AG Energiepolitik/RisikoVorsorge PeakOil/Positionspapier

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Risikovorsorge gegen Peak Oil - Positionspapier

Diese Seite gibt einen LQFB-Antrag zu einem ausführlichen Positionspapier wieder. Es summiert bisherige Erkenntnisse sowie Statements verschiedener Organisatienen. Die beschriebene Position ist bisher kein Mehrheitsbeschluss der AG Energiepolitik.

Eine verkürzte Programmposition und Einzelmaßnahmen sollen in weiteren SChritten aus dem Positionspapier gebildet werden.

Positionspapier

Risikovorsorge gegen Peak Oil

Position

Wir sehen den zukünftigen Rückgang der globalen Ölförderung als ernsthaftes ökonomisches, ökologisches und sicherheitspolitisches Risiko an (01)(02)(03).

Auch wenn der Zeitpunkt eines Förderrückgangs erst nachträglich mit Sicherheit bekannt sein wird und die weitere Entwicklung nicht vorhersagbar ist, muss die Sicherung einer zukunftsfähigen Energieversorgung dieses Risiko berücksichtigen und frühzeitig sinnvolle Vorsorgemaßnahmen treffen. Hierzu ist zunächst eine umfassende Information von Bürgern und Unternehmen über die Faktenlage nötig. Die alarmierenden Unterschiede in den Prognosen der Internationalen Energieagentur, der Association for the Study of Peak Oil and Gas (04), und jener der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe(05), welche die Bundesregierung für ihre Planungen zugrunde legt, sind aktiv zu untersuchen und aufzuklären.

Zu den anzustrebenden Strategien, die mit den weiteren Zielen der Energiewende zu verzahnen sind, gehören neben einer stark beschleunigten Umstellung auf erneuerbare Energieträger gezielte Schritte, um die Abhängigkeit vom Erdöl in den Bereichen Transport und Verkehr, Gebäudeheizung, Landwirtschaft sowie chemischen Grundstoffen zu vermindern. Die Förderung erneuerbarer Energien muss dieses Ziel explizit berücksichtigen. Bei der Bewertung der Förderung von erneuerbaren Energieträgern sind die drohenden hohen Folgekosten einer unvorbereiteten dauerhaften Verknappung des Erdöls den Kosten einer verstärkten Förderung gegenüber zu stellen. Berücksichtigt werden muss auch, dass zahlreiche Überbrückungstechniken wie Gewinnung von Treibstoff aus Ölsanden, Kohleverflüssigung oder Fracking aufgrund ihrer Endlichkeit, der limitierten Produktionsraten und der ökologisch zum Teil sehr bedenklichen Folgewirkungen nur sehr begrenzt Zeit gewinnen würden. Ein umfassendes Ausweichen auf sogenanntes "unkonventionelles Erdöl" ist mit der Zielsetzung einer Verminderung der CO2-Emissionen in erträglichen Grenzen nicht zu vereinbaren.

Die Schaffung eines von fossilen Quellen weitgehend unabhängigen Energie- und Transportsystems stellt eine epochale Herausforderung dar (06)(07). Jedoch existieren eine Vielzahl von sinnvollen unterschiedlichen Ansätzen. Da außerdem die Wechselwirkungen energetischer, technischer und ökonomischer Faktoren extrem komplex sind, streben wir zur Gestaltung von Maßnahmen einen vernetzten, dezentralen Prozeß an, um die besten Antworten auf diese Herausforderung für unsere Gesellschaft zu finden und die demokratischen Grundrechte auch in ökonomischen Krisenzeiten zu sichern.

Wir schlagen eine zweckgebundene Besteuerung von Erdöl und daraus entstehenden Endprodukten wie Dieselöl, Heizöl und Benzin vor. Der so entstehende Fonds soll verwendet werden, um nachhaltige Energieträger zu fördern.

Wie die letzten Regierungen und die erfolgten Maßnahmen (Förderung alternativer Energiequellen, Anheben der Anforderungen für Wärmedämmung, Ökosteuer, Einführung von E10, Energieeinspeisegesetz und so weiter) gezeigt haben, ist es möglich die Sicherung der ökonomischen Bedürfnisse mit sinkendem Energieverbrauch (also steigender Energieproduktivität) zu ereichen (08). Diese Bemühungen zu verstärken und ihnen die notwendige Priorität einzuräumen ist das Ziel der Energiepolitik der Piratenpartei.

Eine öffentliche Subventionierung von durch Verteuerung fossiler Energieträger unwirtschaftlich werdenden Industriezweigen oder Konsumgütern, die keine langfristigen Zukunftsperspektiven erschließt, lehnen wir ab.


Anmerkungen


Weiterführende Links und LIteratur zum Thema:

  • "Peeking at Peak Oil", Buch von Kjell Aleklett und Uppsala Global Energy Systems Group, Springer New York, London
  • http://www.theoildrum.com/ "The Oil Drum is a web-based, interactive energy, peak oil and sustainability think tank and community devoted to the discussion of energy issues and their impact on society. The Oil Drum is facilitated by the Institute for the Study of Energy and Our Future, a Colorado non-profit corporation.

The site is a resource for information on many energy and sustainability topics, including peak oil, and related concepts such as oil megaprojects, Hubbert Linearization, and the Export Land Model. " (Quelle: Wikipedia)


Begründung und vorläufige Konkretisierungen

Risikovorsorge gegen fallende Ölproduktion

Angesichts begrenzter Erdölvorräte, gegenüber dem steigendem weltweitem Verbrauch stark zurückgehender Neufunde (1) und fehlender Transparenz bezüglich verbleibender Ressourcen sehen viele Experten einen Rückgang der Ölförderung zunehmend als ernstzunehmendes wirtschaftliches und sicherheitspolitisches Risiko an (2). Eine unvorbereitete Verknappung der Ölförderung würde lebenswichtige Bereiche wie Personen- und Gütertransport, Landwirtschaft, Gebäudeheizung sowie ganze Industriezweige betreffen und volkswirtschaftlich destabilisierend wirken. Zu den ökonomischen Risiken kommen außenpolitische Risiken, da die Versorgung mit Primärenergie aufgrund sinkender Ölförderung in der Nordseeregion immer stärker von Ländern wie Saudi-Arabien, Russland und Venezuela abhängt (3). Eine unvorbereitete Verknappung der Ölförderung würde auch einer wachsenden Kriegsgefahr insbesondere im Nahen Osten Vorschub leisten.

Die bisher bestehenden Pläne zu einer Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien gehen in die richtige Richtung, reichen aber bei weitem nicht aus. Zum einen produzieren die meisten erneuerbaren Energieträger Strom, während Erdöl den weit überwiegenden Teil der im Personen- und Gütertransport sowie der Landwirtschaft verwendeten Treibstoffe liefert. Zum andern sehen gängige Pläne eine weitgehende Umstellung der Energieversorgung bis 2050 vor, während durch Peak Oil bei einem sehr ungünstigem Verlauf bereits innerhalb der nächsten zehn Jahre rund 50% der Erdölversorgung - und damit rund 17 % der für Deutschland verfügbaren Primärenergie (4) - wegfallen könnten.

Langfristig sind umfassende strukturelle Veränderungen nicht vermeidbar. Weil für eine Umstellung der Energieversorgung vermutlich nicht mehr viel Zeit bleibt, können wir uns nicht auf Techniken verlassen, die real noch nicht existieren oder nicht sicher umsetzbar sind. Hinzu kommt, dass zahlreiche Überbrückungstechniken wie Gewinnung von Treibstoff aus Ölsanden, Kohleverflüssigung oder Fracking aufgrund ihrer Endlichkeit, der limitierten Kapazität und der ökologisch bedenklichen Folgewirkungen nur sehr begrenzt Zeit gewinnen würden. Einen einfachen technischen Fix der Energiegewinnung gibt es nicht (5). Daher sind Effizienzmaßnahmen und notfalls Einsparungen zugunsten besonders wichtiger Aktivitäten ein wesentlicher Teil jeder Lösungsstrategie.

Anmerkungen

  • (1) Neufunde an konventionellem Erdöl halten mit dem Verbrauch bei weitem nicht Schritt. Während die Ölfunde von etwa 55 Gb/a im Jahr 1966 auf etwa 6Gb/a im Jahr 2012 gesunken sind, stieg der weltweite Verbrauch im selben Zeitraum von rund 10Gb/a auf etwa 22Gb/a an. http://en.wikipedia.org/wiki/File:GrowingGap.jpg
  • (2) Siehe auch "Peeking at Peak Oil" von Kjell Aleklett, Uppsala Global Energy Systems Group

Zielsetzungen von Vorsorgemaßnahmen

Anmerkung: Hier soll es erst einmal um plausible Teilziele gehen, welche eine grundsätzliche Machbarkeit von Risikovorsorge begründen. Eine ausführliche Diskussion, wie sie konkret am besten zu erreichen sind, würde den Rahmen dieses Antrags sprengen!

Daher müssen Aktivitäten und Maßnahmen beschleunigt werden, welche Erdöl und damit substituierbare Energieträger wie Kohle und Erdgas einsparen und die Abhängigkeit vom Erdöl reduzieren. Die heute schon stark gestiegenen Energiepreise ermöglichen es, viele sinnvolle vorsorgende Maßnahmen kostenneutral umzusetzen. Dabei ist für eine wirkungsvolle Risikominderung eine möglichst schnelle Umstellung der genutzten Primärenergieträger essentiell. Diese darf nicht auf Kosten demokratischer Prozesse gehen. Für eine gesellschaftliche Antwort auf Peak Oil ist neben einer Erörterung der Lage eine umfassende Diskussion der möglichen Alternativen notwendig. Die Kosten einer Überreaktion aufgrund von "Falschem Alarm" oder verfrühten Maßnahmen muss in Beziehung gesetzt werden zu den wesentlich höheren Kosten (10) einer verspäteten Reaktion.

Maßnahmen sollen die folgenden Bereiche adressieren:

  • Senkung der Energiekosten von Wohnungen und Förderung bezahlbarer Gebäudeheizung (11) (12).
  • Stärkung der Möglichkeiten von Verbrauchern, ihren Lebensstil stark steigenden Energiekosten anzupassen.
  • Verbesserte Transparenz von Energiekosten bei langfristig erworbenen Gütern, wie Wohungen und Elektrogeräte.
  • Sicherstellung eines bezahlbaren Personennahverkehrs sowohl in Städten als auch ländlichen Regionen.
  • Absicherung der Nahrungsmittel-Grundversorgung durch eine soweit wie möglich erdölunabhängige Landwirtschaft.
  • Sicherstellung des Transports von Gütern.
  • Forschung an Techniken, die notfallmäßig fossile Treibstoffe ersetzen können, sowie Untersuchung ihrer Umweltfolgen.
  • Eine Absicherung der Stromerzeugung gegen Substitutionseffekte, die zu Verteuerungen oder Überlastungen führen könnten (13).
  • Eine anzustrebende Absicherung des Finanzsystems gegen eine energiebedingt dauerhaft schrumpfende wirtschaftliche Entwicklung.
  • Ersatz von Erdöl in verbreitet verwendeten industriellen Grundstoffen, insbesondere Plastikverpackungen und Düngemittel.
  • Sicherung der Voraussetzungen für die weitere Steigerung des Anteils Erneuerbarer Energien in der Stromerzeugung.
  • Ersatz energie- und rohstoffaufwendiger Verpackungen durch universelle Pfandsysteme mit kurzen Rücklaufwegen.

Eine Umwidmung von Lebensmitteln oder Ressourcen zur Lebensmittelproduktion zur Gewinnung von Treibstoff oder industriellen Grundstoffen wie z.B. Verpackungsmaterial aus Mais ist in Bekräftigung bestehender Positionen der Piraten abzulehnen. Ausnahmen sind bei Nachweis einer positiven Gesamtbilanz denkbar.

Auf internationaler Ebene bietet das Oil Depletion Protocol (auch Rimini-Protokoll) (14) einen sinnvollen Ansatz, eine Umstellung der Energieträger multilateral zu vereinbaren. Wir unterstützen seine Umsetzung. Wir befürworten international einen möglichst freien, kooperativen Austausch technischen Wissens zur gemeinsamen Lösung anstehender Probleme. Hierzu schlagen wir die Einrichtung international finanzierter Forschungseinrichtungen vor, deren Ergebnisse frei zugänglich sind.

Finanzierung der Maßnahmen

Wir schlagen zur Finanzierung eine zweckgebundene Besteuerung von Erdöl, Erdgas und Kohle und daraus entstehenden Endprodukten wie Dieselöl, Heizöl und Benzin vor. Der so entstehende Fonds soll verwendet werden, um nachhaltige Energie zu fördern, insbesondere ihre Erforschung, Umsetzung und der Aufbau der nötigen Infrastruktur.

Der Einsatz von Fördermitteln darf nicht zu einer Alimentierung von Techniken führen, die wirtschaftlich nicht mehr tragfähig sind. Mittel zur Einführung neuer Technologien sind von ihrer konkreten Umsetzung und einem wettbewerbsfähigem Angebot von Ergebnissen abhängig zu machen und anderenfalls zurückzuzahlen. Die Ergebnisse aus öffentlichen Mitteln zur Erforschung neuer Lösungen sind frei verfügbar zu machen. Jegliche Subventionen zugunsten des mit fossilen Quellen angetriebenen motorisierten Individualverkehrs sowie Steuererleichterungen beim Verbrauch fossiler Energieträger sind einzustellen. Dieser Übergang soll möglichst langfristig angekündigt erfolgen, so dass Bürger und Unternehmen entsprechend planen können.


Anmerkungen

  • (10) Siehe dazu den Hirsch Report des nordamerikanischen Department of Energy.
  • (11) Sinnvoll erscheinende konkrete Maßnahmen sind zum Beispiel forcierte Anstrengungen bei der Wärmedämmung, der Aufbau von saisonalen Wärmespeichern und Nahwärmenetzen, ein nachdrücklicher Ausbau des bereits heute streckenweise stark ausgelasteten ÖPNV, die Verwendung von emissionsarmen elektrischen Trolleybussen als Brückentechnologie, die Einrichtung von Transport- und Lieferdiensten für Haushalte ohne Auto sowie der Ausbau des elektrifizierten Güterverkehrs.
  • (12) Bei der Gebäudeheizung von Altbauten gibt es ein riesiges Einsparpotenzial an fossiler Energie: 40 % des Primärenergieverbrauchs entfällt auf Gebäudeheizung, und bis zu 90 % davon lassen sich einsparen. Wärmedämmung ist bereits gesetzlich vorgeschrieben, wird aber im Fall von Mietshäusern durch ungelöste Interessenkonflikte verschleppt. Siehe http://www.heise.de/tp/blogs/2/151822
  • (13) Nicht nur Benzin, Gas und Kohle können teurer werden, sondern auch Strom, da Strom zum Heizen mit Wärmepumpen oder Heizlüftern benutzt werden kann. Regenerativ erzeugter Strom kann und wird also Heizöl im Rahmen des wirtschaftlich Vorteilhaften substituieren. Steigt der Ölpreis stark, wird das zu Strompreissteigerungen führen, da Öl bisher eine weit größere Energiemenge stellt.

Peak Oil und Verbraucherschutz

Das Menschenbild der Piraten legt selbstverantwortliche, mündige Bürger zugrunde. Die Wahrnehmung von Selbstverantwortung setzt jedoch angemessene Information voraus. Allen Bürgern und Verbrauchern müssen die lang- und mittelfristigen Aussichten in Bezug auf die Szenarien klar und nachvollziehbar erklärt werden. Verbraucher sollen in ihren Möglichkeiten gestärkt werden, ihren Lebensstil hohen Energiepreisen anzupassen, etwa durch Erleichterung eines Wohnungswechsels zur Reduzierung von Arbeitswegen oder Heizkosten. Einer Verbesserung und Stärkung des Energieausweises für Mietwohnungen, zum Beispiel durch eine Verkützung von Kündigungsfristen bei fehlender Vorlage, kann dabei eine besondere Bedeutung zukommen.

Peak Oil und Industriepolitik

Seit den Anfängen der industriellen Revolution beruht der überwiegende Teil industrieller Aktivitäten auf fossilen Energieträgern. Das Eintreten einer Förderverknappung und resultierende Preissteigerungen werden voraussichtlich zu tiefgreifenden strukturellen Umbrüchen oder Krisen führen, insbesondere in Industriezweigen, deren Produkte bei Herstellung oder Gebrauch einen hohen Verbrauch an fossilen Energieträgern haben (30). Durch Rückwirkungen und Netzwerkeffekte werden auch davon abhängende Infrastrukturen betroffen sein (31). In Folge dieser Umbrüche wird es wahrscheinlich auch zu Verlusten von zahlreichen Arbeitsplätzen kommen. Andererseits bieten sich im internationalen Wettbewerb auch Chancen durch eine schnelle technologische Anpassung (33). Aktivitäten industrieller Verbände wie die britische "Industry Taskforce on Peak Oil and Energy Security", welche den unausweichlichen Strukturwandel unterstützen, sollen gefördert und mit umfassenden uneingeschränkten Informationen unterstützt werden (32). Finanzielle Hilfen und Ausgaben, welche eine Anpassung verzögern, ohne langfristige Perspektiven zu verbessern, sind abzulehnen, da eine Subventionierung energieintensiver Industrien und Technologien auf die Dauer nicht bezahlbar sein wird. Für Krisensitutionen sollten Pläne erstellt werden, um Unternehmen, die in Schwierigkeiten geraten, zu unterstützen. Hierbei sind auch die Unternehmen in Verantwortung zu nehmen, indem bei der Vergabe von Unterstützung frühzeitige Eigenvorsorge positiv berücksichtigt wird. Eventuelle staatliche Untersützung sollte unabhängig von der Unternehmensgröße und nach transparenten, zuvor festgelegten Kriterien vergeben werden.

Anmerkungen

  • (30) Besonders gefährdet erscheinen die Automobilindustrie, die zivile Luftfahrtindustrie, sowie die Herstellung energieintensiver Grundstoffe wie Stahl, Papier und Aluminium.
  • (31) Beispielsweise Einkaufszentren, die nur per PKW günstig zu erreichen sind.
  • (32) Beispiele wären die Initiativen des VDMA (Verein Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) oder die britische Industry Taskforce on Peak Oil and Energy Security (ITPOES) (http://europe.theoildrum.com/node/6201).


Peak Oil und Bürgerrechte

Aufgrund der ökonomischen Abhängigkeit unserer Gesellschaft von Erdöl kann aus einer Ölpreiskrise schnell eine gesellschaftliche Krise werden. Dies birgt Gefahren für die Demokratie. Akute Krisen werden aufgrund der fehlenden Zeit häufig in kleinen Führungszirkeln behandelt, welche wenig oder gar nicht demokratisch legitimiert sind. Gerade in Krisensituationen ist es jedoch wichtig, Bürgerrechte zu wahren und einen demokratischen Prozeß herzustellen, damit nicht Machtungleichgewichte und soziale Ungleichheiten in der Folge von Umbrüchen verstärkt werden. Solche Prozesse benötigen ausreichend Zeit und Vorbereitung.

Die Schaffung eines von fossilen Quellen weitgehend unabhängigen Energiesystems ist ein bisher ungelöstes Problem. Diese Herausforderung kann jedoch als Anstoß genutzt werden, die Vorteile eines dezentralen Ansatzes und eines Abbaus von Hierarchien zugunsten stark vernetzter kollektiver Lösungsfindungsprozesse zu nutzen.


Diskussion (aus Pad kopiert)

Die Formatierung ist unvollständig übernommen und besser im Pad lesbar. Kleinbuchstaben in Klammern bezeichnen Textstellen im Pad, auf die sich die Diskussion bezog.

Diskussion zum Entwurf (nicht mehr Bestandteil des Positionspapiers) Abschnitt: Position

(A) hier muß es steigende Energieproduktivität heißen (das Verhältnis von Produktion zu eingesetzter Energie steigt). Zu bedenken ist aber, dass eine Messung in Geldeinheiten notwendigerweise verzerrt ist, wenn die Geldbasis gleichzeitig mit Kreditgeld vergrößert wird, um das zu geringe Wirtschaftswachstum einstweilen auszugfleichen. Mit anderen Worten, das Wachstum könnte letztlich allein durch die Erhöhung der Menge an Kreditgeld gestützt und nicht stabil sein.

Die Formulierung "steigendes BIP" habe ich gestrichen, weil erstens eine Steigerung des Bruttosozialprodukts bisher keine ausdrückliche Zielsetzung der Piratenpartei ist, und sie zweitens im Falle einer Energiekrise auch nicht mehr unbedingt möglich ist.

(B) Nein!

¿ Bitte erläutern?


(C) (umformuliert) "Eine öffentliche Subventionierung von durch Verteuerung fossiler Energieträger negativ betroffenen Industriezweigen oder Konsumgütern, die keine langfristigen Zukunftsperspektiven erschließt, lehnen wir ab."

(und wie sollen sich die dann entwickeln?) IMHO: wenn sie keine langfristigen Zukunftsperspektiven bieten, brauchen sie sich nicht zu entwickeln)

Abschnitt: Risikovorsorge gegen fallende Ölproduktion

[a] [Ein aktuelles Paper zeigt sogar, dass Unkonventionelle Ölförderung nicht dazu beitragen kann den Peak aufzuhalten.

Bin gerade im Urlaub und habe das Zitat nicht vorliegen. Ging aber unlängst über die AG-Umwelt-Liste]

Das ist vielleicht wichtig. Bitte angeben!

Die drei wichtigsten unkonventionellen Ölförderungen Tiefseebohrungen, Ölsande und Öl/Gasschiefer sind kritisch zu sehen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsgefährdung sowohl als Risiko als auch als unvermeidliche Begleitschäden (Deep Water Horizon, Ölsande in Kanada, Ölschieferverbrennung in Estland, Hydraulic Fracturing (siehe Kontroverse in den USA "Gasland" als auch in Deutschland (vertuschte Grundwasserverseuchung mit Quecksilber und Benzol durch ExxonMobile).

Abschnitt: Vorsorgemaßnahmen

(b) [HIer sollte evtl. zunächst auf die globale Skala geschaut und das Oil Depletion Protocol [1] erwähnt werden in dessen Kontext

die konkreten Forderungen eingeordnet werden können] [Gute Idee, hab mal eingefügt.]

Die konkreten Beispiele sollen vor allem zeigen, dass es viele sinnvolle, finanzierbare und wahrscheinlich konsensfähige Maßnahmen gibt. ]
Elektro-Bikes mögen seltsam erscheinen. Sie sind sicher kein Allheilmittel, aber eine funktionierende und bezahlbare Möglichkeit, sich mit erheblich weniger Ressourcenverbrauch in einem relativ großem Radius zu bewegen.]

Das ist vollständig richtig - inhaltlich. Ich denke nur, dass es in einem Positionspapier wenig profssionell wirkt. Man öffnet da eine Menge Flanken in der Argumentation. Wenn beispielsweise jemand herausfindet, dass (als blödes Beispiel) E-Bikes schlecht für die Fruchtbarkeit sind ... dann würde das gleich als Gegenargument gegen dieses Positionspapier verwendet. Das ist so dieses typische "greife Teile an, um das Ganze zu vernichten" im Sinne von Machiavelli.


Das muss nicht sein - ein Positionspapier, so sehe ich es (siehe Entwurf II) sollte so abstrakt wie möglich die "Position" darlegen. Die Position ist ja eine grundsätzliche Meinung . und die Nennung von Beispielen hier eigentlich nicht nötig, und wie ich finde, sollte das deshalb anders dargestellt werden. Das betrifft einige der Punkte insgesamt - die ich alle richtig finde, nur eben nicht in diesem Grundsatzpapier. Das sind dann die Punkte, die angegangen werden müssen, wenn es an die Umsetzung geht.]

OK. hab ich mal gestrichen. Es ist jedoch eben auch wichtig, aufzuzeigen, dass konkret sinnvolle Maßnahmen existieren. Wie geht das am besten?

Übrigens find ich die Argumentation mit der Fruchtbarkeit mehr als hypothetisch.

Ich habe die abzustimmende Position von Begründung und Ausführungen abgetrennt, nach vorne gestellt und versucht auf das Allerwesentlichste zu konzentrieren.


(c) Es sollten nicht die Energiekosten hier genannt sein, sondern der Energieverbrauch. Förderung bezahlbarer Heizung ist eigentlich überflüssig - wer kauft schon eine zu teure Heizung ...

Wenn der Ölpreis mal um den Faktor 20 oder 50 steigt, könnte das mit der Bezahlbarkeit durchaus ein Problem werden.

(d) Genau. Über Information

(e) Interessante Idee. Ein Siegel, wie die Auszeichnung bei Kühlschränken, die die Energie in kW und in Euro pro Jahr ausweist. Und dazu ein Siegel, auf dem die kW, die insgesamt zu Herstellung des Produkts nötig sind, bilanziert und ausgewiesen sind. Bei Autoherstellern schon bekannt: VW z.B. pro Fahrzeug im Schnitt 2,55 MWh Energie. Aber das steht nur im Nachhaltigkeitsbericht, nicht auf dem Auto selbst, und gilt auch nur für das, was der Produzent selbst an Energie verbraucht. Das muss für die gesamte Kette gelten, bis zur Erzgrube.] [Ich denke da z.B. an ein Sonderkündigungsrecht bei einem unzutreffenden Energieausweis. Der Ausweis ist eine gute Idee, aber sie muß ein paar Zähne kriegen].

(f) Sicherstellung heißt ziemlich viel Ausbau. Förderung wäre realistischer? [Ist teuer aber wenn Leute nicht mehr zur Arbeit kommen und dann Stütze brauchen ist das auch nicht billig. Ist zwar radikal, ich finde aber man sollte es fordern.


(g) Risiko-Analysen in den Firmen müssen das beinhalten - die Lieferkette ist grundlegend wichtig

(h) Das ist ein Wunsch, der nicht funktioniert. Erdöl ist eine Energiequelle, das kann man nicht mal eben ersetzen. Das ist die Transformation des Systems. Notfallmäßig ist der 90 Tage-Speicher, der von der IEA weltweit verwaltet wird (in D haben wir ca 120 Tage auf Vorrat)

Eine Notfalltechnik ist zum Beispiel Kohleverflüssigung. Nicht gut, weil sie massiv CO produziert. Eventuell notwendig, weil sie essentielle Infrastrukturen bezahlbar halten kann. Eine Speicherung von Öl bzw eine Öffnung der Notfallreserven ist (abgesehen von militärsichen Konflikten) ÜBERHAUPT GAR KEINE Lösung, weil es sich nicht um eine vorübergehende Verknappung handelt und Öl immer nur teurer werden wird.Die Entnahme von Öl aus der Notfallreserve zur Senkung der Benzinpreise ist zu 500% Populismus und wird ausschließlich vor Wahlen passieren.

(i) [Das versteh ich nicht so richtig.

(k) [Ups. Ich glaube, das ist nicht möglich. Absicherung kann es da nicht geben. Jede derzeit in Arbeit befindliche Rettungsprognose basiert auf der Annahme, dass das Wachstum mindestens mit 3% weiter und durchgehend so anhalten muss. Genau das aber wird so nicht gehen. Eher wären Regelungen zu treffen, die eine "geordnete Insolvenz" des Finanzsystems ermöglichen, also einen Zahlungsverkehr für den täglichen Bedarf bereitstellen. Klingt dramatisch - aber ich glaube, das werden wir in den nächsten Jahren mal brauchen.

Ich hasse es ja, wie ein Pessimist zu reden aber ich glaube das mit dem immerwährendem Wachstum kann man, sofern man nicht sehr großes Glück hat, knicken. Und das mit den Banken haben die Isländer ja relativ gut und schön piratig abgewickelt, indem sie diee privaten Schulden der Banken haben privat sein lassen.]

Die ganze Eurorettungs- und ESM Geschichte kann man auch als Versuch sehen, eine eigentlich nur bei Wachstum funktionierende Ökonomie auch bei steigenden Energiepreisen auf Pump am Laufen zu halten. Wir befinden uns zunehmend in einer Dynamik, wo zusätzliche Ölkosten Wirtschaftswachstum von 1-2 % gleich wieder aufzehren können. Dazu kommt, dass die USA die Rolle des Dollars als Erdölwährung trotz Überschuldung erhalten wollen. Übrigens stand schon die Ölkrise von 1973 _auch_ im Zusammenhang mit dem Schritt der USA, den Dollar von der Goldbindung zu lösen: http://en.wikipedia.org/w/index.php?title=1973_oil_crisis&oldid=483799293#End_of_Bretton_Woods


(l) Die Idee zur Einführung einer Energiesteuer finde ich gut. Eine solche Steuer könnte u.N. auch Preisschwankungen ausbügeln und versuchen, stabile Bruttopreise zu erzielen. Allerdings finde ich das Thema noch zu spezielle für diesen Entwurf. Es wäre ein guter Punkt für einen gesonderten Entwurf, evtl. zu einer Verbesserung der Ökosteuer.

Den Satz zur Besteuerung der Ölkonzerne habe ich gestrichen. Die Wut auf Ölkonzerne ist zwar verbreitet und z.T. verständlich. Aber diese Konzerne haben heute nur noch auf einen sehr kleinen Teil der Ölreserven Zugriff und produzieren zwar mit Gewinnen aber auch mit sehr hohen Kosten. Peak Oil bedeutet auch, dass die Kosten der Ölproduktion sehr stark ansteigen. Ölbohrungen wie die der Deepwater Horizon sind auch im Fall eines technischen Gelingens eine kostspielige Anlegegenheit.

Das heißt übrigens auch, dass Deepwater Horizon nicht die letzte Katastrophe gewesen sein wird - Sicherheit kostet Geld und die ist bei den steigenden Kosten der Ölförderung immer schwieriger zu gewährleisten.

(m) Verpackungen sind sehr wichig, weil ohne sie Lebensmittel massenhaft verderben würden. Andererseits sind viele Verpackungen extrem energieaufwendig. Hier muss die Diskussion von Pfandsystemen weiter geführt werden.

(o) Gegen eine weitere Förderung von konventioneller Wasserstofftechnik Widerspruch: Erstens wurde die schon seit 30 Jahren gefördert und führte, von militärischen Anwendungen und Luft- und Raumfahrt abgesehen, nicht zu ökonomisch nutzbaren Ergebnissen. Zweitens ist die Speicherung von Wasserstoff aufgrund seiner sehr geringen gewichtsbezogenen Energiedichte (oder bei Kompression der sehr hohen benötigten Drücke) sehr aufwendig und unwirtschaftlich. Drittens benötigen die für die Wasserstofftechnologie notwendigen Brennstoffzellen sehr teure Katalysatoren, welche wiederum eine sehr begrenzte, nicht in großem Umfang verfügbare Ressource sind.

Die Einspeisung von aus Windenergie elektrolytische erzeugtem Wasserstoff in Erdgasnetze (Windgas) ist jedoch ein gangbarer und heute schon praktizierter Weg.

(p)

Ein weiterer Aspekt ist Kunstoffherstellung aus Holzabfällen oder z.B. Mais.

bitte unbedingt Lebensmittel zur Gewinnung von industriellen Produtions-Rohstoffen/Plastikersatz und/oder Energiegewinnung eindeutig ausschließen!!!

Full ACK, eine Produktion von Biosprit anstelle von Lebensmittel ist abzulehnen. Jedoch wurde die Produktion von Biosprit in Konkurrenz zu Lebensmittel nicht schon in früheren Positionierungen der Piraten klar abgelehnt: http://wiki.piratenpartei.de/AG_Umwelt/Pressemitteilungen#Pressemitteilung_zum_Dokumentenentwurf_einer_Rahmenregelung_f%C3%BCr_Biokraftstoffe

Wenn ja, soll das wenn überhaupt nur sehr kurz erwähnt werden, um Doppelungen zu vermeiden.

Vorschlag "Eine Umwidmung von Lebensmitteln oder Ressourcen zur Lebensmittelproduktion zur Gewinnung von Treibstoff oder industriellen Grundstoffen lehnen wir (in Erweiterung bestehender Positionen der Piraten) ab. "

(q)

"Eine mögliche Technologie, die ein weitflächiger Ersatz für Öl wäre, ist Wasserstoffgewinnung durch Solarkraft. "

Hab ich rausgenommen, weil es zu sehr in Einzelmaßnahmen geht. Wind- und Solargas ist interessant, seine umfassende Nutzung ist jedoch noch in der Diskussion. Ein technischer Aspekt ist, dass die Speicherung von reinem Wasserstoff aufwendig und teuer ist, deswegen wird es Erdgas beigemischt.

Textvorschlag: "Sicherung der Voraussetzungen für die weitere Steigerung des Anteils Erneuerbarer Energien in der Stromerzeugung."

Für einen weitflächigen Ersatz besteht bezüglich Solarenergie ebenfalls ein Problem der begrenzten Ressourcen: der Hauptbestandteil Silizium steht zwar reichlich zur Verfügung, die Dotierungsmaterialien wie z.B. Indium, Gallium, Tellur und Selen, die notwendig sind, um daraus einen Halbleiter zu machen, sind nur begrenzt vorrätig und werden laut Wikipedia [*] bei aktueller Verbrauchsrate teilweise (Indium) nur etwa bis 2025/35 reichen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Solarzelle#Materialverf.C3.BCgbarkeit

(r)

   >>> das Landratten-Pad https://landratten.piratenpad.de/themen?   hat im Untermenüpunkt "Energie" diesbezüglich bereits einige  Anregungen  und Positionierungen vorgenommen/entwickelt, bitte  vergleichen. >>> hier noch nicht zu konkret werden! es geht um eine grundsätzliche Richtungsbestimmung.

Abschnitt: Peak Oil und Bürgerrechte

Ich hab ja den Entwurf II formuliert, Hier nur als Beispiel, warum ich anders versucht habe, die Position darzulegen: Der zweite Satz hier oben ist eine reine Behauptung, die zwar in einer Diskussion so fallen kann, aber als "Position" nicht als starker Punkt diskutiert werden kann. Das ist ein im ersten Hören starker Meinungssatz - der aber bei genauerer Analyse nicht wirklich reif ist.

Es ist eine Position, aber weit mehr als eine reine Behauptung. Siehe z.,B. hier:

http://www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=2662 oder bei YouTube zu Naomi Klein, "The Shock Doctrine".

Das will ich einmal an diesem Satz etwas tiefer analysieren. Zunächst ist es in einem Positionspapier in meinen Augen besser, für etwas konkretes zu sein, als gegen etwas unkonkretes. Das ist aber hier der Fall. "Wenden uns gegen Tendenzen" - ok. Man könnte sagen: Wo ist der Feind? Wer macht die Tendenz? Es muss ja jemanden oder etwas geben, was da "tendiert". Dann die Behauptung einmal in ihre Bestandteile zerlegt: 'Es gibt Krisen, die durch Untätigkeit verursacht/provoziert werden.' Ok. Wer ist Schuld, was muss man ändern? 'Diese Krisen werden dazu genutzt, Bürgerrechte abzubauen'. Wieder dieselbe Frage dazu: Wer ist Schuld, was muss man konkret ändern? 'Es werden dazu undemokratische Entscheidungsstrukturen auf diesem Wege etabliert' Auch hier wieder die direkte Frage: Wer agiert da, was genau sind undemokratische Entscheidungsstrukturen, was muss man ändern? und schließlich: '... welche gewählte Organe aushebeln.' Ist das eine belegbare Aussage? Welche gewählten Organe sind hier gemeint, in welcher Beziehung, wer ist Schuld, was muss man ändern?

Kurz: Die Aussagen in dem zweiten Satz hier sind zwar "stark in der Meinung" - aber sollten in einem Positionspapier zu einem konkreten Thema wie Peak Oil nicht auftauchen. Man könnte diesen Satz polemisch auch als "reine Meinungsäußerung" abtun. So ein Satz würde in jeder Diskussion über die Inhalte zu diesem Papier und dieser Position sofort als erstes angegriffen werden. Und er trägt nichts dazu bei, die Positionierung zu dem Titelthema zu klären. In meinen Augen ist das nicht direkt für dieses Thema relevant, sondern eine indirekte Auswirkung, aber eher auf Organisations-Ebene, und damit eher in anderen relevanten Punkten anzubringen. Daher habe ich versucht, das anders zu formulieren im Entwurf II.]


OK. Beispiel: 1) Finanzkrise und Krise der Automobilindustrie. Maßnahme: Kurzfristig werden Subventionen für die Automobilindustrie beschlossen. 2) Euro-Krise. Maßnahme: z.T. am Parlament vorbei werden Finanzhilfen beschlossen. 3) Terroristische Angriffe auf verbündete Nationen. Maßnahme: Grundlegende Bürgerrechte werden im Rahmen eines diffusen "Kriegszustands" ausgesetzt und die Überwachung ausgeweitet. 4) Super-GAU in Fukoshima. Maßnahme: Nach jahrzehntelangen Forderungen wird die Abschaltung vieler AKW beschlossen und eine von oben nach unten durchgesetzte Energiewende verordnet. 5) Krise Kommunaler Finanzen. Maßnahme: Cross-Border Leasing-Verträge.

Wir haben es eigentlich mit einem ganzen Bündel von Krisen zu tun (die interessanterweise alle Bezüge zu einer Verknappung fossiler Energie aufweisen). Die Antwort besteht immer darin, dass man von den Personen ganz an der Spitze Lösungen erwartet. Dies erodiert jedoch die Demokratie. In letzter Konsequenz führt es in eine Art Führerstaat.

Meiner Meinung nach sollte man untersuchen, ob nicht alle diese Krisen mit einem MEHR an Demokratie besser zu bewältigen wären.

Müssen wir wohl weiter diskutieren.....

Grundsatzdiskussion

Das ist eine Grundsatzdiskussion - die hier grlaub ich fast zu weit geht. Aber ich hab grad zu dem Thema eben einen Artikel gelelsen: http://www.welt.de/debatte/kommentare/article106186079/Piraten-koennen-keine-Verantwortung-uebernehmen.html. Reine Basisdemokratie kann nicht für alles funktionieren - allein als Beispiel die Polizei, die nun mal zur Exekutive gehört. Das ist eine Aufgabe, die einmal übertragen wurde - und dann aber ohne weitere Basisdemokratie zu funktionieren hat. Eine Überwachung der Polizei ist da nicht ein Ersatz und auch nicht das selbe wie eine Basisdemokratische Polizei. Die Abstimmung vor jeder Festnahme .. wäre nicht sinnvoll.

Führerstaat ist dabei aber ein Wort, was ziemlich belegt ist, scheint mir.

Und in einem hast Du Recht: Von jemandem an der Spitze wird erwartet, dass er Lösungen hat. Stell Dir nur mal vor, die Piraten gewinnen den nächsten Wahlkampf mit 65% aller Stimmen. Dann muss einer in dieser parlamentarischen Demokratie wohl Kanzler werden. Das ist ein Haufen Verantwortung ... (aber das ist hier wirklich sehr off-topic ... eigentlich geht es ja um Peak Oil - Vorbereitung)

Ich glaube, es ist die Frage, wie transparent diese Lösungen angeboten werden.

Das, was unser "Angelaichmerkelgarnichts" da verzapft, mit ihrer "das ist jetzt aber alternativlos" - ist in meinen Augen das, was zu verbessern ist. Alternativlos ist gar nichts - außer dass wir alle sterben am Ende des Lebens. Und auch daran wird, so man hört, ja gearbeitet.

Diese scheinbare Alternativlosigkeit ist ein wichtiger Aspekt. Und ich denke die kommt auch deswegen zustande weil man vorher Krisen lange ignoriert und es dann ganz schnell gehen muss. Dann ist leider leider(TM) gar keine Zeit das alles schön demokratisch zu organisieren. Dann muss die Kanzlerin los zur XYZ-Rettung. (XYZ=Banken, Opel, Euro, ....) .

Für das Peak Oil Thema folgt, dass die Sicherung der Demokratie jetzt erfolgen muss. "Gar keine Zeit, das alles schön demokratisch zu organisieren" hatte die "Elite" angesichts der drohenden "Kommunismus-Gefahr" und den unhaltbaren Zuständen des Versailler Vertrags in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wohl aus deren Sicht auch nicht. Die Folgen undemokratischer Wege sind bekannt. Genauso die sinnlosen Versuche, auf undemokratischem Wege "Sozialismus" zu erzwingen und Wirtschaft zu planen. Genauso wie undemokratische Vorgänge der EU nur Müll produzieren, da eben kritische Einwände und widersprüchliche Interessen hier unterschiedlich viel Einfluß auf die Machteliten haben. Das einzig dringende ist eine Entschleunigung und ein gemeinsames Nachdenken, wie es weitergehen soll - angesichts der (wenn auch nicht allgemein geteilten) Erkenntnis, dass es SO nicht ewig weitergeht. Dieser künstliche Wettlauf mit sich selbst (auf den Abgrund zu), den die Menschheit derzeit betreibt ist eben nicht alternativlos. Aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht in einem ökokrisendiktatorischen Big Brother 1984 enden (für das die notwendigen Mittel und Technologien bereits existieren).

Abschnitt: Grundsatzdiskussion (ohne richtige grundsätzliche Sichtweise kann man nur blinde oder kurzsichtige Politik betreiben)

  • Fossile Brennstoffe sind die Grundlage unserer modernen Lebensweise

Fossile Brennstoffe waren und sind die Grundlage einer wachstumsorientierten Konsumgesellschaft, deren Hauptmotor Kapitalvermehrung zu einer besonders "effektiven" Ausbeutung der verfügbaren Ressourcen führt. Abgesehen von den Förder- und Transportkosten stehen sie dem fördernden Wirtschaftsteilnehmer quasi kostenlos zur Verfügung. Ohne diesen "Schmierstoff" kann eine solche Wirtschaftsform des ewigen Wachstums nicht existieren.

Hm, theoretisch müsste auch die Endlichkeit fossiler Ressourcen in den Marktpreis eingepreist sein. Stichwort http://en.wikipedia.org/wiki/Hotelling%27s_rule (Deutsch http://de.wikipedia.org/wiki/Hotelling-Regel ). Aber irgendwie funktioniert das beim Erdöl überhaupt nicht. Meiner Meinung nach deswegen, weil die Anbieter ein nicht transparentes Informationskartell bilden und die Konsumenten beim wirklichen Vorliegen der Preisinformation in großem Stil nach anderen Ressourcen suchen würden. Die Struktur ist die einer gegenseitigen Abhängigkeit, und das verhindert Transparenz. Dazu kommt eine äußerst beschämende außenpolitische Komponente: Viele Regierungen der Erdölförderländer, insbesondere Saudi-Arabien, werden von den OECDs gegen ihre eigenen Interessen und oft gegen jegliche demokratische Grundprinzipien gestützt. Das werden uns die Bevölkerungen dieser Länder früher oder später zurecht um die Ohren hauen. Es gibt keinen realistischen mittelfristig ausreichenden dauerhaften Ersatz

Sämtliche in diesem Zusammenhang genannten Substitutionen wie Biosprit, Solar, Wasserstoff und Lithiumakkumulatoren sind aufgrund von deren quantitativen und qualitativen Begrenzungen sowie zu erwartenden bzw. bereits vorhandenen Kollateralschäden zumindest nach aktuellen Stand der Forschung nicht geeignet, mehr als einen Bruchteil des aktuellen Bedarfs an fossilen Brennstoffen, insbesondere Erdöl, auf dem 97% der weltweiten Transporte basieren, zu ersetzen.

Das würde ich so noch nicht unterschreiben. Es gibt sehr wohl Möglichkeiten, das anzugehen. Beispielsweise funktionieren Oberleitungsfahrzeuge seit Jahrzehnten sehr effizient, und es ist ohne weiteres denkbar, auch z.B. das Autobahnnetz auf Oberleitungsstrecken für Busse und LKW umzustellen. Es gibt etliche Techniken, die funktionieren. Aber: das würde eine sehr massive Umstellung vorhandener Strukturen sowie Verzicht auf weniger Wichtiges verlangen, und die Aussichten, diese rechtzeitig zu erreichen, sind mau.

Einen ausreichenden Ersatz von Treibstoff durch Akkus sehe ich allerdings auch nicht als realistisch an: Die Energiedichte ist bei Treibstoff 40 - 50 MJ pro Kilogramm, bei modernsten Akkus rund ein Hundertstel. (http://de.wikipedia.org/wiki/Energiedichte#Beispiele ) Das kann man, was den Gütertransport angeht, vergessen.

  • (Des-)Informationskrieg

Es findet seit langem ein (Des-)Informationskrieg statt, der die Implikationen dieser Erkenntnis (Fossile Brennstoffe sind die Grundlage unseres Systems, sie reichen nicht mehr ewig und es gibt keinen Ersatz) so lange wie nur möglich vertuschen bzw. ähnlich wie die mit zweistelligen Millionenbeträgen von der Energiebranche finanzierte "Klimalüge"-Diskussion Verwirrung in der Bevölkerung zu stiften.

Dass es da systematische Desinformation gibt, würde ich auch so sehen. http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/burson-marsteller-neue-akw-schweiz.html

Es werden da auch Trollmethoden angewandt, bei Themen wie "Globale Erwärumung" bei Wikipedia kann man das sehr gut beobachten. Gegen solche Kampagnen müssen wir uns auch in unseren Foren und Listen aktiv zur Wehr setzen, weil sie lähmen und massenhaft Energie und kostbare Bandbreite an Aufmerksamkeit abziehen.

  • Umbau zu einer nachhaltigen Lebensform

Es ist "alternativlos" notwendig (um einmal die Terminologie der Globalisierungsideologen zu verwenden), zu einer Lebensform zu finden, die wegführt von einer konsum- und leistungsorientierten Wachstums- und Wegwerfgesellschaft mit Kapital- (und dadurch Macht-)vermehrung in den Händen weniger und hinführt zu einer nachhaltigen, den Menschen (und seine Position und Rolle in der Natur) in den Mittelpunkt stellenden, basisdemokratischen, aufgeklärten Lebensweise, in denen die Früchte und Möglichkeiten der gemeinsamen Tätigkeit gerechter und sinnvoller verteilt werden.

Es klingt ein wenig pathetisch aber im Kern würde ich dem zustimmen. Weiteres Wachstum wird wahrscheinlich einfach nicht mehr finanzierbar sein. Notwendig ist ein Nachdenken darüber, was die wirklichen Prioritäten sind - letztlich was das Leben lebenswert macht - und das Wirtschaften daran zu orientieren. Ich denke ein großer Teil des heutigen Wachstumsdenkens dient vor allem dazu. Ängste vor einem "weniger" abzuwehren. Ein weit besser funktionierendes Mittel gegen diese Ängste wäre eine Stärkung des Solidarprinzips - nach dem Motto "Sieh zu, was Du als Einzelner leisten und beitragen kannst, aber wenn Du ehrlich mal nicht für dich sorgen kannst, fangen wir dich auf."

  • Gefahr von Kriegen und Chaos

Dass die Mehrheit diese Feststellungen und Folgerungen ignoriert, blind weiterlebt wie bisher und allenfalls nach Ersatz sucht, der die bisherige Lebensweise weiter ermöglicht, bringt die Gefahr mit sich, dass der Kollaps unseres Systems global gesehen zu Verteilungskriegen (die bereits stattfanden und -finden) und lokal zu chaotischen Zuständen wie Plünderungen und bürgerkriegsähnlichen Zuständen, aber auch quasidiktatorischen Notstandsregierungsformen führen wird.

Das scheint auch beim Irak-Krieg eine Rolle zu spielen: http://de.wikipedia.org/wiki/Peak_Oil#Ressourcenkriege (siehe die Quellen zu Greenspan)

  • Ethische Überlegungen

Es spielt keine Rolle, ob das Erdöl und andere fossile Ressourcen noch für 10, 50 oder 100 Jahre reichen. Die Verantwortung der jetzt lebenden Menschen gegenüber zukünftigen Generationen (bei denen es sich nicht um Fremde, sondern unsere eigenen Nachkommen handelt) impliziert die Pflicht, eine Lebensweise zu finden, die nicht nur in Zukunft auch ohne fossile Brennstoffe funktioniert, sondern gemäß Kants Kategorischem Imperativs auch auf alle Menschen der Welt verallgemeinert werden kann. Mit welchem Recht kaufen wir mit unserem Reichtum (der nicht unerheblich historisch auf jahrhundertelangem Unrecht wie Sklaverei basiert) den ärmeren Menschen anderer Länder die Rohstoffe vor der Nase weg, mit welchem Recht pachten Industrienationen ganze Landstriche in Afrika für den Biospritanbau, während nebenan nicht einmal das Grundbedürfnis des puren Überlebens gesichert ist? Mit welcher Ethik können wir unseren überzogenen Lebensstandard rechtfertigen?

Das ist jetzt sicherlich sehr hart ausgedrückt, aber wenn Kriege geführt zu werden, um sich die Ressourcen anderer Länder zu sichern, ist das ethisch eigentlich nicht besser als Raubmord. Da gibt es nichts zu beschönigen.

Diese Erkenntnisse sind schmerzhaft, aber notwendig, um Schlimmeres zu vermeiden bzw. den drohenden Schaden zu begrenzen.