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Artikelvorschlag (Boris)

1. Ist Ihre Partei der Meinung, dass man Videospiele selbst gespielt haben muss, um sie einschätzen zu können?

Wir sehen persönliche Erfahrungen mit Videospielen als unabdingbar bei jeder Diskussion zu diesem Thema an. Um einen Einblick in die Welt der Videospiele zu gewähren, wurde von der Piratenpartei deshalb das "Treffen der Generationen" am 19.09. in Wuppertal organisiert. Neben Diskussionsrunden und Referaten wurde Nichtspielern die Möglichkeit geboten, Computerspiele auszuprobieren. Solche Treffen fördern das Verständnis und bauen Missverständnisse ab, dies sind Grundlagen, um vernünftige Entscheidungen fällen zu können.

2. Ist der deutsche Jugendschutz ausreichend?

Jugendschutz darf nicht im engen Sinn der entsprechenden Gesetze verstanden werden, sondern ist ein komplexer Themenbereich, bei dem momentan insbesondere die Umsetzung Mängel aufweist.

Die Piratenpartei sieht in Bildung und Förderung von außerschulischen Aktivitäten und aktiver Teilnahme an gesellschaftlichen Themen bessere und weitgreifendere Möglichkeiten, Jugendliche zu Selbstverantwortung und verantwortlichem Handeln anzuleiten, als im Ausbau eines restriktiven gesetzesbasierten Jugendschutzes.

Positive Ergebnisse können auch nur erzielt werden, wenn auf die Probleme der Jugend eingegangen und ein Dialog gesucht wird.

3. Was sagt Ihre Partei zum Thema Herstellungs- und Verbreitungsverbot von Videospielen?

Wir lehnen solche Vorschläge klar ab. Dazu gibt es auch eine offizielle Stellungsnahme der Partei ([1]). Neben den technischen Maßnahmen, die für die Durchsetzung eines Verbreitungsverbots nötig wären und die im Endeffekt auf Zensur herauslaufen, empfinden wir es als absolut realitätsfern, Videospiele - und damit einen nicht unbedeutenden Teil der Jugendkultur - als Sündenbock zu benutzen und dabei viel schwerwiegendere Probleme zu ignorieren.

4. Was hält Ihre Partei von der Petition gegen ein Verbot von Action-Computerspielen?

Viele Piraten haben diese Petition unterzeichnet. Sowohl dem Inhalt der Petition als auch deren Begründung stimmen wir weitgehend zu.

5. Wo beginnen für Sie so genannte "Killerspiele"?

Wir empfinden den Begriff "Killerspiele" als Schlagwort, mit dem die Politik versucht, die eigenen Vorurteile und mangelndes Wissen auf dem Bereich mit der Sorge um das Gemeinwohl zu tarnen. Die Verbindung zwischen dem Spielen von "Killerspielen" und wirklicher Aggression konnte bisher trotz vieler Studien nicht schlüssig bewiesen werden.

Genauso, wie momentan gegen "Killerspiele" argumentiert wird, könnte man auch viele andere Arten von Spielen angreifen: Ist "Monopoly" angesichts der Wirtschaftskrise moralisch noch vertretbar? Soll im Zuge des Paintballverbots weitere Spiele gesperrt werden, wie die Kinderspiele "Cowboy und Indianer", bei dem ethnische Probleme verharmlost werden, oder Schach, welches die Lösung von Konflikten mit militärischen Mitteln verherrlicht?

6. Einige unserer Leser sind volljährig und fühlen sich bevormundet, wenn Spiele extra für den deutschen Markt verändert werden müssen - manchmal soweit, dass die ursprüngliche Handlung verloren geht. Wie steht Ihre Partei zu diesem Problem?

§5 Grundgesetz besagt, dass Zensur nicht stattfindet - in Anbetracht der Entwicklungen der letzten Jahre muss man sich aber um das Wohlergehen dieses Artikels große Sorgen machen. So manchem kommt da ein mulmiges Gefühl, wenn um an unzensierte Versionen eines Computerspiels oder Films nur im Ausland zu erwerben sind. Wir stellen uns eindeutig gegen Zensur - und dazu gehört nunmal auch die Zensur von Spielen und Filmen.

Die Piratenpartei wünscht sich informierte, freie Bürger, die selbst wissen, welche Spiele, Zeitungen und Filme sie konsumieren möchten.

7. Wie will Ihre Partei in Zukunft die Medienkompetenz von Erziehungspersonen fördern?

Um Medienkompetenz zu fördern, muss zuerst der Wille dazu vorhanden sein. Dazu gehört, dass die Möglichkeiten, die vor allem das Internet bietet, auch nicht PC-affinen Bevölkerungsgruppen erklärt werden. Heutzutage wird es aber leider oftmals als ein wildes Land, dass von Kinderschändern und "Raubkopierern" besiedelt ist, dargestellt.

8. Wie steht Ihre Partei zum Zugangserschwerungsgesetz, mit dem potenziell gefährliche Webseiten gesperrt werden können?

Wir sind der Meinung, dass ein solches Gesetz das Fundament für eine Zensurinfrastruktur im Internet erschafft, ohne dabei dem eigentlichen Ziel - nämlich der Bekämpfung der Kinderpornographie - auch nur annähernd gerecht zu werden. Die Lösung "Löschen statt sperren" hat sich als deutlich effektiver herausgestellt, da alle Provider auf einen Hinweis, ihre Rechner würden für Kinderporno missbraucht, prompt reagieren und die Inhalte entfernen. Die "Sperre" lässt dagegen alle Inhalte im Netz und den Verbrechern freien Lauf - und ermöglicht gleichzeitig, in einem intransparentem Verfahren Bundesbürgern den Zugang zu irgendwie "unerwünschten" Inhalten zu blockieren.

9. Wie steht Ihre Partei zur umstrittenen Vorratsdatenspeicherung? Sehen Sie darin Risiken für die Privatsphäre der Bürger?

Die Vorratsdatenspeicherung ist eine Kriminalisierung von Bürgern und beschneidet das Recht auf Privatsphäre.

Mit Einführung der Vorratsdatenspeicherung ist es nicht mehr notwendig, Rechtsanwälte, Journalisten und Kirchenvertretern ihrer Schweigepflicht zu entbinden. Es reicht, eine Suche nach Verbindungsdaten zu diesen Berufsgruppen anzufordern, um notwendige Profile erstellen zu können.

Die Missbrauchsmöglichkeit dieser Daten ist beängstigend und läßt nur schlimmeres ahnen.

10. Bei unseren Lesern entsteht der Eindruck, dass es sich bei den genannten Problemen um einen Generationenkonflikt handelt. Wie sehen Sie das?

Natürlich gibt es Probleme, die im Rahmen eines Generationenkonflikts betrachtet werden können; aber die von uns angesprochenen Fragen gehen weit über diese hinaus. Es gibt 50-, 40- und 20-jährige Computerspieler; diejenigen, die am Anfang des Internets standen, sind eine Generation älter, als die jetzigen Jugendlichen. Und mit den Fragen um Bürgerrechte und Zensur konnten gerade viele Eltern und Großeltern der jetzigen Studenten direkte Erfahrungen sammeln.

Natürlich sind viele von uns empört, wenn eine Ministerin, die über Gesetze zum Thema Internet entscheidet, nicht weiß, was ein Browser ist; es ist aber keine Frage der Generationen - vielmehr eine Frage von allgemeiner Kompetenz und Lernwillen.

11. In den Augen vieler unserer Leser sind die Piraten eine Protestpartei. Sehen Sie das als Chance oder als Hindernis?

In der allgemeinen Auffassung ist eine Protestpartei eine Partei, die man zwar nicht ernst nimmt, aber wählt, um die etablierten Parteien zu "ärgern" oder um ihnen das Misstrauen auszusprechen. Einerseits freut uns eine solche Wahrnehmung, da auch wir selbst der heutigen Politik ein klares Misstrauensvotum aussprechen möchten. Andererseits bemühen wir uns darum, die Bedeutung unserer Ziele klarzumachen, also dieses Misstrauen konstruktiv zu begründen. Eine reine Protestpartei schlägt keinerlei Alternativen vor - wir tun es schon. Wir hoffen, klarstellen zu können, dass man uns nicht nur wählen sollte, um den Etablierten Stimmen wegzunehmen, sondern auch, damit wir unsere Ziele durchsetzen und so für einen Wandel nicht um des Wandels willen, sondern weil es ein Wandel zum Besseren ist, zu sorgen.

12. Wie stehen Sie zum Thema Urheberrecht? Was halten Sie von Raubkopien?

Das Urheberrecht sollte dazu dienen, Rechte von Urhebern zu schützen und Kultur und Innovation voranzutreiben. So wie es momentan ausgelegt ist, werden aber die Rechte von Urhebern wie Konsumenten zugunsten der großen Verwertungsunternehmen eingeschränkt und die Fortentwicklung der Kultur behindert. Außerdem werden technische Entwicklungen, anstatt sie zu jedermanns Vorteil zu nutzen, angegriffen, um veraltete Geschäftsmodelle am Leben zu erhalten.

Unsere Position zum Filesharing und "Raubkopien" ist, solange sie privat ohne kommerzielle Ziele betrieben werden, ein klares Plädoyer zur Legalisierung. Dies kann jedoch nicht ohne Rücksicht auf die Urheber geschehen, weswegen wir an der Entwicklung und Förderung von alternativen Vergütungsmodellen für Kulturschaffenden arbeiten.

13. Spezialisieren Sie sich auf Themen wie Datenschutz oder bieten Sie auch Lösungen für Arbeitsmarkt- oder Wirtschaftsprobleme?

Eine der am meisten diskutierten Themen in der Piratenpartei ist, in welchem Ausmaß wir unsere Themen erweitern sollten. In Arbeitsgruppen werden manche wirtschafts- und gesellschaftspolitische Themen bereits angegangen; ob sie aber zu offiziellen Positionen der Partei führen werden, kann nur die Parteibasis entscheiden.

Auf jeden Fall sehen wir uns nicht als "Einthemenpartei" an: Datenschutz, Bürgerrechte und die Möglichkeiten, aber auch Gefahren des digitalen Zeitalters betreffen jeden Menschen immer mehr.