Benutzer:Michael Ebner/Zum Bewertungswahlverfahren in Bremen
Der Blog von Esmeralda (http://esmeralda.kennt-wayne.de/2013/dec/wie-waehlen#comments) legt nahe, dass es Gerüchte des folgenden Inhaltes gibt: Erstens werden die bösen Zungen, die behaupten, die Versammlungsleitung habe dieses Wahlsystem ersonnen, um Stefan Körner als Bundesvorsitzenden zu verhindern, ein volles Jahr lang nicht stillstehen.
Dazu möchte ich anmerken:
- Die Versammlungsleitung hat mit der Sache sehr wenig zu tun. Der Initiative dazu, auch noch ein Bewertungswahlverfahren zu ermöglichen, kommt von mir, auch wenn andere das mitgetragen haben.
- Anlass war nicht, irgendwelche Kandidaten zu verhindern, sondern die Erfahrungen der SMV-Dabatte in Neumarkt. Egal, wie man jetzt konkret zur SMV steht (auf den Videos zur SMVCon 1 und 2 kann man nachsehen, dass ich der Sache durchaus recht kritisch gegenüberstehe): Wenn eine 2/3-Mehrheit etwas im Grundsatz haben möchte, der Beschluss jedoch an Differenzen im Detail scheitert, weil durch das Wahlverfahren keine 2/3-Mehrheit zustandekommt, dann ist das Wahlverfahren ungeeignet. Und dann ist es Aufgabe der Verantwortlichen, ein geeignetes Wahlverfahren in die GO zu heben. Erschwerend kommt hinzu: In Neumarkt haben wir Dinge in drei geheimen Wahlgängen abgestimmt, was wir bei einer Bewertungswahl in einem Wahlgang hätten erledigen können.
- Der Vorwurf, ich würde mittels eines Wahlverfahrens einen Antrag oder einen Kandidaten verhindern wollen, ist unzutreffend. Der Vorwurf, ich hätte ausgerechnet Sekor verhindern wollen, ist absurd.
- Bei Betrachtung des Wahlergebnisses wird schnell die Deutlichkeit des Vorsprungs von Thorsten Wirth klar. Es spricht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass er mit jedem anderen Wahlverfahren gewählt worden wäre. (Im Gegensatz zur Wahl des PolGefs - hätte ich diese Konstellation vorher so absehen können, hätte ich die Bewertungswahl dafür vorgeschlagen.)
Ergänzend möchte ich anmerken:
- Für das Auszählungsdesaster übernehme ich ebenfalls die volle Verantwortung. Zwar hat die Auszählung etwa so lange gedauert, wie von mir prognostiziert (etwa eine halbe Stunde, im Vergleich zu etwa 15 bis 20 Minuten bei Approval), ich habe jedoch die Software so eingestellt, dass sie das Ergebnis nicht annimmt, wenn die Summe der positiven Stimmen, der Enthaltungen und der negativen Stimmen nicht gleich der abgegebenen gültigen Stimmen ist. Sobald also irgendwo dort ein Fehler gemacht wird, kann das Ergebnis nicht gemeldet werden und es muss neu gezählt werden. Teilweise wurde dann noch ein drittes Mal gezählt, und das Ergebnis kann erst dann verkündet werden, wenn wirklich alle fehlerfrei gemeldet haben. Dass fehlerhafte Wahlergebnisse massiv den Zeitplan kippen, habe ich so im Vorfeld nicht vorhergesehen - ganz klar mein Fail.
- In einigen Wahllokalen wurden auch Fehler bei den Punkten gemacht, einige Ergebnisse sind klar unplausibel (hier gab's auch noch keine Plausibilitätsprüfung). Bei der Klarheit des Ergebnisses - sowohl bei den Ja- gegen die Nein-Stimmen als auch bei den Punkten - beeinflussen diese Fehler zwar nicht das Endergebnis, sind jedoch trotzdem etwas, was sich so nicht wiederholen darf.
- Vor diesem Hintergrund kann die Entscheidung eigentlich nur lauten, dass alle Stimmzettel doppelt erfasst werden (Erst- und Zweitzählung) und beim Auftreten einer Differenz konkret nachgeprüft werden. Dieses Verfahren haben wir damals bei der AV BTW 2013 in Berlin verwendet, es lässt sich praktisch in erträglicher Zeit durchführen und es gewährleistet saubere Ergebnisse.
- Vor dem Hintergrund der in Bremen aufgetretenen Fehlerhäufigkeit muss auch Approval hinterfragt werden, ohnehin alle anderen Wahlverfahren. Solange nicht gezielt manipuliert wird, werden sich Fehler sicher auch gegenseitig ausgleichen, häufig sind auch Ergebnisse deutlich genug, so dass sie "robust" gegen eine kleinere Fehlerquote sind. Wir haben teilweise jedoch auch sehr knappe Ergebnisse, und Auszählfehler fallen bei Approval nur dann auf, wenn den Wahlhelfern sorgfältig über die Schultern geschaut wird und das Ergebnis mit den im Wiki veröffentlichten Ergebnissen abgeglichen werden (dafür veröffentlichen wir sie ja zeitnah...).