staatlich anerkannter Prüfung.
  • Viele Städte/Kommunen lagern den Rettungsdienst an Hilfsorganisationen (DRK, Malteser, Johanniter, ASB) oder an Privatunternehmen (zB Accon, Kießling, etc.) aus. Die dortigen Arbeitsverträge sind meist an den TVöD angeglichen. Bei Privatunternehmen zum Teil übertariflich.
  • Von einem Stundenlohn 1Euro/h habe ich noch nie gehört, außer im Bereich der Aufwandsentschädigung für Ehrenamtliche Kräfte.

Ich werde daher diese Initiative nicht positiv unterstützen, bevor sie auf Richtigkeit geprüft und überarbeitet worden ist. --LucaL 14:51, 4. Aug. 2010 (CEST)

Antwort von Livedeath 00:36, 6. Aug. 2010 (CEST) :

Joar, du musst es nicht unterstützen. Dies ist dein gutes Recht dazu. 1 Euro pro Stunde ist durchaus unverschämt niedrig. Aber andererseits: Ein Hauptberuflicher Rettungssanitäter verdient nicht viel. Es fängt bei durchschnittlich 1000 Euro Brutto als Berufsanfänger an, es sei denn man arbeitet bei einem Privaten Unternehmen, da können auch schon mal knapp 500 Euro Brutto herauskommen. Und da liegt der Hund begraben @LucaL.

Viele Arbeitgeber zahlen gerne so wenig wie möglich Lohn, wenn es sich einrichten lässt. Im Rettungssektor ist es stark ausgeprägt, besonders durch die Privaten Arbeitgeber, welche ungewöhnlich oft Hungerlöhne zahlen.

Ich habe mal nach 2 üblichen Berufen gegoogelt und wie die Stimmung/Meinung hierzu ist. (Diese zum Teil auf Vorurteil, oft aber auf persönliche Erfahrung beruht) Mein Fazit: Überwiegend negativ im Bezug auf Bezahlung und Aufstiegschancen. Den Unmut über die Aufstiegschancen kann man getrost ignorieren, weil höher als "Krankenwagen-Fahrer" und "Menschenleben-Retter" geht nicht. Die Stelle als Gott wurde noch nicht ausgeschrieben. ;-)

Wer schon mal ein Managementseminar besucht hat, wo das Thema Personalzufriedenheit angesprochen wurde, wird die Stimmung/Situation schnell wiedererkennen. Denn man weiß sofort: Ist das Gehalt gering, mosert (/meckert) der Angestellte öfters über Kleinigkeiten und Unwesentliches herum. Sei es die schlichte Beleuchtung auf den Toiletten, die geringe Kaffeesorten-Auswahl der Kaffeemaschine oder das nur 2-lagige Klopapier. Bekommt der Angestellte aber ein anständiges Gehalt (beispielsweise über 1500 Euro Brutto), wird er stumm und meckert nur noch über gravierende Probleme wie den dauernd defekten Drucker, der ihn in seinem Arbeitsrythmus stört und sein Arbeitspensum ruiniert.

Also ist es definitiv an der Zeit, einen gesetzlichen Mindestlohn und regelmäßige Kontrollen durchzusetzen, damit die Lebensretter eine angemessene Würdigung ihres Berufes bekommen.

Ein paar Beispiele zur Stimmung und zum Gehaltsspiegel:

http://www.gehaltsvergleich.com/vergleich-6499,bundesland,DE-NW,Nordrhein-Westfalen.html

http://www.gutefrage.net/frage/was-verdient-ein-rettungssanitaeter

Oder

http://www.google.de/search?q=verdienst+rettungssanit%E4ter

http://www.google.de/search?hl=de&safe=off&q=verdienst+rettungsassistent

Livedeath 00:36, 6. Aug. 2010 (CEST)

    • Ich habe das Gefühl, du hast meine Kritikpunkte/Fragen aus meinem Text nicht rauslesen können, daher nochmal. Wo(Ort und Arbeitgeber) verdient jemand 1€/h, bei welcher Qualifikation? Danke --LucaL 11:55, 6. Aug. 2010 (CEST)

Ich bin der Meinung, dass wir prinzipiell erst einmal über wirtschafts- und sozialpolitische Themen diskutieren sollten, bevor wir so sehr ins Detail gehen. Sinnvoller als ein Mindestlohn für bestimmte Berufsgruppen erscheint mir ein genereller Mindestlohn. Dieser sollte in meinen Augen jedoch relativ niedrig sein (etwa 5 €), um zu verhindern, dass Arbeitslose im Niedriglohnsektor überhaupt keine Beschäftigung mehr finden. Dieser Lohn muss dann natürlich subventioniert werden, z.B. durch eine Subventionierung der Sozialversicherungsbeiträge durch Steuern. Dieser Ansatz wird z.B. in Dänemark seit Jahren mit Erfolg praktiziert, die Arbeitslosenquote lag dort vor der Wirtschaftskrise bie ca. 4 %, und das bei vergleichsweise hohen Nettolöhnen. Im Allgemeinen scheint mir das dänische Modell für die Piratenpartei sehr interessant, da hier individuelle Freiheiten gewährleistet werden und trotzdem jedem Menschen ein menschenwüriges Leben garantiert wird. -- Fensterpirat 18:20, 17. Mai. 2010 (CEST)

  • Das dänische Sozialmodell unterscheidet sich noch in vielem anderen vom deutschen und das Herauspicken von Rosinen aus dem einen Modell zum Übertragen in ein anderes wird so nicht funktionieren. Die Aktivierung von Langzeitarbeitslosen ist in DK auch deshalb so erfolgreich, weil es dort viele Arbeitsplätze und teilweise Fachkräftemangel gibt. ☠ Danebod 17:47, 20. Mai 2010 (CEST)
    Nachtrag zu Dänemark: Dort gibt es meines Wissens nach keine Lohnzuschüsse für den Niedriglohnsektor. Es müssen andere Bedingungen erfüllt sein, wie Arbeitslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, Altersgrenze über 55 Jahre, Wiedereingliederung bei begrenzter Arbeitsfähigkeit und bei dauerhaft herabgesetzter Arbeitsfähigkeit sowie Frührentnern, Behinderten mit Ausbildung und erwachsenen Lehrlingen.
    Die in Dänemark seit Anfang der 90er durchgeführten Reformen werden seitdem in Deutschland immer mal wieder als lobenswertes Beispiel durch die Medien gejagt. Die Mietmäuler der Bertelsmann-Sekte und die übrigen Liberallalas erwähnen dabei immer nur Beschneidungen und verschweigen geflissentlich, dass es sich um ein viel weitergehendes Konzept handelt mit tatsächlichen Förderungen und Anreizen und nicht um ein Sozialraubmodell a la Hartz IV. Daher ist hier auch nicht bekannt, dass die Finanzierung schon seit 92 durch die Ökosteuer (CO2-afgift) stattfindet, was wiederum einen Anreiz dafür geschaffen hat, dass DK jetzt eines der weltweit führenden Länder auf dem Gebiet nachhaltiger Energieversorgung ist. Ein zusammenhängendes Gesamtkonzept also, dessen analoge Durchsetzung die Genickschuss-Liberallalas in Deutschland in Wirklichkeit überhaupt nicht wünschen. Ich habe nichts dagegen, das dänische Modell als Beispiel vorzustellen, es hat durchaus Erfolg und ist jedenfalls besser als alles was in Deutschland läuft, aber dann bitte komplett.
    Und um Missverständnissen vorzubeugen: Ich möchte dir nicht unterstellen, dass du einer dieser Liberallalas bist, du hast wie die meisten Deutschen nur das Problem, dass die verlogene "Berichterstattung" in Deutschland ein Zerrbild abliefert, das sich in den Köpfe festsetzen kann, weil kaum jemand hier Dänisch kann und sich deshalb nicht aus erster Hand informieren kann. Ich bin in Flensburg aufgewachsen und spreche fließend Dänisch. ☠ Danebod 09:54, 31. Mai 2010 (CEST)

Warum immer nur an der Oberfläche kratzen, wenn man auch mal etwas tiefer ins Detail gehen sollte, um potenzielle Unterstützer auf sich aufmerksam zu machen und bei vielen Leuten Sympathiepunkte verdienen? Wir sind im IT-Bereich auch nicht komplett in allen Themen vertreten (Bsp: Zensursula, Datenschutzbedenken gegenüber Google) und haben trotz/auch dadurch viele Sympathiepunkte geholt. Fußballspieler sind auch keine perfekten Allrounder, sie haben einige Fähigkeiten besonders Stark entwickelt und alle anderen Fähigkeiten sind nur nebenher noch vorhanden.

Zum Eintrag vom Alagos sage ich erstmal danke für den Hinweis: Falls Er/Ihr es noch nicht wusstet, die Kommunen schreiben die Versorgung durch Rettungsdienste alle paar Jahre öffentlich aus, es können sich also viele Rettungsunternehmen für den Auftrag bewerben. Da die Kommunen vom jeweiligen Bundesland gesteuert werden, kann das Land NRW sehr wohl den Kommunen vorschreiben, welche Voraussetzungen die Bewerber erfüllen müssen, um in die Kandidatenliste aufgenommen zu werden. Und als Pflichtforderung einen Mindestlohn einzutragen, dürfte nicht schwer sein. Natürlich können wir es auch über die Bundesebene versuchen. LG Livedeath 18:36, 18. Mai 2010 (CEST)

  • Vielen Dank für den Hinweis, das wusste ich tatsächlich nicht :). Dennoch denke ich, dass wir das Thema über das LiquidFeedback System vom Bund fördern sollten.

Weiter denke ich aber auch, dass wir uns eher für einen allgemeinen Mindestlohn einsetzen sollten als einseitig bestimmte Berufsgruppen zu fördern. Ich bin natürlich der Ansicht, dass Rettungskräfte aufgrund ihres enormen Einsatzes einen Mindeslohn benötigen. Dies gilt aber ebenso für diverse andere Berufsgruppen. Ich werde mich aus dem Grund am Ende wohl enthalten, warte aber erst Mal die weitere Diskussion ab. Oh es wäre nett, wenn ihr https://lqpp.de/nw/initiative/show/126.html unterstützen würdet. Ich denke, dass das Thema dort besser aufgehoben ist ;). Alagos 22:09, 18. Mai 2010 (CEST)

  • Mindestlohn als Übergeordnetes Thema zu bearbeiten halte ich auch für angebrachter, wobei ich nicht in Abrede stellen möchte, dass gerade im Bereich der Pflegetätigkeiten akuter Handlungsbedarf besteht und von daher die Initiative nicht dennoch unterstützung finden sollte. Jedoch möchte ich ergänzend zum Mindestlohn allgemein folgende Gedanken mit in diese Diskussioneinbringen. Sicherlich muss man Mindestlöhne ziemlich detailliert betrachten, aber gleichzeitig nicht zu viele wenn und aber einbauen. Es gilt z.B. zu prüfen, ob die pauschale Einführung eines Mindestlohns auch dazu führen kann, dass evtl. weniger gezahlt wird als in der jeweiligen Branche üblich. Was auf keinen Fall passieren darf ist, dass man Mindestlöhne irgendwie wieder staatlich quersubventioniert. Jede Art von Subvention ist eine Marktverzerrung und reißt nur neue Lücken auf. Das schaffen von Anreizen, wie das Gesamtkonzept Dänemark zeigt, halte ich da für einen idealeren Weg. Die Wirtschaft quasi im Sinne des Gemeinwohls zu lenken ist OK, nicht aber tote Wirtschaftszweige künstlich am Leben erhalten. Das Thema Mindenstlohn ist jedoch äußerst komplex und ich weiß daher eben nicht, ob es losgelöst von der Gesamtthemtik Sinn macht, einfach für einen Mindestlohn innerhalb einer spezielle Branche zu sein? Dabei geht es mir gar nicht so sehr darum, dass das Geld Irgendwo herkommen muss. Wichtiger ist es überhautp Leute zu finden, die bereit sind solche Jobs für so wenig Geld auszuüben. Und da liegt der Hase im Pfeffer begraben. Der Arbeitslose hat ja gar nicht die Chance zu sagen, das mache ich nicht. Sofort würde irgendetwas zur Strafe gekürzt. Das ist die eigentliche Sauerei und ist nicht anderes als moderne Sklaverei. Diese absolute Hörigkeit fängt auch schon beim normalen Angestellten an. Wenn der Arbeitsplatz z.B. schlechte Arbeitssicherheit bietet und Du als abhängig Beschäftigter kündigst, weil Du dein Leben nicht riskeren willst, dann wirst Du noch zusätzlich damit bestraft, in dem Du kein Arbeitlosengeld bekommst. D.h. das ganze Arbeitsrecht ist doch per se so ausgelegt, dass man nicht wirklich im Sinne einer menschenwürdigen Beschäftigung interessiert ist. Hier ist der Hebel, an dem man ansetzen muss. Jede Arbeit, ob Toilettenfrau, Krankenpfleger, etc. muss mindestens so viel Lohn bieten, dass man davon menschenwürdig leben kann. Stellt euch mal vor es gäbe kein Toilettenpersonal? Stellt euch mal vor es gäbe keine Rettungssanitäter? Warum sind der Gesellschaft diese essentiellen Tätigkeiten so wenig wert? Auf der anderen Seite verdienen die jenigen, die ein paar Aktionpapiere hin- und herschieben unverschämt zu viel. Und jetzt schließt sich ansatzweise der Kreis. Wir müssen nämlich nicht den Mondestlohn thematisieren, sondern den gerechten Lohn. Und gerechter Lohn kann erst dann entstehen, wenn u.a. Geld nicht mehr einfach so Geld erwirtschaften kann. Nur wertschöpfige Arbeiten dürfen Geld erbringen. Aber von diesem System sind wir ganz weit weg und daher frage ich mich halt, ob wir mit einer losgelösten Forderung von Mindestlohn nicht besser sind als die etablierten Parteien und Gewerkschaften? Die Letzteren haben übrigens durch die prozentualen Lohnerhöhngen mit dazu beigetragen, dass die Lohnschere immer weiter auseinander gegangen ist und damit bestimmte handwerkliche Berufe einfach unattraktiver geworden sind. Lohnerhöhungen um einen festen Betrag wäre meiner Meinung nach wesentlich gerechter gewesen. Wie ihr an meinem Beitrag seht kann man in diesem Themenfeld sehr weitreichend diskutieren. Mittelfristig muss die Piratenpartei hier sicherlich ein eigenes Gesamtkonzept erarbeiten, dass den Ansprüchen und Leitmotiven der Partei gänzlich gerecht wird. -- Stadtpirat 13:33, 8. Jul. 2010 (CEST)

Gibt es eine Quelle für die Behauptung, Rettungsdienstler würden für einen oder zwei Euro arbeiten? Ein solcher Lohn ist auf jeden Fall sittenwidrig und ein Anlass für eine Strafanzeige wegen Lohnwucher. ☠ Danebod 17:47, 20. Mai 2010 (CEST)

  • Ja, die Quellen und entsprechenden belastbaren Arbeitsverträge kenne ich aus meinem persönlichen Umfeld. Aber ich glaube nicht daran, dass ein solcher Lohn sittenwidrig oder Strananzeigwürdig ist. Sonst hätte es schon viel mehr Klagen wegen solch niedrigen Vergütungen gegeben. LG Livedeath 22:49, 30. Mai 2010 (CEST)
    • Das hat nichts mit Glauben zu tun oder bist du bei der Kirche beschäftigt? Die Betroffenen müssen klagen, denn wo kein Kläger, ist kein Richter. Ohne Klage geht's natürlich so weiter. Nach Gesetz und Rechtsprechung sind derart niedrige Löhne nicht nur sittenwidrig, sondern auch strafrechtlich relevanter Lohnwucher. Und möglichst schnell klagen, denn Nachzahlungen gibt es nur für das letzte halbe Jahr vor Klagererhebung.
      Unabhängig davon brauchen wir natürlich generell Mindestlöhne. ☠ Danebod 08:56, 31. Mai 2010 (CEST)
    • Bitte, sachliche Diskussion. "Die Quellen kenne ich aus persönlichem Umfeld" ist keine Quellenangabe. Kann jemand Verträge etc. veröffentlichen?
      Und 2.: Warum wollen wir einen Mindestlohn? Wir leben in einer Marktwirtschaft, und eine Marktwirtschaft erzielt in der Theorie die besten Ergebnisse für alle. Um das zu erreichen, müssen aber die Bedingungen eines effizienten Marktes erfüllt sein. Bei einem Stundenlohn von 2 Euro gehe ich mal nicht von einem effizientem Markt aus. Wäre es da nicht sinnvoller, die Marktineffizienzen zu beseitigen, statt an den Symptomen herumzudoktern? MeisterAsrael 14:51 ,02.06 2010 (CEST)
    • Ich glaube du sprichst bei den Vergütungssätzen von den Ehrenamtlichen, die nur teilweise im Dienst sind. Frank