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Benutzer:Miriam/Liquid Democracy

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Liquid Democray

Liquid Democracy vereint in sich Elemente der repräsentativen und der direkten Demokratie. Jeder kann selbst entscheiden, ob er sich direkt aktiv an einem Sachverhalt beteiligen will oder mittels Delegation indirekt aktiv. Eigene Aktivitäten heben Delegationen auf, so dass man jederzeit die Möglichkeit hat, sich selbst zu beteiligen oder Delegationen neu zu vergeben, aufzuheben. Dieses System wird im allgemeinen als Delegates Voting bezeichnet.

Ich schreibe in meinem Blog sehr viel über Liquid Democracy, Partizipation, Demokratie etc., aber vieles ist einfach zu ausführlich und zu umfassend, um sich kurz zu informieren. Daher dachte ich mir ich lege diese Seite an, quasi eine Zusammenfassung.

Gerne übernehme ich Erweiterungen und diskutiere auch mit euch über meine Ansichten, ob nun hier oder im Blog, bitte bei Anmerkungen, Fragen, Ergänzungen etc. pp. die Diskussionsseite nutzen - Vielen Dank!

Definition

Ich habe keine bessere gefunden, die alle Elemente berücksichtigt und doch weitgehend neutral gehalten ist, als die des Interaktiven Demokratie e.V. Berlin, sie sagt alles aus, was man wissen sollte und das in relativ kurzem Text.

Merkmale

  • jeder kann selbst über die Art und Umfang der Beteiligung entscheiden
  • jede Vergabe einer Delegation ist eine Entscheidung über das eigene Stimmgewicht
  • Beteiligung erhöhen, durch Vermeidung von Überforderung und Abbau von Zugangshürden
  • verschiedene Einstiegsmöglichkeiten zur Beteiligung
  • Freiräume für Beteiligung an für einen selbst interessanten Themen schaffen, durch Delegation des Stimmgewichtes auf andere Teilnehmer
  • Arbeitsteilung der Teilnehmer untereinander, wer welche Themen bearbeitet
  • Vernetzung: gegenseitige Interaktionen, wechselnde und feste Verbindungen der Teilnehmer untereinader
  • jede Stimmgewichtsübertragung (Delegation) ist wirksam,
  • Delegationen sind mit keinen Forderungen, Aufgaben an die Delegationsempfänger verbunden
  • Vergabe einer Delegation gleicht einer Vollmacht, dass man sich mit seinem Stimmgewicht so verhalten will, wie der Delegationsempfänger
  • Vergabe einer Delegation ist eine Vertrauensentscheidung

Eigene Ansichten

  • Bevorzugung von Systemen, die eine Gleichberechtigung aller Teilnehmer untereinander sicherstellen
  • keine Begrenzung von Delegationen in der Anzahl, der Tiefe und der Art
  • Delegationsempfänger der anders abstimmt, als man es selbst getan hätte, könnte aufgrund seiner Fach- und Sozialkompetenz bzw. der intensiveren Auseinandersetzung mit dem Thema Recht haben
  • Ich halte nichts davon, dass Stimmgewicht der Teilnehmer in Abhängigkeit von der Art und dem Umfang der Beteiligung zu sehen.

Delegationen

  • bewusste Entscheidung eines Teilnehmers über sein Stimmgewicht, die in jedem Fall zu respektieren ist
  • Vergabe von Delegationen ist ein Lernprozess, Entscheidungen werden zwangsläufig aufgehoben, neue gefasst, neue Teilnehmer des Systems als Delegationsempfänger auserkoren - der Prozess ist fortlaufend und nicht endlich
  • Möglichkeit der Arbeitsteilung der Teilnehmer untereinander, sich mit den Themen intensiv zu beschäftigen, die das eigene Interesse finden, wenn andere Themen durch andere Teilnehmer besetzt werden
  • ob Delegation wegen der Fach- oder Sozialkompetenz des Delegationsempfängers getroffen werden, aus Sympathie oder andere Gründe ist zweitrangig, es ist die Entscheidung jedes Teilnehmers
  • eine Delegation ist eine Form der aktiven Beteiligung, sie setzt Handlungen und Überlegungen voraus.

Arten der Delegation bei Liquid Feedback Einsatz Piratenpartei

Themendelegation

  • Delegation für ein bestimmtes Thema in einem Themenbereich
  • solange gültig, soweit man sich nicht selbst beteiligt, bis das Thema beendet, das heißt die Abstimmung abgeschlossen oder das Thema wegen unerreichten Quoren abgebrochen wurde.
  • wenn man selbst Thema, Alternative, Anregung unterstützt oder schreibt, wird die Delegation bis zur Abstimmungsphase ausgesetzt.
  • Themendelegationen haben eine unterschiedliche Dauer, die Dauer richtet sich nach der direkten Aktivität der Delegationsgeber
  • Beispiele der Vergabe:
    • man kennt den Delegationsempfänger,
    • kennt seine Sachkenntnis bzw. soziale Kompetenz.
    • vergibt die Delegation an die oder einen Verfasser der Initiative oder einen Verfasser oder Unterstützer einer Anregung.
    • vergibt Delegationen an Themenbereichs-Mitglieder, selbst wenn diese sich noch nicht direkt an der Initiative beteiligt haben.


Themenbereichsdelegation

  • Delegation über ein bestimmtes Sachgebiet oder mehrere für das ein Themenbereich eingerichtet wurde
  • solange gültig, wie der Themenbereich existiert oder man selbst Nutzer der Plattform ist, es sei den die Frist zur aktiven Anmeldung (momentan 180 Tage) ist überschritten
  • wenn man selbst Thema, Alternative, Anregung unterstützt oder schreibt, wird die Delegation bis zur Abstimmungsphase ausgesetzt.
  • Wenn man selbst ein Thema eröffnet, wir die Themenbereichsdelegation bis zur Abstimmungsphase ausgesetzt
  • Beispiele der Vergabe
    • Sachgebiete, bei denen andere Teilnehmer sich mehr als man selbst direkt aktiv beteiligen
    • Sachgebiete, bei denen man selbst unsicher ist
    • Teilnehmer, die durch Aktivität im Themenbereich auffallen
    • man kennt den Delegationsempfänger,
    • kennt seine Sachkenntnis bzw. soziale Kompetenz.
    • Netz für das Stimmgewicht, wenn man selbst vergisst, aktiv bei einem Thema zu werden
    • Netz für das Stimmgewicht, wenn der Delegationsempfänger bei Themendelegation nicht aktiv wird

Globale Delegationen

  • erstreckt sich auf alle Bereiche, in denen man selbst aktiv werden kann.
  • Man vergibt diese Delegation an einen Teilnehmer des Systems, diese besitzt ihre Gültigkeit, solange man selbst Nutzer der Plattform ist bzw. sich innerhalb von 180 Tagen mindestens einmal angemeldet hat.
  • wird durch direkt aktive Themenbereichsdelegationen, durch direkt aktive Themendelegationen unterbrochen, wie auch durch die eigene direkte Aktivität.
  • globale Delegationen werden oftmals kritisiert als Entscheidung des Teilnehmers über sein Stimmgewicht nicht akzeptiert
    • dabei wird vergessen, dass technische Systeme keine Erfüllungsmaschinen unserer Erwartungen an andere sind und soziale Konflikte nicht technisch gelöst werden können.
  • für Teilnehmer mitunter das doppelte Netz, Einfluss des eigenen Stimmgewichts auf eine Entscheidung zu erlangen, wenn man selbst nicht aktiv ist, keine Themen- oder Themenbereichsdelegation vergeben hat bzw. diese nicht aktiv werden.

Teilnehmer, die mehr als ein Stimmgewicht auf sich vereinigen

  • Jeder Teilnehmer ist gleichberechtigt im System, die Gleichberechtigung schließt sowohl ein, eine Delegation vergeben zu können, als auch an eine beliebige Person diese zu vergeben zu können.
  • Jede Begrenzung der delegierten Stimmgewichte bei einem Teilnehmer macht dieses Prinzip zu nichte, da den Teilnehmern bei Wirksamkeit nur ein eingeschränkter Anteil von Delegationsempfängern zur Verfügung steht. Die bewusst getroffene Entscheidung, auf einen bestimmten Teilnehmer delegieren zu können, kann dann nicht umgesetzt werden.
  • Anzahl der Delegationen ändert sich vom Anfang einer Initiative hat bzw. im Verlaufe der Initiative bis zum Abschluss der Abstimmphase durch direkte und indirekte Aktivität anderer Teilnehmer.
  • Delegationsempfänger haben keine Kenntnis von der Aktivität der Deleagationsgeber in der Abstimmungsphase, sie wissen nicht wie viele Delegationen sie zum Schluss der Abstimmungsphase auf sich vereinen, diese Anzahl ist stetig veränderlich.

Liquid Democracy und repräsentative Demokratie

Ausführlich im Blogbeitrag Delegationen Liquid Democracy im Vergleich zur repräsentativen Demokratie behandelt, zu jedem der nachfolgenden Punkte eine Erklärung und zum Schluss Zusammenfassung.

  • Delegierte in der repräsentativen Demokratie haben den Auftrag der Interessenvertretung, Information und Erfüllung von Aufgaben, davon ist ihre Wiederwahl abhängig.

Unterschiede Liquid Democracy

  • Es findet keine Wahl statt, sondern es erfolgt eine Übertragung des eigenen Stimmgewichts.
  • Die Delegationen sind auf den gleichen Ebene wirksam, auf der die Stimmberechtigten sich direkt an Entscheidungsprozessen beteiligen kann.
  • Das Stimmgewicht ändert sich nicht durch den Akt der Delegation, sondern jede Delegation addiert sich zu der eigenen bzw. weiteren bereits vorhandenen hinzu.
  • Delegationen werden direkt vom Stimmberechtigten erteilt, sie erfolgen nicht durch eine Gruppenentscheidung.
  • Delegationen haben keine Aufgabenerfüllung als Hintergrund, sondern die Delegierenden möchten das ihr Stimmgewicht wie das des Delegationsempfängers verwendet wird.
  • Es werden bei der Aufgabenerfüllung nicht die Interessen und die Ansichten der delegierenden Teilnehmer verfolgt, der Delegationsempfänger verfolgt weiterhin eigene Interessen.
  • Der Zeitraum der Delegation ist unbestimmt, die Delegation kann kurzfristig ebenso erteilt wie auch kurzfristig zurückgezogen werden. Ebenso können die Delegationen langfristig erteilt werden, es ist in jedem Fall die Entscheidung des Delegierenden.
  • Die Erteilung der Delegation hindert den Teilnehmer nicht daran, selbst am Entscheidungsprozess aktiv zu werden, mit seiner Aktivität wird die Delegation ausgesetzt.
  • Aufgrund der jederzeit zu ändernden Delegation und der Möglichkeit, dass Delegierende sich selbst direkt aktiv jederzeit am Entscheidungsprozess beteiligen können, ist dem Delegationsempfänger am Anfang und im Verlauf der Abstimmung bis zur letzten Sekunde der Abstimmung nicht bekannt, welches Stimmgewicht er tatsächlich auf sich vereint.
  • Um am Entscheidungsprozess teilzunehmen, ist keine Delegation auf einen Vertreter erforderlich, aber hilfreich, wenn man sich mit Themen intensiver beschäftigen möchte.

Liquid Democracy und direkte Demokratie

Ausführlich im Blogbeitrag Liquid Democracy ist eine Erweiterung der Möglichkeiten der direkten Demokratiebehandelt. Liquid Democracy bietet die Möglichkeit neben der direkten aktiven Beteiligung sich indirekt über Dritte aktiv an Entscheidungsprozessen zu beteiligen und somit dem eigenen Stimmgewicht wiederum Einfluss zu verleihen.

Gemeinsamkeiten

  • alle Stimmberechtigten sind im System gleichberechtigt
  • jeder kann ein Anliegen einbringen, benötigt hierzu allerdings Unterstützer, damit es nicht untergeht bzw. festgelegte Quoren erfüllt.


Unterschiede Liquid Democracy

  • um aktiv bei einer Entscheidung teilzunehmen, kann man sowohl selbst abstimmen, sich aktiv enthalten oder für den Sachverhalt sein Stimmgewicht an einen Dritten delegieren.
  • statt sich mit vielen Themen oberflächlich zu beschäftigten, wenn man diese unterstützen möchte, kann man mittels Delegationen eine Arbeitsteilung der Stimmberechtigten untereinander herbeiführen. Im Idealfall wird dann jedes Thema intensiv von einigen Teilnehmern betreut.
  • innerhalb einer größeren Gruppe kann man in einem relativ kurzen Zeitraum mittels Delegationen bzw. eignener direkter Aktivität bewusste Entscheidungen treffen.
  • Stimmberechtigte werden mit der Teilnahme nicht überfordert, wenn sie über die Art und den Umfang der Beteiligung selbst entscheiden können, ohne dass ihr Stimmgewicht Einfluss verliert.
  • über Delegationen profitiert man selbst von der Fach- und Sozialkompetenz anderen, muss sich bei bestimmten Themen nicht intensiv belesen bzw. kann etwas mehr als andere im Hintergrund bei einer Entscheidung bleiben.
  • mit Liquid Democracy bei Nutzung von Delegated Voting kann die Beteiligung der Gruppen der Stimmberechtigten erhöht werden, die kaum oder nur zeitlich begrenzten Zugang zum verwendeten System haben.
  • durch die Arbeitsteilung bietet Liquid Democracy für jeden Stimmberechtigten mehr Möglichkeiten, sich an der Gestaltung des Themas direkt zu beteiligen, nach dem das Verfahren eröffnet wurde.
  • durch die Arbeitsteilung bietet Liquid Democracy die Möglichkeit zu einem Thema mehrere Varianten zu erarbeiten, so dass bei der Abstimmung eine echte Auswahl vorhanden ist, nicht nur eine Ja- und Nein-Entscheidung.