AG Geldordnung und Finanzpolitik/ThemaUngleichverteilung2

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80px|Vorbemerkung Vorbemerkung:
Dies ist eine Meinung, die derzeit von dem Mitglied Patrik vertreten wird und spiegelt nur die Meinung einiger Mitglieder der Piratenpartei oder der AG Geldordnung und Finanzpolitik wider. Wer Anmerkungen/Fragen hat schreibt diese bitte auf die Vorlage:Diskussionsseite zu diesem Artikel.


Die These

Nicht wenige halten ja den Zins für die Ursache der zunehmenden Ungleichverteilung, dabei ist die Ursache viel offensichtlicher: Es ist das Geldschöpfungsprivileg in privater Hand!

Es ist doch völlig offensichtlich, dass jemand, der sich sein Geld selbst drucken kann und darf, schwerlich daran zu hindern sein wird, dieses auch hemmungslos zu tun. Solange er genügend Abnehmer findet, die ihm für sein Geld reale Güter überlassen, so lange kann sich jener immer mehr Realvermögen aneignen - im Austausch für praktisch nichts.

Die Geschäftsbanken - und damit auch ihre Eigentümer - besitzen ein solches Geldschöpfungsprivileg und natürlich nutzen sie es weidlich aus. Ist es da verwunderlich, dass sich immer mehr Realvermögen in den Händen einiger weniger "privilegierter" sammelt?

Einwendung

Man kann jetzt einwenden, dass die Geschäftsbanken nur Giralgeld schöpfen dürfen und jede Rechnung am Ende mit dem "echten" Geld, also Zentralbankgeld, begleichen müssen.

Dieses müssen sie sich ja auch beschaffen, und folglich können die Banken bzw. deren Eigentümer ja nicht hemmungslos einkaufen, weil sie immer davon ausgehen müssen, dass sie die Sichteinlagen, die sie den Käufern eingeräumt haben, auch bedienen müssen. Somit limitiere die Verfügbarkeit der Zentralbankgeldmenge letztlich doch irgendwie die Geldschöpfung und damit die Einkaufskraft der Banken bzw. deren Eigentümern.

Hört man an dieser Stelle mit den Denken auf, so erscheint alles in bester Ordnung. Man muss nun nur einen Schritt weiterdenken, um die Wirkung des Geldschöpfungsprivilegs zu verstehen, sei es mit oder ohne Zins.

Das Vorgehen

Die Bundesbank erklärt den Vorgang wie folgt:

  1. Bank B will Kunde X sein Haus für P abkaufen
  2. Kunde X willigt ein, Bank B erhält das Haus und Kunde X eine Gutschrift in Höhe von P
  3. Kunde X kauft mit dem Geld eine Dienstleistung bei Y, der sein Konto bei der Bank A hat
  4. Bank B muss jetzt an die Bank A P als Zentralbankgeld übertragen
  5. Sie muss sich also in diesem Moment refinanzieren, sprich Zentralbankgeld besorgen; das tut sie, indem sie
  • einen Kredit bei der Zentralbank aufnimmt
  • Kundeneinlagen aquiriert
  • sich Zentralbankgeld von einer anderen Bank leiht

Klingt bisher alles ganz normal und nachvollziehbar, dabei könnten einem an dieser Stelle schon die Auge aufgehen, wenn man mitdenkt. Ich will hier näher auf den dritten Fall eingehen.

Quelle: Giralgeldschöpfung (Seiten 68-72)

Vorlage:Zitat Vorlage:Zitat

Einzelbetrachtung

Stellen wir uns also vor, dass Bank B sich das Zentralbankgeld bei Bank A leiht, und Bank A in diesem Moment auch genügend Zentralbankgeld hat. Was passiert?

Nun, das selbe wie bei einem privaten Kredit; Bank A hat nun eine Forderung gegen Bank B und Bank B ein Sichtguthaben in Höhe von P. Nun überträgt Bank B das Geld zu sich, und wieder zurück zu Bank A, um die Überweisung zu tätigen.

Wie sieht die Situation jetzt also aus?

  • Am Zentralbankbestand beider Banken hat sich nichts geändert
  • Bank B besitzt nun ein Haus und hat Schulden in Höhe von P bei Bank A
  • Y hat ein Sichtguthaben bei Bank A in Höhe von P

Soweit, so gut. Wo ist jetzt das Problem? Bisher ist bilanziell keine Bank reicher geworden, es haben nur eine Menge Transaktionen stattgefunden:

  • Bank B hat jetzt zwar ein Haus, aber Schulden in gleicher Höhe bei Bank A
  • Bank A hat jetzt zwar eine Forderung gegen Bank B, aber eine Verbindlichkeit in Form eines Sichtguthabens von Y in gleicher Höhe

Nehmen wir nun an, dass Bank A und Bank B dieses Spiel nun beliebig oft wiederholen. Mal kauft Bank A etwas, mal Bank B, es geht fröhlich und in beliebiger Kombination hin und her, dass es nur so eine Freude ist. Offensichtlich werden die Realvermögen beider Banken immer weiter steigen.

Konsolidierte Betrachtung

Stellen wir uns nun vor, dass Bank A und B die selben Eigentümer haben, dann kann man die Forderungen und Verbindlichkeiten, die die Banken untereinander haben, sicherlich konsolidieren und sie verschwinden aus den Büchern - was bleibt, ist das Realvermögen auf der Aktivseite und die Sichteinlagen der Kunden auf der Passivseite. Diese Aufrechnung gegenseitiger Verbindlichkeiten ist mitnichten ein exotischer Prozesse, sondern Teil eines regelmäßigen "Clearing".

Quelle: Interbanken-Clearing

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Dass es in der Wirtschaft eine ungewöhnlich starke Konzentration gibt, ist mittlerweile sogar schon wissenschaftlich nachgewiesen worden, so dass man sich mit der konsolidierten Betrachtung durchaus ernsthaft auseinandersetzen muss.

Quelle: The network of global corporate control

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Theoretisch - so wird uns erklärt - müssen die Banken A und B immer für den Fall gewappnet sein, dass ihre Kunden ihr Geld ausbezahlt bekommen wollen oder - und das ist der Regelfall - überweisen wollen. Tatsächlich ist das aber nicht der Fall, wie sogar die Bundesbank einräumt:

Quelle: Barreserve (Seite 82)

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Der Trick

Wir erinnern uns: Bank A und Bank B gehören den selben Eigentümern, und deshalb "leihen" die Banken sich auch ohne Bedenken gerne Zentralbankgeld - in der konsolidierten Betrachtung ist das sowieso egal. Gibt es nur Bank A und Bank B, dann haben die Kunden auch keine andere Wahl, als ihr Geld wahlweise bei der einen oder anderen Bank anzulegen. Bei konsolidierter Betrachtung kriegen "die Kunden" ihr Geld aus "den Banken" also GAR NICHT raus - außer in der Form von Bargeld; aber es ist wohl nur ein rein hypothetischer Fall, dass alle Kunden gleichzeitig alle Sichtguthaben auflösen und in Bargeld ausbezahlt bekommen wollen.

Faktisch müssen die Banken bzw. deren Eigentümer also das Geld niemals auszahlen, können aber unbegrenzt Realanlagen kaufen - für nichts!

In diesem Zusammenhang muss man auch die immer wieder geäußerte Forderung nach Abschaffung des Bargeldes sehen; es geht dabei keineswegs um eine Vereinfachung des Zahlungsverkehrs und höherer Transparenz, es geht einzig und allein darum, auch dieses letzte systematische Risiko ein für alle Mal auszuschalten. Somit hätten "die Kunden" überhaupt keine Möglichkeit mehr, "den Banken" das Vertrauen und damit das Geld zu entziehen - ihr Geld wäre auf Gedeih und Verderb im Bankensystem gefangen.

Verschuldung

Aber kann das schon alles gewesen sein? Natürlich nicht, "The world is not enough!"

Es wäre doch schade, wenn sich die privaten "Gelddrucker" auf diese Weise nur einmal alles aneignen könnten. Erstens wäre das zu auffällig und zweitens nicht genug. Es gibt einen eleganten Weg dafür zu sorgen, dass dieser "unglaublich" einfache Weg der faktischen Enteignung verborgen bleibt und gleichzeitig die "privilegierten" immer mehr bekommen: die Verschuldung.

Der schleichende (Sach)Vermögenstransfer fällt weniger auf, wenn das Vermögen insgesamt wächst - auf diese Weise kann man der breiten - werktätigen - Bevölkerung eine ganze Weile vorgaukeln, dass sie einen Vermögenszuwachs hat; dass ein stetig zunehmender Teil dieses Vermögenszuwachses bei der kleinen Gruppe der "Gelddrucker" landet, fällt erst einmal nicht weiter auf.

Wie schafft man es aber, die Leute dazu zu bringen, immer mehr Sachvermögen zu erzeugen?

Kehren wir also zu X zurück, der sein Haus gegen Geld der Bank B übertragen hat; er hat das Geld für irgendetwas ausgegeben und wird jetzt feststellen, dass er doch irgendwo wohnen muss.

Nun könnte er irgendwo zur Miete wohnen, aber gehen wir mal davon aus, dass er eher der Einfamilienhaus-Typ ist; er muss sich also ein neues Haus bauen oder kaufen, dazu wird er einen Kredit aufnehmen müssen. Unterstellen wir mal, dass er das alte Haus verkauft hat, weil er endlich sein Traumhaus selbst gestalten wollte. Er baut also ein neues. Nun gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. er gerät in Liquiditätsnot und muss sein Haus der Bank überlassen, oder
  2. irgendwann werden er oder seine Erben das Haus wieder verkaufen, entweder wieder direkt an eine Bank oder an jemand anderen, der (in den allermeisten Fällen) einen Kredit aufnimmt

Auch für diesen gilt: zurück auf 1. oder 2.

Fazit

Letztlich landet so früher oder später sämtliches Sachkapital in den Händen der wenigen "privilegierten". Anders ist meines Erachtens nicht erklärbar, warum bspw. in den USA 80% des Vermögens in den Händen ganz weniger Familien liegt, die natürlich auch maßgeblich an Banken beteiligt sind.

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass auch dieser Mechanismus grundsätzlich ganz ohne Zinsen auskommt, der Zins ist also wiederum nicht ursächlich für die Ungleichverteilung, sondern wirkt auch hier lediglich als Katalysator.

Die Ungleichverteilung entsteht hier aufgrund eines mächtigen Privilegs, das wenigen in die Hand gegeben wurde. Will man diese Ursache der Ungleichverteilung beseitigen, muss also das Privileg diesem Personenkreis wieder entzogen werden.

Nachtrag

Wenn Banken ihr eigenes Geld drucken können, ist die Frage berechtigt, warum sie dennoch pleite gehen können. Das liegt daran, dass die oben skizzierten idealisierten Bedingungen in der realen Welt so nicht vollständig vorliegen. Ebenso wenig wie es in der realen Welt "den Markt" in Reinkultur gibt, existiert auch "das Kartell" (noch) nicht - zum Glück!

Nachfolgend möchte ich die wesentlichen Ursachen darstellen, warum Banken pleite gehen können:

1. Die Banken gehören (noch) nicht alle den selben Eigentümern.

Es gibt zwar bereits heute eine weitreichende Verknüpfung (siehe auch hier: Der innere Zirkel der Wirtschaft und genauer hier: The network of global corporate control) aber eben noch keine vollständige. Demnach können Banken also pleite gehen, weil sie durch den Konkurrenzkampf tatsächlich gezwungen werden, mehr Zentralbankgeld abzuführen als ihnen die Empfängerbank im Gegenzug als Kredit gewährt. Dieser sog. Interbankenmarkt ist ja nun zusammengebrochen, wie wir wissen; ein Zeichen, dass es zwischen "den Blöcken" jetzt echt um's eingemachte geht.

2. Die Eigentümer sehen ihre Banken nicht als eigenständige Aktiva, sondern nur als Mittel zum Zweck, um ihr eigenes privates Vermögen zu mehren.

Dementsprechend saugen sie die Banken systematisch aus - sei es über Boni, Dividenden, aber auch über "günstige" Transaktionen. So verkaufen Banken Aktiva, die sie als Sicherheit für ausgefallene Kredite bekommen haben, oft weit unter Marktwert. Vorgeblich, um sie schnell wieder los zu werden, weil dies nicht zum Kerngeschäft der Bank gehört.... Es wäre interessant mal zu erfahren, wer denn diese "Schnäppchen" so kauft. In Zeiten starken Wirtschaftswachstums fällt dieses parasitäre Treiben nicht weiter auf, gerät die Wirtschaft aber mal ins Stocken, wird der Vermögensverlust sichtbar und die Banken ringen ums Überleben.

3. Die Banken kauften als Aktiva nicht nur grundsolides Sachvermögen ein, sondern sind selbst dazu übergegangen, im großen Stil ihre eigenen scheinrentablen Finanzprodukte zu handeln.

Eigentlich ziemlich unlogisch, da sie ja um die tatsächliche Substanzlosigkeit ihrer Finanzprodukte wissen müssten. Ich kann es mir nur so erklären, dass sie den Markt für diese Produkte anheizen wollten und gehofft haben, netto immer noch als Gewinner im Falle des unausweichlichen Zusammenbruchs dieses Ponzi-Spiels herauszukommen; denn sie verfügen ja gegenüber dem Markt einen Wissensvorsprung: Sie wissen, was eigentlich gespielt wird und sind als Emittenten sowohl der Produkte als auch des Geldes Herr des Spiels. Wann es endet liegt in ihrer Hand. Einige haben dabei wohl schlicht ihr Blatt überreizt. Aber wofür gibt es Staaten, die auch diesen Verlust auffangen?